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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Stoffklamotten.
    "Vergraul deine Kunden nicht", sagte Laocoon. "Oder hast du etwa erwartet, dass ich diesen mit Dreck verpressten Fleischabfall in meinem eigenen Mund entsorge?" Der Wurstbrater reichte ihm dennoch die Würste. Laocoon reichte sie weiter. Er reichte außerdem eine kleine Flasche Schnaps weiter, die wie durch einen Zaubertrick sofort verschwand, als sie den Ereignishorizont der schmutzigen Lumpen überschritten hatte, die der Penner wahrscheinlich "Kleidung" nannte. Laocoon ging weiter. Sein Opfer folgte ihm und aß dabei mit der Schnelligkeit eines jeden, der Schlimmes in unmittelbarer Zukunft befürchtet, von dem er nur hofft, dass es erst nach dem letzten Bissen anfangen möge.
    "Wie heißt du, Opa?", fragte Laocoon. Dem Gefragten fiel auf, dass sein Gegenüber selbst keine Preise beim Hürdenlauf mehr gewann. Ihm fiel ein, dass es besser war, einfach seinen Namen zu sagen:
    "Kuttel."
    "Kuttel! Was für ein herrlicher Name! Gut, Kuttel, dann erzähl mir mal was über den Typen, den ich dir vorhin gezeigt habe, ja?"
    "Der war nett zu mir. Hat meine Sachen gewaschen und so. Wir waren oben in irgendwelchen Palastgärten, da geht bestimmt der Kaiser persönlich spazieren, so schön isses da." Laocoon verdrehte die Augen.
    "Ja, was wollte er denn nun? Er hat dich ja wohl nicht mitgenommen, um mal freundlich deine Sachen zu waschen, auch wenn sie es wahrscheinlich noch nötiger hatten als jetzt, so unglaublich mir das aktuell auch scheint."
    "Das kann ich nicht sagen", sagte Kuttel angsterfüllt und stellte fest, dass er es wirklich nicht konnte. Sämtliche dazu nötigen Funktionen wie Erinnern oder Sprechen waren in dieser Hinsicht blockiert. Er duckte sich unter dem vernichtenden Blick seines Gegenübers, das zwischen zusammengebissenen Zähnen äußerte:
    "Ich würde dich jetzt gern foltern, aber ich weiß, dass du wirklich nichts sagen kannst, weil dein liebes Waschweib diese Erinnerungen nämlich für dich weggeschlossen hat, damit du sie nicht jedem Depp erzählst, den du kennst. Und du kennst nunmal ausschließlich Deppen. Aber mir kannst du es ja sagen..." Damit blieb er stehen, griff Kuttels Kopf im Nacken und drückte ihn gegen seinen. Einige innige Augenblicke später, in dem Kuttels Schädel Schmutz und Informationen abgab, ließ Laocoon den Bettler auf das Pflaster plumpsen.
    "Pi!", rief er in Richtung Mond aus. "Na, das hätte ich dir aber auch sagen können, lieber Shardid! Ich weiß zwar nicht, was du jetzt vorhast, aber wahrscheinlich wirst du alles versauen. Ich will gar nicht wissen, wen du alles für deine Zwecke benutzt hast..." Er sah auf Kuttel runter. "Oh. Gute Nacht übrigens." Damit haute er ein letztes Mal seinen Stock auf Kuttel und dann ab.
    Ein mürrisch dreinblickender Pi schloss mit dem schmutzigsten Schlüssel, den man sich vorstellen konnte, die Kapitänskiste auf. Darin lagen einige Schriftstücke, sowie eine ordentliche Menge an Goldmünzen. Er schnaubte verächtlich und schob die Kiste in Richtung Fidi:
    "Das ist für dich." Sie schätzte den Wert fachmännisch. Sie schätzte ihre Situation fachmännisch.
    "Das ist viel zu viel", sagte sie schließlich.
    "Nimm den Rest als Pfeil-ins-Bein-Zulage."
    "He, danke!" Fidi strahlte. Pi erlaubte sich ein halbes einseitiges Viertelgrinsen.
    Etwas später saßen die erfolgreichen Eroberer um die Essensvorräte des Kapitäns an Deck herum. Die zerfetzten Segel killten leise. Sogar die Sonne kam fast durch die Wolken, warf beinahe Schatten. Pako lebte noch, zur allgemeinen Erleichterung. Pis Gesicht blieb düster. Telemann versuchte es mit abstrakt logischer Aufheiterung:
    "Es war die richtige Entscheidung, zuerst das Schiff zu verfolgen, ein bewegliches Ziel. Die Lichtung läuft nicht weg." Pi schnaubte wieder.
    "Du hast selber gesagt, dass wir vom Schicksal quasi zum Erfolg verdammt sind", erinnerte Telemann. Fidi fuhr fort, sich gierig Essen zwischen die Zähne zu schieben. Pi wollte mit seinem Schnauben antworten, doch kam das ohne Enthusiasmus heraus. Selbst seine Miene hellte sich analog zum Wetter auf fast gut auf. Er tat es der Hure nach und stopfte sich genüsslich voll. Kauend legte er sich auf die Planken. Er dachte an Fuzz. Wo willst du da unten hinrennen, Kleiner?
    Fuzz flog. In psychedelischem Tempo riss die Struktur der blitzenden Röhre durch sein Sichtfeld, bis das Schauspiel abrupt endete, als ihn der Tunnel samt seiner Begleiter in ein gummiartiges, spinnennetzförmiges Pilzgeflecht ausspie, das sie erst grob,

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