Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
hab mit dem Koffer zu tun. Der ist schwer.“
„Klar“, flüsterte Milli und trat hinaus auf den Korridor. Alles war leer, aber die beiden gegenüberliegenden Laborräume standen sperrangelweit auf. Über dem Summen der Maschinen konnte man den dünnen, plärrenden Ton eines Kofferradios hören. Milli huschte leise zu den Türen. Jemand ließ etwas fallen. Dann Schritte. Sie blieb stehen und erstarrte. Jetzt war es zu spät umzukehren.
Seifert kam schwerfällig auf den Gang raus. Er schimpfte leise vor sich hin und begann, Richtung Ausgang zu hinken. Er trug etwas Schweres vor sich her. Noch stand Milli im dunklen Teil des Korridors. Sie presste sich mit dem Rücken an die Wand und wartete, bis Seifert um die Biegung verschwunden war. Dann lugte sie vorsichtig um die Ecke. Im Raum war kein Mensch. Auch gegenüber war alles leer. Grabbauer war nicht da. Beide Männer mussten oben beim Van sein. Hoffentlich hatte Anna Ben rechtzeitig gewarnt. Milli lief zu Chong zurück.
„Beide Ärsche sind draußen.“
„Oder vorn“, antwortete Chong machte ein ernstes Gesicht. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
„Keine Ahnung - etwa zwanzig Minuten?“
Sie verdrückten sich in den Raum mit den Waffen und ließen die Tür einen Spalt offen. Als nach ein paar Minuten sich immer noch nichts tat, verlor Milli die Geduld. „Ich schau nach - du wartest hier.“
Bevor Chong etwas einwenden konnte, war sie schon draußen im Korridor und schlich durch den Gang. Die Tür zum Vorraum stand offen, und es war ruhig. Milli peilte den Ausgang an und hörte plötzlich ein leises Wimmern. Instinktiv duckte sie sich und ging in die Hocke.
„Ich bin’s nur“, kam eine Stimme aus Richtung des violetten Lichts. „Ich hänge an diesem Ungetüm fest.“
„Anna? Oh Gott!“
„Du musst mir helfen.“
Unterm Tarnlicht fand Milli Anna, verrenkt und völlig verzweifelt. Der Roboter hielt sie mit seiner Zangenhand am Schlafittchen. Man musste ihn dazu bringen, ihre Kapuze loszulassen - sonst musste man sie los schneiden. Milli hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
„Lach nicht! Ich hab mir an dem Monstrum den Knöchel und den Kopf gestoßen. Dann hat es sich bewegt und in meiner Kapuze verhakt. Und dann ist dieser abscheuliche Grabbauer hier aufgetaucht.“
„Und Ben -“
„Konnte ich nicht warnen“, jammerte Anna, „die Tür ist zugefallen, und ich wusste die Kombination nicht mehr.“
„Verflucht! Aber wenn die Männer Ben gekriegt hätten, hätten sie Alarm geschlagen, nicht wahr?“
„Ich hoffe ja auch, dass er entkommen konnte.“
Plötzlich hörten sie einen Bums. Milli machte unwillkürlich einen Satz und krallte sich am Roboter fest.
„Es ist Chong“, flüsterte Anna.
Sie standen Nase an Nase ums Monster gewickelt. Geräusche näherten sich auf einmal auch aus der anderen Richtung.
„Chong - Chong!“, keuchte Milli und steckte kurz den Kopf raus. „Da kommt jemand von oben.“
Chong verpasste dem Koffer einen Tritt und verschwand durch die Tür zu den Tieren. Der Koffer rutschte unter die Ablage mit der Kaffeemaschine und Grabbauer betrat den Raum. Er ließ die Eingangstür halb offen, ging zum Hängeschrank über der Kaffeemaschine, fischte eine Papierserviette heraus und begann, seine Brille zu putzen. Dann stand er völlig regungslos da und starrte ins Leere als schien er über etwas nachzugrübeln. Das alles dauerte eine Ewigkeit. Millis Blick klebte am Koffer. Ihre rechte Schulter schmerzte und Anna zog ein Gesicht zum Fürchten. Wieder war Tappen auf Metall zu hören. Jemand kam die Treppe runter. Pseudo betrat den Laborvorraum.
„Die Krankenberichte - wie sieht’s aus?“, polterte er.
Grabbauer zuckte zusammen und drehte sich um. „Was! So früh! Sie erschrecken einen ja zu Tode.“
Pseudo grinste höhnisch. „In Ihrem Alter geht das ganz schnell, nicht wahr?“, sagte er und betrachtete selbstzufrieden sein Ebenbild auf dem Monitor.
Grabbauer ließ die Serviette fallen und setzte erbost seine Brille auf. Die Serviette landete direkt vor dem Koffer. Milli erstarrte.
„Sie stören mich bei der Arbeit“, sagte er frostig.
„Beim scheuern Ihrer Brille?“
„Ach - was wissen Sie schon!“, keifte Grabbauer. „Falls Sie es noch nicht bemerkt haben - ich denke. Ich arbeite immer. Aber da Sie schon mal hier sind … wie viele Testpersonen hatten Sie in der ersten Gruppe erfasst?“
Der Pseudo blickte aufsässig, aber dann ging ihm offenbar ein Licht auf. „Ah - die Krankenberichte
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