Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Suchscheinwerfer, die das ganze Zielobjekt in hartes, grellweißes Licht tauchten.
Die Überraschung war vollkommen, was beachtlich war, wenn man bedachte, dass da fünfzig Männer und Frauen mit ihrer Ausrüstung im Schilf gekauert hatten. Was die Menge des sichergestellten Rauschgifts anging, war es ein guter Fang, aber hinsichtlich der Zahl der Gangster nicht so sehr.
Von denen waren nur drei anwesend. Zwei waren mit dem Laster gekommen. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie Laufburschen unterster Kategorie, und sie gehörten zu einer Gang aus den Midlands, für die ein Teil der Ware bestimmt war. Den Rest hätte Benny Daniels selbst vertrieben.
Der Nachtwächter war das einzige Mitglied des Essex Mob, das ihnen ins Netz gegangen war. Er hieß Justin Coker und war Ende zwanzig, ein dunkler, gut aussehender Mädchentyp mit einem langen Vorstrafenregister. Aber auch er war kein großer Fisch.
Was der Truck hatte abholen sollen, lag in Stapeln auf dem Betonboden, auf dem das Kleinflugzeug eines längst fortgezogenen Fliegerclubs gewartet worden war. Ungefähr eine Tonne, immer noch in der Juteverpackung, kreuz und quer mit Schnüren umwickelt.
Die Kameras wurden hereingelassen; eine gehörte dem Fernsehen, die zweite dem Fotografen einer großen Presseagentur. Sie machten Aufnahmen von dem würfelförmigen Stapel der Ballen und von einem leitenden Zollbeamten, der zur Wahrung seiner Anonymität eine Maske trug, während er ein paar der Verschnürungen zerschnitt und die plastikumwickelten Kokainblöcke bloßlegte. Auf einem der Blöcke klebte sogar ein Papieretikett mit einer Zahl. Alles wurde fotografiert und gefilmt, auch die drei Festgenommenen, die mit Wolldecken verhüllt waren; nur ihre Handgelenke mit den Handschellen waren zu sehen. Aber es war mehr als genug, um zur Hauptsendezeit im Fernsehen und auf den Titelseiten mehrerer Zeitungen zu erscheinen. Bald schlich sich ein rosaroter Wintersonnenaufgang über die Marschen von Essex. Für Polizisten und Zöllner würde es ein langer Tag werden.
Wieder verschwand ein Flugzeug irgendwo östlich des fünf unddreißigsten Längengrades. Der waghalsige junge Pilot, der sich über den Rat älterer Kollegen, nicht zu fliegen, hinweggesetzt hatte, war angewiesen worden, regelmäßig kurze, inhaltslose Signale als »Lebenszeichen« zu funken, und er hatte es alle fünfzehn Minuten getan, nachdem er die brasilianische Küste hinter sich gelassen hatte. Dann hörte er auf. Sein Ziel war ein Flugplatz im polizeilosen Landesinneren Liberias gewesen, und er kam nie dort an.
Da man nun annähernd vermuten konnte, wo er heruntergekommen sein musste, schickte das Kartell ein Suchflugzeug los, das am helllichten Tag auf derselben Route, aber dicht über dem Wasser fliegen und nach Spuren suchen sollte. Es fand nichts.
Wenn ein Flugzeug in einem Stück oder auch in mehreren Trümmern auf dem Meer aufschlägt, schwimmen diverse Teile an der Oberfläche, bis sie sich mit Wasser vollgesogen haben und versinken. Das können Sitzpolster sein, Kleidungsstücke, Taschenbücher, Vorhänge – alles, was leichter als Wasser ist. Aber wenn der explodierende Treibstoff das Flugzeug in 10 000 Fuß Höhe in einen riesigen Feuerball verwandelt, wird alles Brennbare dabei verzehrt. Nur die Metallteile stürzen ins Meer, und Metall schwimmt nicht. Das Suchflugzeug gab auf und kehrte um. Das war der letzte Versuch, Transporte per Flugzeug über den Atlantik zu befördern.
José-Maria Largo flog mit einem privaten Charterflugzeug von Mexiko in die USA . Von Monterey nach Corpus Christi in Texas war es nur ein Katzensprung. Largos spanischer Pass war echt; er hatte ihn mit freundlicher Unterstützung der inzwischen geschlossenen Banco Guzman bekommen, und er hätte ihm gute Dienste leisten sollen, doch die Bank hatte ihn im Stich gelassen.
Einst hatte dieser Pass einem echten Spanier gehört, der Largo halbwegs ähnlich sah. Bei dem bloßen Vergleich zwischen Gesicht und Foto wäre dem Einwanderungsbeamten auf dem texanischen Flughafen vielleicht nichts aufgefallen. Aber der frühere Besitzer des Passes war einmal in die USA eingereist und hatte, ohne sich etwas dabei zu denken, in den Irisscanner geblickt. Das tat Largo jetzt auch. Die Iris des menschlichen Auges ist jedoch wie eine DNA -Probe. Sie lügt nicht.
Der Einwanderungsbeamte zuckte nicht mit der Wimper. Er schaute auf den Monitor, registrierte, was er dort sah, und bat den einreisenden Geschäftsmann, in einen Nebenraum zu
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