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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Erinnerung", sagte Palankin anstatt einer Begrüßung.
    "Tja, mein Lieber, Alter und Sorge haben auch vor mir nicht Halt gemacht", gab die Stimme zurück. "Wollen wir?" Laocoon setzte sich aufs Bett. Die beiden anderen zogen sich die Sessel vom großen Fenster her, und nahmen ihm gegenüber Platz. Aus den Tiefen seiner roten Robe produzierte der Alte ein Schälchen, das offensichtlich früher als Teil eines Schädels ein Gehirn geschützt hatte. Dorthinein goss er eine zähe, schwarzrote Flüssigkeit aus einem tönernen Fläschchen mit einem Pulver zusammen. Es zischte.
    "Nicht gerade die üblichen Methoden des Ministeriums", bemerkte Magnus.
    "Richtig", sagte Laocoon und rührte den Batz mit einem Finger um. "Nur sind die üblichen Methoden alle mit einem imperialen Protokoll verbunden, das andere Stimmen einsehen können. Ich will aber, dass Shardid so lange wie möglich ahnungslos von meinen Verdachtsmomenten bleibt. Immerhin könnte ich mich auch irren. Und jetzt Ruhe bitte."
    Aus der Schädelschale stieg weißer Rauch auf, der sich im Zimmer verteilte. Er schien die Räumlichkeit vorsichtig zu sondieren, als überlege er, wo er hinwabern sollte und wo nicht. Langsam bildeten die feinen Schwaden Umrisse. Schließlich schien es, als werde der Rauch durchsichtig, doch er zeigte tatsächlich ein Bild: dasselbe Zimmer in der Vergangenheit. Es war leer, bis auf eine blaue Gestalt.
    Pikmo sitzt auf dem Bett. Er hat einen klaren Befehl erhalten, dort zu warten. Er sitzt. Und sitzt. Und sitzt. Und dann sitzt auf einmal jemand neben ihm. Shardid, die Stimme des Ministeriums.
    "Hallo", sagt Shardid.
    "Hallo", sagt Pikmo. Pikmo ist nicht im Geringsten beunruhigt. Der Gehorsam zu Stimmen des Imperiums liegt ihm in den Chromosomen. Shardid sagt:
    "Du liebst eine Frau."
    "Ja", sagt Pikmo.
    "Ich gebe dir den Befehl, sofort nach ihr zu suchen. Lass dich nicht von der Wache aufhalten, wir stehen über der Wache. Lass dich nicht von deiner Besitzerin aufhalten, sie wird schadfrei gehalten. Wiederhole, wenn du verstanden hast."
    Pikmo wiederholt.
    "Gut. Hier ist ihre Adresse. Wenn jemand dich fragt, wirst du statt der Wahrheit sagen, sie hätte sie dir gegeben."
    "Verstanden." Pikmo nimmt den Zettel entgegen. "Wie soll ich ...?"
    "Such dir Hilfe." Shardid schnippt. Ein Bild blitzt auf, darin ein Schild: "Ich helfe Felligen!" Shardid steht auf.
    "Das Ministerium benötigt jetzt dieses Zimmer. Du hast dein neues Programm. Geh jetzt. Lass dich nicht im Foyer blicken, sondern nimm den Dienstbotengang zum hinteren Notausgang, den du vom Aufzug aus gesehen hast. Lass dich nicht aufhalten." Shardid beendet die Programmierung mit einer Geste. Pikmo steht auf, um zu gehen. Shardid hält ihn am Arm fest. Pikmo reißt sich los und läuft aus dem Zimmer. Shardid nickt. Offenbar ist er zufrieden über diese Bestätigung seiner Befehle. Dann fängt er an, das Zimmer zu zerstören.
    Langsam löste sich der Rauch auf. Nachdenklich schwiegen die drei Männer eine Weile. Schließlich räusperte sich Laocoon.
    "Seltsam", sagte er, "Aber wenn er das geplant hat, würde es mich nicht wundern, wenn er auch beim Bau im Bioreaktor an dieser Kreatur herumgepfuscht hat. Ich wäre sehr vorsichtig, was Shardid angeht. Seine Agenda ist nicht die unsere." Er griff in seinen Umhang und zog einen länglichen, blauschwarzen Gegenstand heraus. Ein Sichtfenster auf der Seite zeigte einen Kristall in einer Montierung, der schwach glühte. Das war ein Schwingungsprojektor, eine für die meisten Bürger des Imperiums verbotene Schallwaffe. Man konnte über Einstellringe entlang des Schaftes die Schallfrequenz und -intensität ändern, sie sogar bis zu einem sanften, betäubenden Brummen hinunterdrehen, doch die Standardeinstellung war ein Ultraschall, der durch Resonanzen schrille Schreie erzeugte und Knochen zu Staub vibrierte, was meistens weitere schrille Schreie erzeugte. Laocoon verschloss das Sichtfenster mit einer Blende, prüfte die Sicherung der Waffe und gab sie dann Gramp, der unwillkürlich "nicht noch eine" dachte.
    "An dieser Waffe hat Shardid mit Sicherheit nichts manipuliert", sagte Laocoon. "Die habe ich inkognito kaufen lassen. Wenn der flüchtige Fellige Probleme macht, würde ich ihn lieber damit erledigen. Nur zur Sicherheit." Der alte Mann erhob sich. "Jetzt muss ich weiter. Wenn ich noch was rausfinde, lasse ich es euch wissen. Und versucht besser nicht, mich zu kontaktieren, ich will verdeckt ermitteln können, ohne dumme Fragen von oben, unten,

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