Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
Vom Netzwerk:
namens Mara Millwell und ihren Auftritt im Biolabor. Bis auf eine Leonards Ansicht nach recht normale Mädchenvergangenheit enthielt der Artikel nur Vermutungen – groß aufgeblasen, aber nur mit viel heißer Luft. Vielleicht langsam zu viel. Hoffentlich.
    Während Leonard seinen Gedanken nachhing, während sein Blick sich auf der Zeitung ausruhte, kringelte sich plötzlich das Papier und mit einem "Plapp" fiel ein Briefdämon aus einer kleinen Rauchwolke. Oder war es Dampf? Leonard überlegte, dass er doch mal etwas darüber gelesen hatte, dann überlegte er, wo, wann, wie, dann überlegte er, wieso er überlegte, weil das Thema doch, bei näherer Überlegung, doch eigentlich eher langweilig war. Also kehrte seine Aufmerksamkeit zurück zum Briefdämonen, der sich eben entrollte, um seinen platten Bauch zu zeigen. In den Relieflettern dort stand etwas Interessantes. Eine Kolonne von Transportern verließ gerade die imperialen Biolabors. Geschätzte Richtung: Fernbahnhof. Der Text weckte Leonard in einer Intensität auf, an der aufputschende Getränke seit Stunden scheiterten. Von wem war die Nachricht? Ah, von diesem Penner. "Garg Frumpp". Komischer Name. Aber guter Informant. Der hatte doch diese Bettelmasche gehabt: Leute mit Fakten über ihren (vermuteten) Zielort auf die Nerven gehen, bis sie ihm Geld gaben. Wenn er auf Anhieb richtig lag, konnte er höhere Erfolgsraten verbuchen, warum auch immer. Vielleicht fürchteten die Angesprochenen, das sei eine Art imperialer Test der Nächstenliebe. Egal.
    Leonard Letterngießer nahm noch einen letzten Zug aus seinem rauchenden Stummel, dann griff er zu Mantel und Tasche. Er stand auf. Er setzte sich wieder hin. Er spannte einen Briefdämon in die Maschine ein und bat den Penner, ihn am Fernbahnhof zu treffen. Als der Brief sich auf den Weg gemacht hatte, tat Leonard es ihm nach. Es gab jedoch ein Hindernis. Leonards Chef war einer jener Chefs, deren Türen immer offen stehen. Sie stehen deshalb offen, damit sie alles mitkriegen. Sie stehen offen, damit sie schnell durch sie hinaus- und einschreiten können, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Aus dieser offenen Tür schrie eine Stimme:
    "Lennard! Wo willst du hin?" Leonard erklärte es ihm.
    "Das kommt ja überhaupt nicht in Frage!", ereiferte sich die Stimme. "Reine Zeitverschwendung. Lass das die vom Echo machen." Leonard verteidigte sich.
    "Lennard..." Die Stimme wurde fast zärtlich. "Wie viele Seiten druckfähiges Material sind bisher aus deiner Obsession mit diesem Thema gekommen? Na?" Leonard ging die Geduld aus. Er schlug vor, sofort etwas Urlaub zu nehmen. Dann konnte er auch gleich die liebe Familie besuchen.
    "Gut", stimmte die Stimme zu. "Wenn du deine eigene Zeit verschwenden willst, bitte. Aber nach deinem Urlaub will ich mal wieder ein paar zündfähige Artikel aus deiner Maschine laufen sehen. Wir haben ein Manuskript zum Thema 'generelles Basiseinkommen für alle imperialen Bürger' in der Redaktion liegen. Genauer: Es liegt bei dir – seit Monaten." Leonard jajate, ging und verdrehte dabei die Augen. "Generelles Basiseinkommen"! Langweiliges Liberalenthema, das der Chef bestimmt nur wollte, damit sich die Leser verkaufswirksam um so einen Quatsch stritten.
    Der Penner namens Frumpp stand in allerbester Laune in seinem "Büro": So nannte er einen kleinen gepflasterten Platz im äußersten Ring von Romala, in dessen Mitte ein geradezu klischeehafter Springbrunnen sprudelte. Er war jetzt unter die Geschäftsleute gegangen, sagte er sich selbst. Es war ein harter Weg gewesen, aber sein Talent, immer am richtigen Platz zu sein, obwohl er dort laut Stadtwache gar nicht sein durfte, das hatte sich bezahlt gemacht. Betteln musste er nur noch als nostalgische Nebenbeschäftigung. Bald würde er... Eine Nachricht von Leonard unterbrach Garg Frumpps Gedankengänge: Ein Treffen am Bahnhof, soso. Ein Geschäftstreffen! Er zückte seinen von Leonard gespendeten Briefdämonenblock und sagte zu. Dann zückte er einen von Salvin Huntgeburth gespendeten Briefdämonenblock. Frumpp hatte die Grundzüge des Wirtschaftslebens schnell begriffen. Er zog ein Exemplar von Salvins Block ab. Das finanzkräftige Spesenkonto des Echos erlaubte Garg, sprechende Dämonen zu verschicken, was er mit geschäftegenießerischem Gebaren tat. Vielleicht hörte, sah ja jemand zu.
    "Ja, hallo, hier ist Geschäftspartner Frumpp. Da scheint ein Transport vom Biolabor zum Fernbahnhof stattzufinden. Äh... Und kann ich bisschen mehr Kohle haben,

Weitere Kostenlose Bücher