Clemens Gleich
mochte sowas.
"Eine Katze aus dem Sack mit den Steinen drin braucht keinen großen Drachen für sich allein", sagte er. "Du bekommst einen schnellen."
"Eine großartige Entscheidung aus einem kleinen Geist. Man ist zufrieden. Man dankt. Man steht in eurer Schuld."
"Das tut man wohl", murmelte der Priesterhäuptling. "Versau es nicht, Pi. Versau es nicht." Beide verbeugten sich theatralisch im Sitzen, bevor sich Pi zum Gehen wendete und der Priesterhäuptling wieder seinem Fellatio zu.
Eine zerzaust wirkende Jianna erhob sich langsam aus dem Gras. Blätter fielen von ihr ab.
"Ist ... es vorbei?", fragte sie unsicher.
"Jep", sagte Fuzz. "Ich hab alles im Griff, ich hab das großartig gelöst."
"Haben wir geträumt?"
"Ja."
"Sind wir eingeschlafen?"
"So ... ähnlich."
"Wie sind wir aufgewacht?"
"In einem Stück."
"Aber Träume können einem nichts tun", behauptete Jianna, die langsam wieder zu ihrer normal querulanten Form auflief. "Träume bringen doch niemanden um!"
"Das denkst auch nur du." Jianna dachte ein bisschen mehr. Sie erinnerte sich.
"Wolltest du mich wirklich von diesem Ding fressen lassen und dann sprengen?"
"Äh... Naja..."
"Das war ja eine lasche Sicherung, dieser Traumdrache", sagte sie schließlich schnippisch.
"Lasch, ha! Ohne mich wärt ihr beide tot."
"Ich glaube, Pikmo und ich hätten das auch ohne dich sehr souverän hinbekommen." Völlig vorwarnungslos verzerrte sich Fuzz' Gesicht in roter Wut.
"Hättet ihr nicht!", schrie er. "Halt's Maul! Das war total schwierig, du Sumpfhuhn!"
"Ich war dabei", entgegnete Jianna kühl. "Es war nicht schwierig. Das Vieh war wahrscheinlich einfach ein bisschen dämlich. Und nenn mich nicht Sumpfhuhn." Fuzz lief mit Tränen im Augenwinkel drohend auf sie zu.
"Ich bring dich um! Ich kann dich immer noch wegsprengen!" Jianna wich unwillkürlich zurück, war sie doch Zeugin davon gewesen, wie viele Tricks dieser offenbar wahnsinnige Junge kannte. Die Drohung schien ihr nicht ganz leer, und der Bub sah völlig weggetreten aus. Schwer atmend, wutweinend lehnte er sich zu ihr, tippte ihr an die Stirn und sagte: "Boom!" Jianna zuckte. Sofort bekam Fuzz einen Lachanfall, der ihn auf dem Boden rollen ließ. Selbst Pikmo musste mitlachen.
"Das war gut! Boom!", keuchte er und zielte ebenfalls auf Jianna. Sie war außer sich:
"Das war nicht gut! Das war nicht komisch!"
"Doch, es war komisch. Er hat so gemacht..." Pikmo fletschte die Zähne. "...und du bist total erschrocken, als er..."
"Halt die Klappe!", unterbrach sie ihn. "Männer!", beschwerte sie sich bei der Welt im allgemeinen. Pikmo wusste aus seinen Tanktrainings einiges über Sicherheitssysteme, also fragte er interessiert:
"Wo ist der Trick mit dem Traumschloss?"
"Der erste Trick ist: Du darfst keine Angst haben. Wenn du Angst hast, wird das Monster unbesiegbar."
"Und ohne Angst?"
"Ohne Angst ist es nur fast unbesiegbar."
"Und der zweite Trick?"
"Der zweite Trick ist: man muss selbst unbesiegbar sein", erzählte Fuzz mit stolz erhobener Nase.
"Sollten wir nicht leise sein?", fragte die schwer beleidigte Jianna. Nichts sagend stimmte Fuzz zu. Wenig wäre peinlicher, als wegen zu lauter Prahlerei den bösen Männern mit den Federn am Kopf in die Hände zu fallen.
Wenig später, viel weiter oben. Auf einem der Riesenäste lief eine Wache auf und ab. Sie bewachte die vielen schwebenden Schiffe, die dort vertäut waren und sanft im Wind wiegten. Sie pfiff außerdem ein Liedchen, das auf seltsame Weise gleichzeitig fröhlich und traurig war. Derart pfeifend lief die Wache ins Leere, fiel pfeifend in die Tiefe. Als die letzten Noten verstummten, hob Pikmos blauer Arm ein Blatt an, das sie eben noch alle drei problemlos bedeckt hatte. Gegen ihren Willen war Jianna beeindruckt von Fuzz:
"Ich kenne kein Kind, das so viele Tricks kann. Ich kenne noch nichtmal einen Erwachsenen."
"Tja! Das wundert mich gar nicht", krähte Fuzz hinter ihr mit den Händen in den Hüften. "Ich bin der Meister aller Träumer. Vielleicht bin ich nichtmal da. Vielleicht träumst du mich nur und fällst schon." Er streckte scheinbar willkürlich den Arm aus, der beim Ende der Bewegung auf einen Punkt am Ende des Astes zeigte:
"Uund das ist jetzt unser Transporter!" Der auserwählte Transporter war ein kleiner Frachtsegler mit zwei Masten, ein großes Klauensegel vorn, ein kleineres hinten. Sie waren fahl weiß und schienen daher die Sichel des gerade aufgehenden Mondes zu karikieren, dessen Form sie verzerrt
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