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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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interessiert. Das war ziemlich blöd von mir, oder? Fragt bestimmt jeder. Es tut mir leid. Wie wär's, wenn ich Sie dafür in den 'Keller' einlade, so als Wiedergutmachung, und wir reden nicht mehr drüber?" In Alvin Olz' Kopf jaulten weit hinten die Sirenen auf, doch er überhörte sie. Von außen sagte Alvin Olz' Kopf "Ja", indem er nickte. Das war nun keine Unvernunft, sondern er hatte schlicht nichts Besseres zu tun.
    Nichtsbessereszutunhaben war der Grund für die größten Katastrophen nicht nur in Alvins Leben, aber er hatte die einleuchtende Ursache mit der katastrophalen Wirkung noch nicht miteinander in Verbindung gebracht, weil er zum Zeitpunkt einer möglichen Reflektion immer etwas Besseres zu tun hatte. Jetzt hatte er also nichts Besseres zu tun, als mit zwei zwielichtigen Trinkern in den "Keller" zu gehen.
    Der Keller war ein bekannter oder eher: berüchtigter kleiner Club am Rand der Slums rund um Romala. Die Leute aus der inneren Stadt gingen hierher, um ihre Dealer zu treffen, die Leute aus den Slums kamen her, um ihre Kunden abzuzocken. Trotz allem war es nicht allzu groß, es herrschte normalerweise eine fast schon familiäre, gemütliche Stimmung – zumindest, solange keine Schlägereien am Wüten waren. Es gab eine kleine, abgesenkte Tanzfläche, die Stammgäste nannten sie "das Loch im Boden" oder einfach "das Loch". Überall am Rand standen in der schummeligen Dunkelheit leicht siffige, schwer gemütliche Sofas, auf denen die düsteren Geschäfte stattfanden, solange noch nichts Schlimmeres dort passierte. Zur körperlichen Ertüchtigung gab es außer einer Bar über die gesamte Clublänge noch Tischpao- und Flipperautomaten sowie ein paar Kartentische. Salvin kannte den Club von Treffen mit Kontakten aus den Slums, Alvin kannte den Club, weil er hier schon einmal auf der Suche nach (zu) jungen Prostituierten gelandet war, Helwer kannte den Club lediglich aus den Warnungen der Wache. Es war das ideale Setting für einen kaum kontrollierten Absturz – der erwartungsgemäß gleich nach dem Eintritt begann. Salvin sorgte für Alkohol, Alvin sorgte dafür, dass er schnell weg kam. Irgendwann stellte er fest, dass ein nichtssagendes junges Mädel in seinem Arm aufgetaucht war, die an seinen Getränken parasitierte, aber er war zu benebelt, um mehr zu tun als ihre Existenz eine knappe Stunde nach ihrem Erscheinen zur Kenntnis zu nehmen und sofort wieder zu vergessen. Stattdessen erzählte er unentwegt von einer gewissen "Roberta", die wohl seine letzte, erste, vielleicht einzige Frau gewesen war – irgendwann. Salvins Plan ging jedenfalls auf: Sie mussten bald einen Biotechniker nach Hause schleppen, der fast nur noch aus Alkohol bestand.
    Alvin Olz wohnte in einem hässlichen Wohnklotz, dort jedoch immerhin in der Penthouse-Wohnung ganz oben. Die hatte eine komplett umlaufende Balkon-Terrasse, große, hohe Türfenster, die auf ebendiese führten und eine großzügige Raumaufteilung mit viel Luftraum innen. Eine Wohnung, aus der man etwas machen könnte. Alvin war jedoch nicht "man". Was er daraus gemacht hatte, war eine beliebig bemöbelte Junggesellenwohnung mit einer die Wohnung komplett umlaufenden Müllhalde aus leeren Flaschen auf dem Balkon. Helwer und Salvin luden den armen Ingenieur in sein Bett ab, dann sahen sie sich um. Helwer war nervös. Er hatte so wenig wie möglich getrunken, in der Angst vor einem Wiedersehen der Getränke per Rückwärtsgang. Er hatte außerdem noch keinen Einbruch verübt, stellte ihn sich aber in etwa so vor wie das, was gerade passierte. Was tat er hier eigentlich? Und warum fragte er sich das die letzten Tage so oft? Salvin unterbrach ihn, indem er aufgeregt mit einem Gedankenfänger vor seinem Gesicht wedelte, den er offenbar auf dem Schreibtisch gefunden hatte.
    "Bingo!", keuchte er. "Verdammt, natürlich gesichert... Warte mal... Wie hieß diese Frau nochmal, von der er es die ganze Zeit hatte?"
    "Roberta." Salvin tippte sich an die Stirn und löste mit diesem Schutzbegriff tatsächlich die Sperre des Geräts. Ha! Manchmal konnte das Leben fast zu einfach sein. Mit der selbstverständlichen Bediengeschwindigkeit eines erfahrenen Nutzers stöberte er im Erinnerungswust, der hauptsächlich aus technischen Detailideen bestand, die er in keinster Weise begriff. Manches davon hätte genausogut eine Sprache von der anderen Seite der Welt sein können, weil er außer "die" oder "des" kein Wort erkannte. Nach recht kurzer Zeit jedoch stieß er auf eine

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