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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Wächter an die warm beleuchtete Haustür:
    "Guten Abend", sagte der Wächter. "Ich bin Jon Gelder von der imperialen Wache. Ich würde mich gerne auf Ihrem Hof umsehen."
    "Aber gerne", sagte der Bauer. Er nahm einen Schlüsselbund vom Hakenbrett und reichte es seinem Gegenüber. "Wen sucht ihr denn?"
    "Ich will mich erstmal umsehen", druckste Gelder, als er den Bund entgegennahm. "Wir können uns danach unterhalten." Damit drehte sich Jon Gelder um und stakste auf die Scheune zu. Er war eigentlich ein recht umgänglicher Mensch, doch momentan nervte es ihn umheimlich, so einen Auftrag allein ausführen zu müssen. So unwahrscheinlich es war, konnte es doch gefährlich werden. Da laberten die Offiziere die ganze Zeit von Absicherung und Professionalität und dann sowas. Seufzend schob er vorsichtig das Scheunentor so weit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte.
    Jianna schreckte hoch, Jon sah sie auf den ersten Blick. Ein immenser Phasenraum verschiedenster Möglichkeiten tat sich auf, als sich Flüchtende und Obrigkeit eine gefühlte Ewigkeit hilflos gegenseitig in den Augen lagen. Jianna durchbrach den Augenblick durch Panik.
    "Pikmo!", schrie sie. "Halt ihn auf!" Jon Gelder zog sein Kurzschwert. Die Zeit, die er brauchte, um die Waffe rückhands zu ziehen und damit in die Schulterkammer auszuholen, reichte Pikmo, um vom Heuboden vor ihn zu fallen und ihn in dieser Stellung mit einem Arm zu blockieren. Mit dem anderen Arm schlug er den Wächter beinah zärtlich nieder. Das Schwert klapperte auf die gepresste Erde. Der Körper sackte leise zusammen. Sicherheitshalber schob Pikmo die Waffe weg von Gelder und beobachtete sein Werk kurz, aber der Wächter rührte sich nicht mehr.
    "Oh Scheiße, oh Scheiße, oh Scheiße!", kreischte Jianna. "Wir haben einen Wächter umgebracht!"
    "Nein", korrigierte Pikmo ruhig. "Er lebt noch."
    "Oh Scheiße, oh Scheiße, oh Scheiße! Wir haben einen Wächter angegriffen! Sie werden uns hetzen wie Tiere!"
    Er würde sie hetzen wie Tiere, dachte Hauptmann Gramp grimmig. Er ließ seinen Blick anerkennend über sein fertig zusammengestelltes Jagd-Team streifen: Fünf gute Männer zu Pferd und zweieinhalb Hunde (einer der Hunde war ein Felliger). Es fühlte sich angenehm dekadent an, zur Abwechslung einmal über mehr Ressourcen als unbedingt nötig zu verfügen. Am Ende seiner Sichtinspektion fiel der Blick des Hauptmanns auf den immer noch bewusstlosen Milo und die Anerkennung wich aus seinem Blick. Es gibt Menschen, mit denen man auf Anhieb Rapport hat und eine tiefe, seelenverwandte Sympathie spürt. Milo war für Gramp das Gegenteil davon. Nichtsdestotrotz konnte es in vielerlei Hinsicht nützlich sein, einen Freund der Freundin des Mörders dabeizuhaben. Und da er nun schonmal da war...
    Da lag er, Jon Gelder, wie seine Marke verriet, brav und bewusstlos. Jianna stand über ihm und sah stumm zu, wie Pikmo den Wächter sehr gewissenhaft mit Hanfseilen aus einer Scheunenecke fesselte. Da er nun schonmal da war, dachte Jianna, konnte man das doch bestimmt nutzen. Sie erinnerte sich an ihren armen Vater, der gerade wahrscheinlich wegen ihr den übelsten Ärger seines Lebens durchleiden musste. Vielleicht wusste dieser Gelder ja etwas. Einen Versuch war es in jedem Fall wert.
    "Kannst du ihn fragen, ob er etwas über meinen Vater weiß, wenn er aufwacht?", fragte Jianna mit starrem Blick. "Ich meine, so, dass er nicht rumschreien kann." Hatte sie das wirklich gesagt? Es hörte sich an wie das, was die verbrecherische Heldin in Revolverromanen von sich geben würde.
    "Klar." Pikmo drückte fast zärtlich an ein paar Nervenbahnen und Gefäßen Jon Gelders herum und hielt dann den Hals mit beiden Tatzen fest, als der Mann langsam zu sich kam.
    "Bevor du laut werden kannst, bist du tot", informierte Pikmo ihn. "Erzähl mir was." Jon Gelder ohrfeigte sich mental und verfluchte seine Vorgesetzten. Schreien schien ihm keine sonderlich erfolgversprechende Taktik zu sein: die spitzen Krallen an diversen Teilen seines Halses fand er sehr überzeugend.
    "Wenn du nicht völlig defekt bist, weißt du selbst ganz genau, dass ich euch gar nichts verraten werde", sagte Jon leise. Nicht, dass ich irgendwas Interessantes wüsste, fügte er in Gedanken hinzu. Verbal lohnte es sich nicht, an so einen Allgemeinplatz Atem zu verschwenden. Ohne die Augen von Gelder zu wenden, sagte Pikmo:
    "Er hat recht, weißt du? Wenn du wirklich was rausfinden willst, musst du härter agieren." Jianna war gegen ihren Willen

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