Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
Vom Netzwerk:
genannt wurde. Ihre transluzenten Flügel hatte sie angelegt. Sie schien Gramp aus leeren Cockpitscheiben kalt zu taxieren.
    Der wiederum nickte zufrieden. So hatte er sich seine Karriere bei der Wache vorgestellt. Zusammen mit seinen lädierten Männern und einigen Mitgliedern der lokalen Truppe ging er auf sein neues Schätzchen zu. Der Felligenhund trottete mit seinen blutfleckigen Verbänden unbeholfen wie eine Mumie hinterher, was Gramps gute Laune keineswegs minderte. Als die Kranken fast am sich eben öffnenden Maul des Metallrochens waren, spie eben dieser einen groß gewachsenen Mann aus, der den langen roten Mantel der imperialen Feldingenieure trug. Er trug außerdem eine Brille, die sich im durchfallenden Tageslicht selbst verdunkelte, bläulich tiefschwarze Haare, die tätowierten Anker einiger Äthermaschinen und einen überlegen gelassenen Gesichtsausdruck. Er trug außerdem den Namen Major Magnus Palankin, und das beeindruckte Hauptmann Gramp am meisten. Dabei ging es am wenigsten um den Rang, jeder Furz war ja heutzutage Hauptmann, fand der Hauptmann. Nein, die Person Palankin war für sich genau nach Gramps Geschmack: Obwohl als Kether geboren, bildete er sich auf diese Abstammung aus der höchstangesehenen Bevölkerungsgruppe der traditionellen imperialen Hierarchie weder etwas ein, noch erwähnte er sie überhaupt. Sie stand in seinen Akten, wie in jeder Akte ein Abstammungsvermerk stand. Für Gramp, der sich gelegentlich über den Major informiert hatte, schien es sogar, als verachte dieser die Kether, denn ein paar seiner schärferen Aussagen enthielten implizit den Vorwurf der Degeneration. Nein, man kannte Magnus Palankin nicht wegen seiner Abstammung. Wahrscheinlich kannte man ihn außerhalb der Truppen überhaupt nicht, aber wer sich intern auch nur ein bisschen auf dem Laufenden hielt, musste von ihm gehört haben, und zwar praktisch ausschließlich Positives. Als Mann der Tat hatte er sich nach seinem technischen Studium an der Militärakademie von Romala nicht wie seine Mitabsolventen in den großen Labors der Hauptstadt verschanzt, sondern widmete sich mit enormem Aufwand dem körperlichen Training, damit er als Feldtechniker direkt an der Front arbeiten konnte, wo er immer wieder von sich reden machte, indem er aus Nichts eine Lösung zauberte, die er dann am liebsten direkt selbst gegen den Feind trug. Wäre Anforth Gramp noch ein kleiner Junge, hätte Magnus Palankin einen Platz in seinem Heldenpantheon gefunden, nebst einem Platz auf einem Poster über dem Bett. Wie es stand, blieb Gramp eine verdecktere Bewunderung mit einem Hauch von Neid, wie sie bei älteren Männern für jüngere Vorbilder üblich ist. Hocherfreut schüttelte der ältere Mann seinem jüngeren Vorbild die Hand.
    Noch einen Anlass zur Freude gab es, als Gramps Männer samt ihrer Sachen verstaut waren: Sein angefordertes Suchergewehr war da. Andächtig nahm er es vom Halter des Waffenschranks. Suchergewehre waren ein teures, exquisites Stück Technik. Erstens mochte der Hauptmann so etwas, doch zweitens und viel wichtiger brachte ein Suchergewehr in hektischem Kampfgetümmel entscheidende Vorteile. Der Schütze musste jedes Ziel mit einem Marker nur einmal richtig treffen, danach suchten sich die eigentlichen Projektile selbst ins Ziel, egal aus welcher Waffe des Verbands sie nun stammten. Gedacht war die Waffe eher für harte Ziele, aber nach Gramps Einschätzung war diese Kreatur ein derart schneller, zäher Bastard, dass man sie durchaus dort einsortieren durfte. Ruhig blickte er den Lauf entlang, Kimme und Korn in Flucht bringend.
    "Die Explosivgeschosse im Munitionsschrank sind nur zu Übungszwecken", unterbrach ihn da die ruhige Stimme Palankins in seiner Meditation. "Ich habe Anweisungen, Ihnen das hier zu geben." Der überrumpelte Gramp glotzte blöd. Er nahm ein dickes Magazin entgegen, in dem oben ein seltsam organisch anmutendes Projektil zu erkennen war. Schlürfer. Der Hauptmann war hin- und hergerissen zwischen Faszination, Respekt, Zweifel, Abscheu und noch ein paar anderen Dingen, die ihm gerade nicht unmittelbar greifbar schienen. Schlürfer wurden hergestellt, indem larvenartige Kreaturen der Niederwelten beschworen und mit einer spitzen Kanüle fusioniert wurden. Drang so ein Projektil in ein weiches Ziel ein, fing die widerliche Konstruktion an, in irrem Tempo Körperflüssigkeiten durchzupumpen. Kein schöner Anblick. Noch weniger ein schönes Gefühl. Diese Waffe war auf dem Schlachtfeld

Weitere Kostenlose Bücher