Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
versuchen, an die Kontrollen für die Privatabwehr des Apartments im Schreibtisch seines Vater zu gelangen. Aber selbst wenn er es lebend schaffte, bezweifelte er, daß die Geschütze auf dem Dach dem Snark etwas anhaben könnten.
Blake stand auf und zeigte sich dem Piloten der Maschine in voller Größe. Wenn du gekommen bist, um mich umzubringen, dann mach saubere Arbeit, sagte er in Gedanken.
Der Snark senkte seine Schnauze. Wir scheinen uns zu verstehen. Ja, das könnten wir in der Tat. Wir wissen auch, daß du es warst, und wir können dich und die Menschen umbringen, die du liebst, wann immer wir wollen.
Dann schwenkte die Maschine ab und glitt Richtung Fluß davon. Innerhalb von Sekunden hatte Blake sie in dem flirrenden Licht über der Algenfläche aus den Augen verloren. Sie hatte eine unausgesprochene Nachricht hinterlassen: Der nächste Schritt liegt bei dir.
Blake ging zurück zum Schreibtisch. Vorsichtig steckte er die zwei Computer und die Chips in einen Umschlag. Dann nahm er einen dicken Stift aus der Schreibtischschublade und schrieb in klobigen Buchstaben außen auf den Umschlag:
ZU HÄNDEN SALAMANDER, C/O NORDAMERIKANISCHE PARKVERWALTUNG, GRANITE LODGE, HENDRIK HUDSON RESERVAT, VERWALTUNGSBEZIRK NEW YORK.
Die Adresse war nicht vollständig, reichte aber auf jeden Fall aus. Wenn sie schon die Polizei kontrollierten, hatten sie sicher auch bei der Post ihre Hände im Spiel.
Er warf sich eine Windjacke über den Arm, unter der er den Umschlag versteckte, dann verließ er das Penthouse und fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoß. Falls etwas schiefging, dann wenigstens in einiger Entfernung vom Haus seiner Eltern. Er hatte vor, den Umschlag in irgendeinen Briefkasten in der Nähe einzuwerfen.
Als er durch die windigen Straßen Richtung Innenstadt lief, wurde Blake klar, daß er alles andere als glücklich war. Die Frau, die er zu lieben glaubte, wollte nichts von ihm wissen. Alle weltlichen Besitztümer, an denen er hing, waren zerstört.
Die Salamander waren also ehemalige Eingeweihte, Ketzer, Gegner der Prophetae und genauso wie sie tief in die Sache verwickelt. Blake hatte angenommen, er könnte problemlos in der Öffentlichkeit operieren, da man ihm ohne einen Skandal nichts anhaben konnte. Diese Hoffnung konnte er begraben. Selbst wenn die Plowmans ihm einen Job bei Vox Populi anbieten sollten, mußte er ablehnen. Das war er den beiden schuldig.
Er hatte seine eigenen Eltern in Gefahr gebracht, eine Gefahr, deren Ausmaß er grob unterschätzt hatte. Er mußte sofort das Penthouse seiner Eltern verlassen.
10
Sparta fand einen Job bei Swift’s, einem Reisebüro in der Londoner Innenstadt, dessen Computer für jemanden mit Spartas Kenntnissen ungeahnte Möglichkeiten eröffneten. Bereitwillig stellte man die junge Frau mit den leuchtend grünen Augen und dem irischen Tonfall ein, die sich Bridget Reilly nannte und einen eindrucksvollen Nachweis ihrer Tätigkeit in der Reisebranche vorlegen konnte.
In den nächsten Wochen und Monaten war ihr Leben zu anstrengend, um nachdenken zu können. Sie verbrachte lange Stunden vor dem Bildschirm, sprach über Komverbindung mit Kunden und Veranstaltern, nahm Buchungen und Umbuchungen vor für Flüge, Zimmer, Transfers und Leute, die sich nicht entscheiden konnten oder sich nicht an Abmachungen gebunden fühlten, und übernahm bereitwillig die Verantwortung für Ungeheuerlichkeiten, über die sie keine Kontrolle hatte. Die meisten gingen zurück auf die Erwartung englischer Touristen mittleren Alters, fremde Kulturen durch das Fenster eines Teesalons zu erleben, oder auf die Überzeugung junger englischer Touristen, für nichts persönlich verantwortlich zu sein.
Während der Arbeit war Bridget Reilly eine Seele von Freundlichkeit. Trotzdem kamen ihre männlichen und weiblichen Mitarbeiter bald dahinter, daß sie nicht das geringste Interesse hatte, sie näher kennenzulernen, als es die Arbeit erforderte. War ein Arbeitstag vorüber, fuhr Mrs. Reilly mit der U-Bahn zu ihrem winzigen Apartment in einer schmutzigen Gegend, wo man sich lieber in den eigenen vier Wänden ohne Kontakt zu Nachbarn oder Fremden aufhielt. Jeden Abend taute sie sich ihr Abendessen in der Mikrowelle auf, anschließend ging sie sofort zu Bett. Sechs Stunden später erhellte der kleine Videoschirm die Dunkelheit ihres Zimmers mit den Morgennachrichten der BBC und weckte sie für einen neuen Arbeitstag.
Dieser geregelte Tagesablauf verriet nichts über ihr merkwürdiges
Weitere Kostenlose Bücher