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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Mühe und endlich saß der Knoten. Pi trat gegen die Tür und lauschte dann. Milo ächzte umständlich übers Fensterbrett. Pi grinste in sich hinein, dann rammte er sich mit der Schulter den Weg frei. Es trug zu seiner kontinuierlich steigenden Erheiterung bei, dass Milo nichtmal die Tür abgeschlossen hatte und er das jetzt erst bemerkte. Er zog sein Messer und guckte aus dem Fenster nach unten auf Milo, der da keuchend hangelte.
    "Hallo, Milo", flüsterte Pi lächelnd. Milo sah nach oben in gelbe Augen. Pi schnitt das Seil durch.
    Ein erschreckter Moment der Schwerelosigkeit. Freier Fall. Äste und Buschwerk wie Peitschen. Ein Schlag in den Rücken. Scharfer Atem, dumpfer Schmerz, Sterne vor den Augen. Dunkelheit.
    Milo kam hektisch wie ein Ertrinkender wieder an die Oberfläche des Bewusstseins. Dieses seltsame Vieh musste hier noch irgendwo sein. Ruckartig versuchte er, sich aufzusetzen. Dunkelheit. Milo kam hektisch wie ein Ertrinkender wieder an die Oberfläche des Bewusstseins. Diesmal war er vorsichtiger. Er drehte zunächst nur seinen Schädel, der sich irgendwie anfühlte, als hätte jemand in seiner kurzen Abwesenheit flüssiges, heißes Blei eingefüllt. Seine Augen suchten sein Zimmerfenster. Sie fanden es leer. Das erfüllte ihn mit unvorstellbar größerer Panik, als Pi direkt zu sehen. Jetzt konnte er ja überall sein! Vorsichtig rollte Milo sich auf die Seite. Sein geschundener Körper vermeldete das Bedürfnis, sich zu übergeben. Seine Augen konterten schlagfertig, dass er dies offensichtlich bereits getan hatte. Milo drückte sich mit den Armen in eine hockende Position. Als er wider Erwarten bei Bewusstsein blieb, kroch er auf allen Vieren durch die Büsche davon. Er hatte keine Ahnung, wohin er sich gerade bewegte, aber viel wichtiger erschien ihm augenblicklich ohnehin das "wovon weg?". Er ruderte mit einem Arm einen blattreichen Ast fort und fand Pis Fratze dahinter. "Buh!", sagte sie. Milo versuchte gleichzeitig zu schreien und einzuatmen und warf sich in irgendeine neue Richtung. Es gelang ihm dabei tatsächlich, aufrecht zu gehen, obwohl sein Kopf schmerzhaft von den Schultern zu schmelzen schien. Nach einem Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam, schöpfte er einen Funken Hoffnung, weil er noch keine Hand im Nacken spürte. Dann spürte er einen Fuß im Knie. Es überstreckte und warf den Restkörper in den zweiten unerträglichen Aufprall heute. Diesmal blieb Milo einfach liegen.
    "Brav", kommentierte eine Stimme aus dem toten Augenwinkel. "Lernfähig." Der Maler drehte sich resigniert dem Ursprung der Stimme zu und sah zum ersten Mal in Gänze eine blaue Karikatur dieses Pikmo, den Jianna ihm angeschleppt hatte. Sie tätschelte seine Hand. Dann biss sie ihm zärtlich einen Finger ab. Als das Schreien endlich in ein Wimmern überging, erklärte Pi ruhig:
    "Das war das kleine Schweinchen. Als nächstes ist der Daumen dran." Nachdenklich lutschte und kaute das Monster auf etwas herum. "Du könntest mir ein paar Sachen über deine hässliche kleine Freundin erzählen." Er stemmte einen Fuß in Milos Kreuz, rupfte die Hose mit Gewalt von den Beinen seines Opfers und fuhr mit einer Kralle die zitternde Kerbe nach. "Mir wird nämlich immer so schnell langweilig."
    Zu dem Zeitpunkt, zu dem Hauptmann Gramp samt Gefolgschaft mit gezogenen Waffen die Szene betrat, hatte Pi schon mehr als genug Anhaltspunkte gesammelt und den Schauplatz verlassen. Für Milo bedeutete das allerdings keine Erholung. Mit der Unnachgiebigkeit der staatlich ernannten Gerechtigkeit und im Gewissen seiner toten Männer in dieser grotesken Küchenszene packte der Hauptmann den am Boden liegenden Milo, setzte ihn unsanft gegen einen Drachendornbusch und verlangte dann mit vor Wut gelassener Stimme zu verlangen: "Rede." Milo redete. Gramp hörte zu. Als Milos geschundener Körper nach kurzer Zeit die Rechnung einreichte und in einen komaähnlichen Tiefschlaf kippte, wollte Gramp es ihm am liebsten gleichtun. Aber vorher würde er diesen blauen Mörder kassieren, diesen Pikmo, die defekte Ware eines dekadenten Marktes.

Kapitel 5

Bewegung mit Musik

    ...worin Pikmo und Jianna Gastfreundschaft erfahren ~ Pikmo greift einen Wächter an ~ Fahrstuhlmusik ~ Gramps hohes Ross ~ Pi macht den ersten großen Fehler
    Jianna ging gedankenversunken direkt auf den gelben Teller der tiefstehenden Sonne zu. Sie befand sich in einer kleinen Zwickmühle. Einerseits wollte sie jeglichen menschlichen Kontakt sicherheitshalber meiden,

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