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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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blaß wurde. „Gut, das hätte ich wohl nicht sagen sollen", meinte sie nervös. „Vergeßt es einfach."
    In jedem fairen Faustkampf hätte mich die Frau mühelos schlagen können; immerhin war sie eine Wandlerin. Ich hatte jedoch keineswegs vor, fair zu kämpfen, sollte es dazu kommen.
    Ich beugte mich vor, legte ihr einen knallroten Fingernagel auf die Lederhose und sagte: „Trägst wohl heute Kusine Elsie, was?"
    Völlig unerwartet brach Alcides daraufhin in schallendes Gelächter aus. Lächelnd sah ich zu, wie er sich vor Lachen krümmte, und als ich mich wieder unserer Besucherin zuwandte, stolzierte diese gerade zu ihrer Gesellschaft zurück, in der es während unseres Schlagabtauschs recht still geworden war.
    Ich nahm mir fest vor, an diesem Abend nie allein die Damentoilette aufzusuchen.
    Als wir so weit waren, unsere zweite Runde zu bestellen, hatte sich die Bar langsam gefüllt. Ein paar Werwolffreunde Alcides waren in einer großen Gruppe aufgetaucht - Werwölfe waren gern im Rudel unterwegs, das hatte ich schon gelernt. Bei den Wandlern hängt es davon ab, in welches Tier sie sich in der Regel verwandeln. Theoretisch ist es diesen Wesen möglich, vielfältige Formen anzunehmen, aber Sam hatte mir erzählt, daß in der Regel jeder Gestaltwandler eine besondere Affinität zu einer bestimmten Kreatur verspürt und dann deren Gestalt annimmt, wenn er sich wandelt. Manchmal kam es vor, daß sie sich nach dieser Tierart benannten: Werhund, Werfledermaus, Wertiger. Nie einfach Wer, dieser Name war den Wölfen vorbehalten. Werwölfe hielten nicht viel von der Mannigfaltigkeit der Formen, die Gestaltwandler wählen konnten. Sie hielten generell nicht viel von Gestaltwandlern und betrachteten sich selbst, die Werwölfe, als eigentliche Elite der Gestaltwandlerwelt.
    Für Wandler hingegen, erklärte mir Alcide nun, waren Werwölfe die harten Burschen der übernatürlichen Szene. „Viele von uns sind im Baugewerbe tätig", fügte er hinzu, bemüht, möglichst fair zu bleiben. „Viele Wer sind Mechaniker, Maurer, Klempner oder Köche."
    „Nützliche Berufe", meinte ich.
    „Ja", stimmte er zu. „Aber nicht gerade Büroberufe. Es gibt eine Menge Klassenvorurteile und Diskriminierung untereinander, auch wenn wir letztlich alle miteinander kooperieren."
    Gerade kam eine kleine Gruppe Wer in Motorradkleidung herein. Sie trugen dieselben Lederwesten mit dem Wolfskopf auf dem Rückenteil, die auch der Mann getragen hatte, von dem ich im Merlottes angegriffen worden war. Ob sie nach ihrem Gefährten suchten? Ob sie inzwischen genauer wußten, nach welcher Frau sie Ausschau zu halten hatten? Was würden sie wohl unternehmen, wenn sie mitbekamen, wer ich war? Die vier Männer bestellten auf einen Schlag mehrere Krüge Bier und saßen dann, die Köpfe dicht zusammengesteckt, die Stühle ganz nah an den Tisch gezogen, eng beieinander und tuschelten geheimnisvoll.
    Ein Diskjockey, bei dem es sich um einen Vampir zu handeln schien, fing an, Musik zu machen. Er machte seine Sache gut, die Musik hatte genau die richtige Lautstärke. Man wußte immer, welches Lied gerade gespielt wurde, konnte sich aber dennoch unterhalten.
    „Lassen Sie uns tanzen", schlug Alcide mir vor.
    Damit hatte ich nicht gerechnet, aber eigentlich war es eine gute Idee: Auf der Tanzfläche wäre ich näher bei den Vampiren und ihren menschlichen Begleitern. Dankend nahm ich an. Alcide hielt mir den Stuhl, als ich aufstand und hielt auf dem Weg zur Tanzfläche meine Hand. Genau in diesem Moment wechselte die Musik von irgendeinem Heavy Metal-Song zu Sarah McLachlans 'Good Enough' , ein langsames Lied zwar, aber mit einem deutlichen Beat.
    Singen kann ich nicht, aber ich kann tanzen, und wie sich zeigte, war auch Alcide ein guter Tänzer.
    Der Vorteil beim Tanzen ist, daß man nicht reden muß, wenn man das Gefühl hat, man habe genug gesagt. Der Nachteil ist, daß man den Körper des Partners übermäßig stark wahrnimmt, wenn man tanzt. Auch vorher schon war mir Alcides tierischer Magnetismus - wenn Sie diesen Begriff bitte entschuldigen wollen - fast schon unangenehm deutlich bewußt gewesen. Nun versetzte mich die Nähe seines Körpers, das Schwingen im selben Rhythmus wie er, in eine Art Trance. Als das Lied zu Ende war, blieben wir beide auf der kleinen Tanzfläche stehen, und ich richtete den Blick zu Boden. Dann fing ein neues Musikstück an, von dem ich beim besten Willen nicht hätte sagen können, was es war, und wir tanzten weiter. So

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