Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
und führte eine Kampagne, durch die die Autoindustrie überzeugt werden sollte, in allen Fahrzeugen innerhalb der Kofferräume Hebel zu installieren, damit Gefangene sich notfalls selbst befreien konnten. Ich fragte mich, ob es der Frau wohl gelungen war, die Hersteller des Lincoln von ihrem Anliegen zu überzeugen und tastete jeden Winkel des Kofferraums ab, an den ich aus meiner Position heraus herankam. Bald trafen meine Finger auf etwas, was durchaus einmal ein solcher Hebel hätte gewesen sein können. Ich hatte eine Stelle entdeckt, an der mehrere Drähte in den Kofferraum hineinragten. Falls sich jedoch an diesen Drähten irgendwann einmal auch ein Hebel befunden haben sollte, so hatte man diesen sorgsam abgeknipst.
    Ich versuchte, an den Drähten zu ziehen; ich versuchte, sie nach rechts und nach links zu verdrehen - leider vergeblich. Verdammt, das war doch einfach nur ungerecht! Inzwischen wurde ich im Kofferraum fast verrückt - die Mittel zur Flucht waren vorhanden, direkt neben mir, und ich konnte mich ihrer nicht bedienen. Wieder und wieder fuhr ich mit den Fingerspitzen über die Drähte, aber es wollte sich einfach kein Erfolg einstellen.
    Irgend jemand hatte den Mechanismus erfolgreich außer Kraft gesetzt.
    Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wer das wohl getan haben könnte und warum. Ich schäme mich zuzugeben, daß ich mich unter anderem fragte, ob Eric gewußt hatte, daß ich letztlich in diesen Kofferraum eingesperrt werden würde und ob dies seine Art war, mir zu sagen: „Das hast du nun davon! Warum ziehst du Bill auch vor?" Aber so ganz mochte ich diese Theorie nicht glauben; Eric war in Punkto Moral zweifellos unterbelichtet, aber dennoch mochte ich nicht glauben, daß er mir so etwas antun würde. Immerhin hatte er sein erklärtes Ziel, mich zu besitzen - netter konnte ich es mir selbst gegenüber nicht ausdrücken - auch jetzt nicht erreicht.
    Da ich ja nichts weiter zu tun hatte als nachzudenken - eine Tätigkeit, die noch dazu, soweit ich das wußte, keinerlei zusätzlichen Sauerstoff verbrauchte -, machte ich mir so meine Gedanken über den eigentlichen Besitzer des Lincoln. Offenbar, so kam es mir in den Sinn, hatte Erics Freund ihm ein Auto gezeigt, der sich leicht stehlen ließ. Ein Auto, dessen Besitzer noch spät in der Nacht unterwegs gewesen war, dessen Eigentümer sich ein schickes Fahrzeug leisten konnte, ein Wagen, in dessen Kofferraum ich weißes Pulver, Plastiktütchen und Zigarettenpapier gefunden hatte.
    Um diesen Lincoln hatte Eric einen Dealer erleichtert, da wäre ich jede Wette eingegangen. Warum dieser Drogenhändler es für nötig befunden hatte, den Hebel an der Innenseite des Kofferraums außer Kraft zu setzen, darüber mochte ich lieber nicht allzu genau nachdenken.
    Mach doch mal halblang, dachte ich an das Schicksal als solches gewandt. Gib mir doch mal eine Chance!(Wie leicht es mir fiel zu vergessen, wie viele Chancen ich im Laufe dieses einen Tages bereits bekommen hatte!) Ohne die letzte, die endgültige, die rettende Chance, die mir aus dem Kofferraum heraushelfen würde, ehe Bill erwachte, würde alles, was ich an diesem Tag an Positivem erlebt hatte, nicht wirklich zählen.
    Da es Sonntag war und so kurz vor Weihnachten, war es sehr still in der Garage. Möglicherweise waren ein paar Hausbewohner schon über die Feiertage heimgefahren, und die Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung waren bereits in ihre Wahlkreise zurückgekehrt, während alle anderen Bewohner schlicht und einfach ... weihnachtliche, sonntägliche Dinge trieben. Einen einzigen Wagen hörte ich fortfahren, als ich dort unten lag; dann hörte ich Stimmen: zwei Menschen, die aus dem alten Fahrstuhl traten. Daraufhin schrie ich wie am Spieß und trommelte verzweifelt gegen die Unterseite der Kofferraumhaube, aber all mein Lärmen ging unter, als ein schwerer Motor lautstark gestartet wurde. Auf der Stelle lag ich wieder mucksmäuschenstill, denn ich hatte große Angst, mehr Luft zu verbrauchen, als ich mir eigentlich leisten konnte.
    Eins kann ich Ihnen versichern: In einem ganz engen Raum in fast völliger Dunkelheit darauf zu warten, daß etwas Schlimmes geschieht, ist eine schrecklich unangenehme Art, Zeit zu verbringen. Ich trug keine Uhr, und ohnehin hätte mir nur eine Uhr mit Leuchtziffern etwas genützt. Schlafen konnte ich nicht, wenn ich auch immer wieder in einen merkwürdigen Zustand absackte, in dem ich nicht wirklich bei mir war. Ich nehme an, daß das zu einem großen

Weitere Kostenlose Bücher