Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Don mit einer Handbewegung das Wort ab. Das Oberhaupt des kolumbianischen Kartells hatte jetzt endlich die Gewissheit, dass jemand sein Kokain auf dem Transport stahl und ihn belog, wenn er sagte, es sei nicht angekommen. Aber er musste noch vieles andere wissen, bevor er entschlossen handeln konnte.
Er musste wissen, wie lange das schon so ging und wer von seinen Kunden seine Schiffe abfing und behauptete, sie seien nie angekommen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass seine Schiffe versenkt, seine Leute ermordet und sein Kokain gestohlen worden war. Jetzt musste er wissen, wie weit die Verschwörung reichte.
»Du musst Folgendes tun«, sagte er schließlich zu Sanchez. »Du musst mir zwei Listen aufstellen. Eine mit den Chargennummern jedes einzelnen Ballen, der auf einem Schiff war, das verschwunden und nie wieder aufgetaucht ist. Tramps, Go-fasts, Fischtrawler, Yachten – alles, was nicht angekommen ist. Und eine zweite Liste mit allen Schiffen, die sicher gelandet sind, und mit den Chargennummern für jeden Ballen, den sie an Bord hatten.«
Von jetzt an war es beinahe, als wären die Götter ihm wieder hold. Zwei glückliche Fügungen traten ein. An der Grenze zwischen Mexiko und den USA fing der amerikanische Zoll in der Nähe der Stadt Nogales in Arizona einen Lastwagen ab, der im Schutze einer mondlosen Nacht über die Grenze gekommen war. Eine große Menge Kokain wurde beschlagnahmt und bis zur Vernichtung vor Ort eingelagert. Die Publicity war groß, die Sicherheitsvorkehrungen jedoch lasch.
Don Diego musste ein gewaltiges Schmiergeld bezahlen, aber ein korrupter Beamter notierte die Chargennummern dieser Lieferung. Ein Teil davon war auf der Maria Linda gewesen, die wohlbehalten eingetroffen war und ihre Ladung an das Sinaloa-Kartell übergeben hatte. Andere Ballen waren auf zwei Go-fasts gewesen, die ein paar Monate zuvor in der Karibik verschwunden waren. Auch sie waren für das Sinaloa-Kartell bestimmt gewesen. Und jetzt waren sie in Nogales wiederaufgetaucht.
Ein weiterer Glücksfall für den Don kam aus Italien. Diesmal war es eine Lastzugladung italienischer Herrenanzüge einer modischen Mailänder Designermarke, die über die Alpen nach Frankreich und weiter nach London gebracht werden sollte.
Für den Lastzug war es einfach Pech, dass er auf einem Alpenpass eine Reifenpanne hatte und einen mächtigen Stau verursachte. Die Carabinieri verlangten, dass der Aufleger von der Straße gehoben wurde, aber dazu musste er erst halb entladen werden, damit er leichter wurde. Eine Kiste fiel herunter, brach auf und offenbarte einen mit Jute umwickelten Inhalt, der ganz sicher nicht dazu dienen würde, trendige junge Wertpapierhändler in der Lombard Street zu kleiden.
Die Schmuggelware wurde auf der Stelle beschlagnahmt, und da die Ladung aus Mailand gekommen war, brauchten die Carabinieri nicht die Dienste Albert Einsteins in Anspruch zu nehmen, um auf die ’Ndrangheta zu kommen. In der Nacht bekam das Lagerhaus Besuch; nichts wurde entwendet, doch eine Liste der Chargennummern gelangte per E-Mail nach Bogotá. Ein Teil des Kokains war auf der Bonita gewesen, die ihre Ladung wohlbehalten an der galicischen Küste abgeliefert hatte. Andere Ballen hatten sich in den Stabilisatoren der Arco Soledad befunden, die auf der Fahrt nach Guinea-Bissau anscheinend mit Mann und Maus, Alvaro Fuentes eingeschlossen, gesunken war. Die beiden Ladungen hatten in den Norden zu den Galiciern und zur ’Ndrangheta gehen sollen.
Don Diego Esteban hatte seine Diebe, und er bereitete sich darauf vor, ihnen die Rechnung zu präsentieren.
Weder der amerikanische Zoll in Nogales noch die Carabinieri in den Alpen hatten einem freundlichen Amerikaner, dessen Papiere ihn als Mitarbeiter der DEA auswiesen und der an beiden Schauplätzen mit lobenswerter Schnelligkeit eingetroffen war, besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Er sprach fließend Spanisch und holprig Italienisch. Er war schlank, drahtig, fit und grauhaarig, sah aus wie ein ehemaliger Soldat und notierte sämtliche Chargennummern der beschlagnahmten Ballen. Was er damit vorhatte, fragte ihn niemand. Auf seinem DEA -Ausweis stand der Name Cal Dexter. Ein anderer DEA -Mann, der in Nogales dabei war, wurde neugierig und rief in der Zentrale in Arlington an, aber dort kannte niemand einen Dexter. Das war indessen nicht besonders verdächtig. Undercoveragenten heißen nie so, wie es in ihrem Ausweis steht.
Der DEA -Mann in Nogales beließ es dabei, und die Carabinieri
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