Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Automatenangriffs durchkämmten.
Im Salon kam das lauteste Geräusch dagegen von der alten Standuhr, die in der Ecke vor sich hin tickte. Die Vorhänge waren weit geöffnet und der Konsul stand in einem matten Lichtstrahl, die Arme vor der Brust verschränkt. »Das ist Irrsinn, Charlotte«, sagte er aufgebracht. »Völliger Irrsinn, noch dazu auf der Fantasie eines Kindes beruhend.«
»Ich bin kein Kind«, fauchte Cecily. Sie saß in demselben Sessel beim Kamin, in dem Will in der Nacht zuvor eingenickt war – lag das wirklich erst so wenige Stunden zurück?
Will stand neben ihr, mit finsterer Miene. Er hatte keine Zeit gehabt, seine Kleidung zu wechseln. Henry hatte seinen Platz am Bett seines Parabatais eingenommen; Jem lag noch immer im Koma und nur die Ankunft des Konsuls hatten Charlotte und Will dazu bewegen können, sein Zimmer zu verlassen.
»Außerdem haben meine Eltern Mortmain gekannt, das wissen Sie ganz genau. Er hat die Freundschaft mit meinen Eltern … mit meinem Vater gesucht. Er hat uns Ravenscar Manor überlassen, als mein Vater … als wir unser altes Haus in der Nähe von Dolgellau verloren hatten.«
»Das stimmt«, bestätigte Charlotte von ihrem Schreibtisch aus, auf dem sie verschiedene Dokumente ausgebreitet hatte. »Ich habe Ihnen doch im Sommer davon berichtet … davon, was Ragnor Fell mir über die Familie Herondale mitgeteilt hatte.«
Will nahm die Fäuste aus den Hosentaschen und wandte sich an den Konsul. »Für Mortmain war es ein riesiger Spaß, meiner Familie dieses Haus zu geben!«, stieß er wütend hervor. »Er hat mit uns gespielt. Warum sollte er nicht auch jetzt seine Spielchen mit uns treiben?«
»Hier, Josiah«, sagte Charlotte und deutete auf eines der Dokumente vor ihr, eine Landkarte von Wales. »In Idris gibt es einen Lyn-See – und hier haben wir den Tal-y-Llyn-See, am Fuß des Cadair Idris …«
»›Llyn‹ bedeutet ›See‹«, warf Cecily gereizt ein. »Wir nennen ihn Llyn Mwyngil, obwohl manche ihn als Tal-y-Llyn bezeichnen …«
»Und wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt noch ein Dutzend weiterer Orte namens Idris«, knurrte der Konsul, ehe ihm offenbar bewusst wurde, dass er sich mit einer Fünfzehnjährigen stritt, und er die Lippen aufeinanderpresste.
»Aber dieser Ort hier hat eine besondere Bedeutung«, entgegnete Will. »Es heißt, die Seen in den Bergen seien unendlich tief … und der Berg wäre im Inneren hohl und die Heimat der C ŵ n Annwn, der Hunde der Unterwelt.«
»Die Wilde Jagd«, ergänzte Charlotte.
»Genau.« Will strich sich die dunklen Haare aus dem Gesicht. »Wir sind Nephilim. Wir glauben an Legenden, an Sagen. Alle Mythen sind wahr. Welcher Ort wäre als Versteck für Mortmain und seine Klockwerk-Apparate besser geeignet als ein hohler Berg, der bereits mit schwarzer Magie und Todesomen in Verbindung gebracht wird? Niemand fände es ungewöhnlich, wenn seltsame Geräusche aus dem Berg dringen würden, und keiner der Einheimischen käme auch nur auf die Idee, Nachforschungen anzustellen. Warum sonst sollte Mortmain sich überhaupt in dieser Region aufgehalten haben? Ich habe mich immer gefragt, warum er ausgerechnet an unserer Familie ein so großes Interesse gezeigt hat. Möglicherweise war es schlicht und einfach nur eine Frage der räumlichen Nähe – die Gelegenheit, eine Nephilimfamilie zu schikanieren. Dieser Verlockung hat er unmöglich widerstehen können.«
Der Konsul lehnte sich gegen den Schreibtisch, den Blick auf die Landkarte unter Charlottes Hände geheftet. »Aber das genügt nicht.«
»Das genügt nicht? Wofür genügt das nicht?«, stieß Cecily aufgebracht hervor.
»Den Rat zu überzeugen.« Der Konsul richtete sich auf. »Charlotte, du wirst das verstehen. Um eine Truppe gegen Mortmain aufzustellen, allein auf der Annahme basierend, dass er sich in Wales befindet, müssten wir erst eine Ratsversammlung einberufen. Wir können nicht einfach mit einer kleinen Gruppe anrücken und das Risiko eingehen, ihm zahlenmäßig unterlegen zu sein, erst recht nicht bei diesen Kreaturen…Wie viele von ihnen waren heute Vormittag bei dem Angriff hier?«
»Sechs oder sieben – die Kreatur, die sich Tessa geschnappt hat, nicht mitgezählt«, erläuterte Charlotte. »Wir glauben, dass sie sich zusammenfalten können und deshalb in der Lage waren, sich allesamt in den Innenraum der Kutsche zu quetschen.«
»Und ich glaube, dass Mortmain nicht mit der Anwesenheit der Lightwood-Brüder gerechnet und deswegen die
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