Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
ihren Köpfen abgelenkt. Sie sahen hoch und wurden von einer leicht gewandeten Aphrodite in einer Plastikmuschel überrascht, die sie anlächelte und ihnen winkte. Neben ihr schwebte eine hübsche Shinto-Sonnengöttin in ihrem flatternden Seidenkimono. Die beiden Frauen schwebten völlig frei in der Schwerelosigkeit. Diese Erscheinungen der Stationsgöttinnen (die Japaner übertrieben das Imitieren ein wenig) wurden von einem Dutzend grinsender Männer, Frauen und Kinder umringt, die mit Früchte- und Blumenkörben gestikulierten, in denen sich die Erzeugnisse der Hydrofarmen der Station befanden.
Bevor man ihnen gestattete, auf die Ebene dieser himmlischen Geschöpfe hinaufzusteigen, mußten die Passagiere noch ein letztes Hindernis überwinden. Am Ende des Ganges bat Inspektor Proboda, flankiert von höflichen Sicherheitsbeamten mit Betäubungsgewehren an den Seiten, sie in einen würfelförmigen Raum, der auf allen sechs Seiten mit dunkelblauem Teppichboden ausgepolstert war. Einige wurden einzeln hereingebeten, andere in Gruppen. Auf der einen Seite des gepolsterten Würfels zeigte ein Videoschirm überlebensgroß das ernste Gesicht von Inspektor Ellen Troy. Sie tat so, als würde sie eine Aktendatei vor sich studieren, deren Bildschirm für den Zuschauer nicht einzusehen war.
Tatsächlich befand sich Sparta in einem versteckten Zimmer nicht weit von der Ausstiegsröhre, und achtete überhaupt nicht auf die Aktendatei, die nur als Requisit diente. Sie hatte mit Proboda abgesprochen, die Passagiere in einer bestimmten Reihenfolge in den Raum zu bringen; die meisten von ihnen hatte sie bereits in Augenschein genommen, darunter auch den japanischen Professor und die Araber mit ihren Familien sowie verschiedene Ingenieure und Vertreter.
Im Augenblick war sie dabei, die holländischen Schülerinnen passieren zu lassen. »Wir werden Sie jetzt nicht länger aufhalten«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Ich hoffe, der Rest Ihrer Reise bereitet Ihnen mehr Vergnügen.«
»Aber das hat uns doch unheimlich viel Spaß gemacht«, sagte eine von ihnen, und eine andere fügte hinzu: »Außerdem mögen wir Ihren Kollegen wirklich sehr.« Die dritte sah allerdings genauso verkniffen aus wie Proboda.
»Hier hindurch, bitte«, sagte er, »allesamt. Nach rechts. Bitte, gehen Sie.«
»Tschüs, Viktorchen …«
»Viktorchen« spürte Spartas amüsierten Blick auf dem Videoschirm, trotzdem gelang es ihm, die Mädchen aus dem Raum zu drängen und Percy Farnsworth hereinzubitten, ohne ihrem Bild in die Augen zu sehen. »Mr. Percy Farnsworth von Lloyd’s aus London.« Mr. Farnsworth kam mit zuckendem Schnäuzer in den Verhörraum. »Mr. Farnsworth, Inspektor Troy«, sagte Proboda und deutete auf den Videoschirm.
Es gelang Farnsworth, gleichzeitig forsch und atemlos zu wirken. »Ich würde mich freuen, Ihnen bei Ihren Ermittlungen helfen zu können, Inspektor. Ein Wort von Ihnen genügt. Dies ist praktisch mein Spezialgebiet, müssen Sie wissen.«
Sparta betrachtete ihn ausdruckslos zwei Sekunden lang: ein alter Ganove, der seine Zeit hinter sich hatte und jetzt für die andere Seite arbeitete. Zumindest erzählte man sich das. »Sie haben uns schon geholfen, Sir. Sie haben uns eine Menge Hinweise gegeben.« Sie tat so, als würde sie seine Akte auf dem vorgetäuschten Bildschirm lesen. »Hmmm. Ihre Zentrale bei Lloyd’s schien von der Sternenkönigin recht begeistert gewesen zu sein. Sie hat das Schiff, den größten Teil der Ladung und das Leben der Besatzung versichert.«
»Ganz recht. Und natürlich würde ich mich gerne so schnell wie möglich mit Lloyd’s in Verbindung setzen, um eine vorläufige Aufstellung der …«
Sie unterbrach ihn. »Nun, ganz unter uns würde ich sagen, daß die Versicherer doch recht gut weggekommen sind.«
Diese Bemerkung irritierte Farnsworth einen Augenblick lang – was genau meinte sie eigentlich damit? –, dann schien er beschlossen zu haben, daß Inspektor Troy ihn zuvorkommend behandeln wollte. »Ja, das ist durchaus ermutigend«, sagte er und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Murmeln. »Aber würde es Ihnen sehr viel ausmachen … diese Geschichte mit Grant …«
»Ich nehme an, Sie möchten wissen, ob es sich dem Gesetz nach um einen Unfall oder einen Selbstmord handelt. Das ist die große Frage. Unglücklicherweise werden das die Anwälte ausfechten müssen, Mr. Farnsworth. Ich habe dem veröffentlichten Bericht nichts hinzuzufügen.« Ihre Stimme klang alles
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