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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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das Spiel gewinnt. Ohne sehen die Generäle alt aus." Der Major lehnte sich neben ihm an eine Instrumentenwand.
    "Trotzdem...", fing Gramp an.
    "Dann gefällt Ihnen wahrscheinlich mein nächster Vorschlag: Lassen Sie uns zurückfliegen nach Romala."
    "Was?"
    "Sie wollten doch ein bisschen hinter die Kulissen gucken. Laocoon hat mich nochmal kontaktiert."
    "Wer ist Laocoon?"
    "Die Ministeriumsstimme, die mich damals ins Militär geholt hat. Von der ich erzählt habe."
    "Ah, ja."
    "Er hat sich an Shardids Erinnerungen zu schaffen gemacht." Gramp pfiff beeindruckt.
    "Darf er das denn?", fragte er.
    "Wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist Shardid aber auch schon gebrandmarkt, weil er verdächtig agiert und Laocoon genießt zugedrückte Augen bei dem, was er tut. Aber ich vermute einfach blind."
    "Und was hat er gefunden?"
    "Eine Erinnerung aus dem Hotel. Er hat sie zwar geknackt, aber noch nicht angesehen. Er weiß auch nicht, ob es eine aufgezeichnete Erinnerung des Felligen ist oder Shardids eigene."
    "Worauf wartet er denn mit dem Angucken?"
    "Auf uns."
    "Auf uns?", fragte Gramp ungläubig.
    "Auf uns. Laocoon hat den Schutz der Erinnerung zwar geknackt, aber mit Abstrichen. Er kann sie einmal abspielen und für eine vernünftige Detailauflösung muss es am Aufzeichnungsort sein. Er hat uns eingeladen, das zu sehen, weil wir ja mit dem Fall betraut sind."
    "Sollten wir nicht lieber in die andere Richtung gehen und die Verdächtigen da erwarten, wo Sie gesagt haben und sie dann vernehmen?"
    "Hauptmann Gramp, Sie können mir ruhig glauben, wenn ich sage, dass wir Zeit haben." Magnus setzte sich und presste die Fingerspitzen aufeinander. "Ich habe die Bordkanone an der Libelle durch einen Zusatzakkumulator getauscht. Wir können also auf einen Sprung in kürzester Zeit in Romala sein und später wieder zur Mannschaft auf dem Schiff stoßen. So eine Chance für einen potenziellen Blick hinter die Kulissen gibt es so schnell nicht wieder."
    "Sie sind sich ganz sicher mit der Zeit? Das will mir nicht so recht in den Kopf."
    "Ich bin mir ganz sicher."
    "Wir sollten die Wache vor Ort alarmieren", fand Gramp. Er fand außerdem zunehmend Gefallen an dieser Wendung der Dinge.
    "Sind schon längst auf dem Laufenden."
    "Ja", entschied der Hauptmann. "Ja, verdammt, wir machen's. Ich will ja wirklich einmal in all den Jahren bei der Wache mehr wissen, als mir zugetraut wird."
    Leonard Letterngießer wollte mehr wissen. Das war so eines seiner Probleme. Leonard arbeitete in Romala bei einer kleinen, alternativen Tageszeitung namens "Tagespost", kurz "tapo" genannt. Mit so einem Nachnamen hatte er kaum eine andere Wahl gehabt, als Schreiberling zu werden. Gerade schlappte er vom Kaffeespender zurück zu seinem Schreibtisch, eine seiner stinkenden, selbstgedrehten Zigaretten in der Hand. Es war einer dieser trägen Siruptage, an denen nichts vorangeht, nichtmal die Zeit. Vielleicht sollte er ein bisschen in den anderen Zeitungen blättern, die sich auf einer Ecke seines Tisches so hoch stapelten, dass seine Kollegen heimlich Wetten darauf abschlossen, wann der schiefe Turm von Leonard endlich kippte. Vielleicht sollte er auch einfach die Luft vor seinem Gesicht anstarren, Nachdenken simulierend, bis das Gehirn endlich bereit war, ein wenig Fahrt aufzunehmen. Augenblicklich jedenfalls herrschte völlige Flaute im Hirnkasterl. Dabei wollte er doch am liebsten den genialen Gegenschlag gegen diese unmöglichen Geschichten vom Täglichen Echo führen. Leonard stand sich bei solchen Unterfangen selbst im Weg mit seiner Art zu Arbeiten: Er fand Fakten. Salvin erfand Fakten. Salvin hatte es ungleich einfacher, Spannung zu erzeugen.
    Am Schreibtisch angekommen, betrachtete er diesen mit unterschwelligem Missfallen. Diese Reaktion zeigten praktisch alle Betrachter dieses Monuments der Verzettelung. Auf dem stabilen, wurmigen, alten Holztisch stand eine gut gebrauchte mechanische Schreibmaschine. Sie bildete das zentrale Orientierungselement inmitten eines Gebirges von Papier, in dessen geologischen Schichten hochbrenzlige Informationen alterten, bis sie als Fossilien aus Tinte von kommenden Generationen bemerkt und entsorgt würden. Leonard fand ein nahezu ebenes Papierplateau für seine Kaffeetasse, dem sie einen weiteren braunen Ring hinzufügte. Er griff zielgerichtet ins Papier und zog eine Ausgabe des Echos hervor. "Dienstmädchenwünsche schuld am Krieg", stand dort. Salvins neuester Auswurf war eine etwas müde Abhandlung über ein Mädchen

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