Club Dead
meiner Taille.
Das brachte mich dazu, seinen Arm freizugeben und fassungslos auf die Wunde zu starren, die er mir beigebracht hatte. Als ich den Blick wieder hob, konnte ich ihm lange in die Augen starren. Dort erkannte ich aber nur die Angst und den Schrecken, die ich selbst auch empfand. Dann holte Betty Joe mit der weiß behandschuhten Faust aus und schlug zweimal zu - bumm, bumm. Der erste Schlag brach dem Mann das Genick, der zweite zertrümmerte ihm den Schädel. Ich konnte hören, wie die Knochen knackten.
Der Schwarzhaarige ging zu Boden, und da meine Beine irgendwie mit seinen verheddert waren, fiel auch ich hin, wobei ich flach auf dem Rücken zu liegen kam.
Da lag ich nun und starrte an die Decke der Bar, auf den Ventilator, der sich hoch über mir gravitätisch vor sich hin drehte. Ich fragte mich, wer wohl mitten im Winter den Ventilator angestellt haben mochte. Ich sah einen Falken die Decke entlangstreichen, der es nur knapp schaffte, nicht in die Rotorblätter zu geraten. Ein Wolf trat an meine Seite, leckte mir das Gesicht, winselte, drehte sich dann aber um und schoß von dannen. Tara schrie. Ich nicht. Mir war unendlich kalt.
Mit der Rechten bedeckte ich die Stelle, an der der Pfahl in meinen Körper eingedrungen war. Ich wollte die Wunde nicht sehen und hatte große Angst davor, daß ich doch unwillkürlich hinsehen würde. Ich spürte deutlich, wie es rings um die Wunde immer feuchter wurde.
„Jemand soll den Notruf verständigen!" kreischte Tara und sank neben mir in die Knie. Über ihren Kopf hinweg wechselte Betty Joe einen Blick mit der Barfrau. Ich verstand, was dieser Blick besagen sollte.
„Tara", sagte ich, und es kam heraus wie ein Krächzen. „Die Wandler wandeln sich gerade alle. Es ist Vollmond. Die Polizei darf hier nicht rein, und die kommt auf jeden Fall, wenn jemand den Notruf verständigt."
Die Sache mit den Wandlern kam bei Tara gar nicht an, denn sie ahnte ja noch nicht einmal, daß es solche Dinge überhaupt gab. „Die Vampire lassen dich bestimmt nicht sterben", versicherte mir meine Freundin. „Du hast gerade einem von ihnen das Unleben gerettet."
Ich war mir in Bezug auf die Vampire nicht so sicher wie Tara. Über dem Gesicht meiner alten Schulfreundin tauchte nun auch das Franklin Motts auf; der Vampir sah mich an, und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nur allzu gut interpretieren.
„Tara", flüsterte ich. „Du mußt raus hier. Es wird hier gleich ziemlich hoch hergehen, und für den Fall, daß die Polizei doch auftaucht, darfst du auf keinen Fall hier sein."
Franklin Mott nickte zustimmend.
„Ich verlasse dich nicht, bis Hilfe gekommen ist", erklärte Tara wild entschlossen. Gott schütze die Gute.
Die Menge, die mich umgab, bestand aus Vampiren. Einer davon war Eric. Erics Gesichtsausdruck vermochte ich nicht zu deuten.
„Der große Blonde dort wird mir helfen", sagte ich zu Tara, wobei meine Stimme nur noch ein leiser Hauch war. Schwach wies ich mit dem Finger auf Eric, ohne ihn dabei direkt anzusehen, aus Furcht, in seinen Augen Ablehnung lesen zu müssen. Wenn Eric mir nicht helfen wollte, dann würde ich wohl, nahm ich an, einfach hier liegenbleiben und sterben. Auf dem blankpolierten Holzfußboden einer Vampir-Bar in Jackson, Mississippi.
Mein Bruder Jason würde ziemlich sauer sein.
Tara kannte Eric eigentlich bereits aus Bon Temps; allerdings waren die beiden einander in einer ziemlich streßgeladenen Nacht vorgestellt worden. Sie schien jedenfalls den großen Blonden, den sie damals kennengelernt hatte, nicht mit dem in Verbindung zu bringen, den sie nun vor sich sah, adrett in Anzug und Krawatte, die Haare im Nacken zu einem strengen Zopf geflochten und mit einer Brille auf der Nase.
„Bitte helfen Sie Sookie", bat sie, direkt an Eric gewandt, während ihr Franklin Mott fast gewaltsam auf die Beine half.
„Dieser junge Mann wird froh sein, Ihrer Freundin helfen zu können", sagte Mott mit einem strengen Blick auf Eric, der diesem befahl, ihm verdammt noch mal bloß nicht zu widersprechen.
„Natürlich! Ich bin ein guter Freund Alcides", log Eric, ohne mit der Wimper zu zucken.
Er nahm Taras Platz an meiner Seite ein, und sobald er neben mir kniete, stieg ihm auch schon der Geruch meines Blutes in die Nase, das war nicht zu übersehen. Eric wurde womöglich noch bleicher als zuvor; seine Wangenknochen schienen sich durch die Haut bohren zu wollen. Aus seinen Augen schossen Blitze.
„Du ahnst ja nicht, wie schwer das ist",
Weitere Kostenlose Bücher