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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatten, begaben sich jetzt in den Speisesalon hinunter.
    Der erste, den sie bemerkten, war Herr Eustache Orien-
    tal, der wieder »am guten Ende« des Tisches saß.
    Wer war nun eigentlich diese so zähe und wenig gesellige
    Persönlichkeit, dieser Chronometer aus Fleisch und Bein,
    dessen Zeiger nur die Stunden der Mahlzeiten angaben?
    »Ob er wohl die ganze Nacht auf seinem Platz zugebracht
    hat?« fragte Marcel Lornans.
    »Wahrscheinlich«, meinte Jean Taconnat.
    »Man wird vergessen haben, ihn vom Stuhl loszuschrau-
    ben!« fügte unser Perpignaneser hinzu.
    Kapitän Bugarach, der die Gäste erwartete, wünschte ih-
    nen guten Tag und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das
    Frühstück ihr Lob verdienen werde.
    Dann begrüßte Doktor Bruno die Tafelrunde. Er hatte
    einen Bären- – natürlich Seebären- – hunger, und das drei-
    mal am Tag. Er erkundigte sich auch ganz besonders nach
    der außergewöhnlichen Gesundheit des Herrn Clovis Dar-
    dentor.
    Herr Clovis Dardentor hatte sich niemals besser befun-
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    den . . . zum Leidwesen des Doktors, wie er sagte, dessen
    kostbare Dienste er nicht in Anspruch nehmen würde.
    »Man soll nie auf etwas schwören, Herr Dardentor«, er-
    widerte Doktor Bruno. »Gar manche Leute, die die ganze
    Überfahrt gut ausgehalten hatten, sind noch angesichts des
    Hafens zusammengeknickt.«
    »Aber ich bitte Sie, Doktor, das klingt ja so, als wenn Sie
    einer Robbe empfehlen wollten, sich vor der Seekrankheit
    in acht zu nehmen . . .«
    »Ich habe schon Robben gesehen, die daran litten«, er-
    widerte der Doktor, »wenn man sie mittels einer Harpune
    aus dem Wasser zog!«
    Agathokles nahm seinen gestrigen Platz wieder ein. Drei
    oder vier neue Gäste setzten sich ebenfalls an die Tafel. Ka-
    pitän Bugarach mochte darüber das Gesicht verziehen. Die
    seit gestern zum Hungern verurteilten Magen zeigten gewiß
    eine entsetzliche Leere, und dann könnte in das Frühstück
    eine schreckliche Bresche gelegt werden!
    Trotz der Bemerkungen, die sich Patrice über seinen
    Herrn erlaubt hatte, führte dieser doch auch heute wieder
    das große Wort. Diesmal sprach unser Perpignaneser weni-
    ger von seiner Vergangenheit, sondern mehr von seiner Zu-
    kunft, und unter dieser Zukunft verstand er den Aufenthalt
    in Oran. Er wollte die ganze Provinz, vielleicht ganz Alge-
    rien besuchen, wenn es anging, bis zur Wüste vordringen.
    Warum auch nicht? Bei dieser Gelegenheit erkundigte er
    sich, ob es in Algerien auch noch Araber gebe.
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    »O ja, einzelne«, antwortete Marcel Lornans. »Man be-
    wahrt sie wegen der Lokalfärbung.«
    »Und Löwen?«
    »Freilich, ein reichliches halbes Dutzend«, erwiderte
    Jean Taconnat, »sie sind aber in Schaffelle gekleidet und ha-
    ben Rollen an den Tatzen.«
    »Verlassen Sie sich nicht zu sehr darauf, meine Herren!«
    glaubte Kapitän Bugarach warnen zu müssen.
    Man aß gut und trank noch besser. Die neuen Teilneh-
    mer hielten sich schadlos. Man hätte sie Danaidenfässer
    nennen mögen. Ach, wenn Herr Désirandelle mit dagewe-
    sen wäre! Doch besser, daß er fehlte, denn zuweilen klirrten
    Gläser aneinander und die Teller gaben den scharfen Ton
    bewegten Tischgeschirrs von sich.
    Die Mittagsstunde war bereits vorüber, als sich die Tafel-
    runde nach eingenommenem Kaffee und einigen nachge-
    sendeten Likören endlich erhob, den Speisesaal räumte und
    Schutz unter dem Zelt des Oberdecks suchte.
    Nur Herr Eustache Oriental blieb auf seinem Platz, was
    Clovis Dardentor zu der Frage veranlaßte, wer denn dieser
    zur Essenszeit so pünktliche und sich sonst so abseits hal-
    tende Passagier sei.
    »Ich weiß nichts weiter«, antwortete Kapitän Bugarach,
    »als daß er sich Herr Eustache Oriental nennt.«
    »Und wohin geht er? Woher kommt er? . . . Was ist sein
    Beruf ?«
    »Ich glaube, das weiß niemand.«
    Patrice trat heran, seine Dienste anzubieten, wenn sie
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    nötig wären. Da er die von seinem Herrn gestellten Fragen
    gehört hatte, glaubte er sich zu den Worten ermächtigt:
    »Wenn der Herr mir erlaubt, bin ich in der Lage, über
    den betreffenden Passagier Auskunft geben zu können.«
    »Du kennst ihn also?«
    »Nein; doch ich habe vom Oberkellner gehört, daß er
    von dem Kommissionär des Hotels in Cette gehört hat . . .«
    »Setz einen Sperrhaken an den Dudelsack, Patrice, und
    sag in drei Worten, wer der merkwürdige Mann ist.«
    »Der Präsident der Astronomischen Gesellschaft von
    Montélimar«, antwortete Patrice

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