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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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demoralisierend und mit gutem Grund normalerweise überall verboten. Magnus Palankin las das Gesicht seines Gegenübers:
    "Extreme Zeiten verlangen manchmal extreme Lösungen, Hauptmann Gramp. Und haben Sie keine Angst, die Schlürfer sind präpariert. Sie funktionieren nur bei einigen wenigen Zielen, bei denen wir diese Maßnahme als gerechtfertigt ansehen." Während Palankin auf der Brücke das Schiff auf Kurs brachte, verstaute Gramp das Magazin in seinem Spind, den er gewissenhaft zweimal verschloss. Es geht vorwärts, dachte er und schmunzelte. Leni hatte das immer in genau solchen Situationen gesagt und meistens Recht behalten. Gramp begab sich auf die Brücke und ließ sich die durch Scheiben sickernde Sonne aufs zufriedene Gesicht scheinen.
    Die Natur der Weltenscheide bedingte es, dass die Zeit hier mit der Zeit da kaum mehr miteinander zu tun hatte als ganz lose verwandte Familienmitglieder an entgegengesetzten Enden des Stammbaums. Man sah sich eigentlich nie, und wenn es mal passierte, war es allen Beteiligten unangenehm, ja: peinlich. Bei Pi war es gerade Nacht, zu einem mit "gleichzeitig" peinlich entfernt verwandten Zeitpunkt. Zusammen mit einem Wärter betrat Pi die Drachenställe, eine Blätterkuppelkonstruktion hoch oben in den Baumkronen. Von einer Galaxie bunter Laternen beleuchtet saßen, hingen, lagen dort Panzerechsen in schillernden Farben. Manche streckten ihre ledrigen Schwingen zu beeindruckenden Spannweiten. Der Wärter führte Pi über einige Hängebrücken und in die dicken Äste eingeschnitzte Pfade zu einem schlanken Exemplar. Es schimmerte blau und grün. Es zerriss außerdem gerade genüsslich ein Stück Fleisch, das bei näherer Betrachtung wohl mal ein Kollege des Wärters gewesen war. Pi ließ das kalt, er beobachtete den lebendigen Kollegen dabei, wie er aufsattelte. Offenbar ließ es den auch kalt. Ein Zaumzeug gab es nicht, denn Drachenreiter koppelten sich mental mit ihren Reittieren, um missverständnislos fliegen zu können.
    "Warte hier", sagte der Wächter, als er fertig war. Das waren die einzigen Worte, die er in der ganzen Zeit an Pi richtete. Dann ging er. Pi zog ihm eine Grimasse und dann ein wenig Rauchkraut aus der Tasche, das er dem Drachen vor die Schnauze hielt. Das Tier schnaufte und züngelte und schließlich fraß er es. Plötzlich legten sich Krallen auf Pis Schulter:
    "Tst, tst, tst... Das ist aber nichts für kleine Drachenkinder." Pi drehte den Kopf. Hinter ihm stand niemand. Jemand stand allerdings auf seiner Schulter, eine Art glubschäugiger Flughund, der gerade "Hallo" sagte. Pi schnappte sich den Neuankömmling und fing an, ihn zu zerdrücken.
    "Halt!", rief das kleine Fledertier ohne offensichtliche Aufregung. "Ich bin dein Führer, dein Kopilot, dein Navigator der Lüfte. Mach das nicht kaputt."
    "Ich brauche sowas nicht. Ich komme sehr gut allein zurecht." Das Wesen schaffte die Andeutung eines Schulterzuckens: "Ich bin zusätzlich der Aufpasser von Pako hier. Es gibt den Drachen nicht ohne mich." Pi grummelte unverständliche Flüche und ließ den Kleinen fallen. Der fing sich, strich sich das Fell glatt und sagte dann:
    "Fangen wir nochmal von vorne an. Mein Name ist Telemann, und ich bin dein Flugbegleiter." Pi fing an, sich ein Pfeifchen zu stopfen.
    "Telemann, hm?", sagte er. "Ich dachte, die Pixies machen diesen Job."
    "Fiese Biester, oder?"
    Stille. Telemann runzelte die Stirn hoch.
    "Die Pixies können dich nicht leiden, mein Bester, deshalb hast du großes Glück und mich als Begleitung." Pi beschwor eine Flamme auf eine Kralle, zündete seine Pfeife an und sagte nichts. Telemann übernahm:
    "Und außerdem muss ich dir sagen und mir eingestehen, dass man hofft, wir würden uns gegenseitig auf die Nerven gehen. Du kennst diese Leute ja." Pi schnaubte verächtlich. Dann rauchte er an und reichte die Pfeife weiter.
    "Na dann: Auf gute Zusammenarbeit, du hässlicher Putzlappen."
    "Wir werden uns blendend verstehen", seufzte Telemann, "..blendend!" Sie rauchten eine Weile im Stillen, bis beide genauso unzurechnungsfähig waren wie ihr fliegender Untersatz gerade aus Richtung Magen wurde. Telemanns Augen waren rubinrot, das passte gut zur schwarzen Haut, die sich vor allem an seinen ledrigen Schwingen vom sandfarbenen Fell abhob. Die nativen Einwohner Sansarals zogen ihn damit auf, dass er zu viel rauchte, tatsächlich jedoch war rot in unterschiedlichen Schattierungen seine normale Augenfarbe. Schon in den wenigen Worten, die er mit Pi

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