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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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und sogar bis nach Azras reichte, wo Siedlungsbewohner normalerweise mit kaum verhohlener Verachtung behandelt wurden. Kruin Sammon war die Macht in Person … und selbst nachdem die Angst vor dieser Macht ein wenig abgeflaut war, hatte Daulo niemals vergessen, welche Empfindungen sie damals in ihm geweckt hatte.
    Erst viel später war ihm klargeworden, dass sein Vater ihm damit ganz bewusst eine Lektion hatte erteilen wollen.
    »Ach, Daulo«, begrüßte der ältere Mann auf dem aus Kissen und Polstern bestehenden Thron seinen Sohn feierlich mit einem Nicken. »Ich nehme an, dein Besuch in der Mine hat sich gelohnt?«
    »Ja, mein Vater«, sagte Daulo und machte die übliche Geste des Respekts, als er vor das Polster vor Kruins niedrigem Arbeitstisch trat und sich davor niederließ. »Wir sind gezwungen, den neuen Tunnel zusätzlich abzustützen, dadurch geht es langsamer voran, wenngleich nicht so langsam, wie wir befürchtet haben.«
    »Und die Arbeit wird vernünftig ausgeführt?«
    »Ich hatte ganz den Eindruck, ja, soweit ich das beurteilen kann.«
    »Die Arbeit wird vernünftig ausgeführt?«, wiederholte Kruin.
    Daulo musste sich zusammenreißen, damit weder sein Gesicht noch seine Stimme seine Empfindungen verrieten. Die Einschränkung war gedankenlos gewesen – wenn sein Vater irgendetwas hasste, dann war es Zweideutigkeit. »Ja, mein Vater. Die Stützarbeiten werden vernünftig ausgeführt.«
    »Gut.« Kruin nickte, nahm einen Stift vom Tisch und notierte etwas auf einem Block. »Und die Arbeiter?«
    »Sind zufrieden. Zumindest in meiner Gegenwart.«
    »Der Minenchef?«
    Daulo stellte sich das Gesicht des Mannes vor, als er den Aufzug verlassen hatte. »Von seiner eigenen Wichtigkeit beeindruckt«, sagte er. »Und ihm liegt sehr daran, dass die anderen das ebenfalls wissen.«

    Woraufhin ein schwaches Lächeln um Kruins Lippen spielte. »Ja, das ist er«, stimmte er zu. »Aber darüber hinaus ist er fähig und gewissenhaft, und das ist eine Kombination, mit der man leben kann.« Er warf den Stift zurück auf den Tisch, lehnte sich in seinen Polstern zurück und betrachtete seinen Sohn. »Und, was hast du für einen Eindruck von unserem Gast?«
    »Unserem …? Ach, die Frau.« Daulo runzelte die Stirn. »Es gibt da einiges, das ich nicht verstehe. Zum einen ist sie längst im heiratsfähigen Alter, dabei aber unverheiratet.«
    »Oder verwitwet«, warf Kruin ein.
    »Oh. Stimmt, sie könnte Witwe sein. Außerdem stammt sie nicht hier aus der Gegend – ihre Kleidung ist aus einem Stoff, wie ich ihn noch nie gesehen habe, und der Arzt meinte, sie besäße eine äußerst geringe Widerstandskraft gegen Monotenstiche.«
    »Und was denkst du über ihre doch sehr dramatische Ankunft in Milika? Allein auf der Straße aufgegriffen, nach einem nicht näher bestimmbaren Unfall, was immer?«
    Daulo zuckte mit den Achseln. »Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand auf der Straße liegenbleibt, mein Vater. Und sogar einen Kriszahnangriff überlebt.«
    Der ältere Sammon lächelte. »Sehr gut – damit hast du meine nächste Frage schon vorweggenommen. Aber hast du je gehört, dass jemand einem Kriszahn so nahe gekommen ist, so dass ihn dessen Krallen erwischen, und er die Geschichte trotzdem überlebt?«
    »Es gibt solche Fälle«, sagte Daulo, der sich allmählich zu fragen begann, wieso er die Frau eigentlich so hartnäckig verteidigte. Er hatte überhaupt keinen Grund, sich bei diesem Gespräch auf ihre Seite zu stellen. »Wenn sie während des Angriffs einen oder mehrere bewaffnete Begleiter hatte, könnte einer das Tier gerade noch rechtzeitig erlegt haben.«
    Kruin nickte, während er seine Lippen immer fester zusammenpresste. »Ja, diese Möglichkeit besteht. Leider führt sie sofort zu einer weiteren Frage: Diese angeblichen Verteidiger scheinen sich wie Geister in Luft aufgelöst zu haben. Warum?«

    Daulo dachte eine ganze Weile darüber nach. Er war sich schmerzlich bewusst, dass sein Vater all dies bereits durchgegangen war und ihn nur auf die Probe stellte, um herauszufinden, ob er zu ähnlichen Schlüssen kam. »Es gibt nur drei Möglichkeiten«, sagte er schließlich. »Sie sind tot, außer Gefecht oder sie verstecken sich.«
    »Einverstanden«, sagte Kruin. »Wenn sie tot sind und außer Gefecht, wird Perto sie finden – ich habe ihn losgeschickt, damit er die Straße nach ihnen absucht. Wenn sie sich verstecken … noch einmal: warum?«
    »Weil sie Angst haben oder weil sie Verschwörer sind«,

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