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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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verschaffen.« Sie starrte einen Moment lang auf das Becken hinab und murmelte: »Dein Sohn ist gewachsen.«
    Isanas Herz schien einen Schlag auszusetzen, als ein plötzlicher Schmerz ihre Brust durchzuckte. »Ich nehme an, du meinst das nicht in körperlicher Hinsicht.«
    »Sein taktisches Elementarwirken ist eindrucksvoll. Weniger feinsinnig und komplex als Sextus’ Talente, aber mit größerer Wendigkeit und Klugheit eingesetzt.«
    Isana schluckte. »Du versuchst, ihm zu schaden.«
    Die Königin sah sich mit erstaunter Miene nach Isana um. »Natürlich.«
    Isana achtete darauf, nicht mit den Zähnen zu knirschen oder sich vor dem Vord Angst oder Zorn anmerken zu lassen. »Aber es ist dir nicht gelungen.«
    »Noch nicht«, sagte die Königin. »Aber es war ohnehin höchst unwahrscheinlich, dass dieser Versuch Erfolg haben würde. Das war nicht sein Zweck.«
    »Ein vernünftiger Versuch, sich einen geringen Vorteil zu verschaffen«, sagte Isana.
    »Genau.« Sie musterte die Oberfläche des Beckens. »Bis jetzt schätze ich meine eigene Stärke als deutlich größer ein.«
    »Es sei denn, er hält etwas zurück«, sagte Isana, vor allem, um Zweifel im Verstand der Königin zu säen.
    Die Königin lächelte. »Die Möglichkeit besteht immer.«
    Isana kaute einen Moment lang auf ihrer Unterlippe herum und fragte dann: »Darf ich ihn sehen?«
    »Wenn du wünschst.«
    Isana stand vorsichtig auf. Ihr Kleid begann langsam so ungepflegt zu riechen, wie es aussah. Nein, entschied sie. Sie begann fast so schlecht zu riechen, wie das Kleid aussah. Ihr Haar musste entsetzlich aussehen. Wie viele Tage war es her, dass sie gebadet oder die Kleider gewechselt hatte? Sie hatte keine Möglichkeit, das festzustellen.
    Als sie sich dem Becken näherte, sah sie in dessen Tiefe ein geisterhaftes Bild auftauchen, das heller und klarer wurde, je mehr sie sich der Königin näherte. Es zeigte eine große Fläche voll herabgestürzter Steine und zerstörter Gebäude. Überall lagen Vordkriegerleichen. Die Königin machte eine Handbewegung, und plötzlich kehrten die Vord ins Leben zurück und waren von den verschwommenen Gestalten von Legionares umgeben. Einen Augenblick später erhob sich die Mauer von neuem, seltsam grün gefärbt, und dann stand ein schlanker junger Mann vor den Stadttoren von Riva.
    »Das hat er vor kaum einer Stunde getan«, murmelte die Königin. »Das Bild wird zu undeutlich, um noch nützlich zu sein, wenn seine Legion in die Schlacht zieht. Diese Geschehnisse haben sich unmittelbar zuvor abgespielt.«
    Isana sah ehrfürchtig zu, wie ihr Sohn, groß und stolz, seinen Willen an der elementargewirkten Festung erprobte und sie in Schutt verwandelte. Sie beobachtete, wie der Feind vorrückte, um ihn zu töten, und stattdessen nur selbst den Tod fand. Sie sah zu, wie die Legionen auf die Stadt zumarschierten und auf die Vord prallten. Sie sah ihren Sohn seinen Trotz dem Feind zwischen die Zähne schleudern, der Alera so gut wie zerstört hatte, und siegreich aus der Begegnung hervorgehen. Ihr Herz klopfte heftig vor ängstlichem Zorn, vor Sorge, vor hoffnungsvoller Beklommenheit.
    Ihr Kind. Septimus’ Kind.
    »Wenn du ihn nur sehen könntest, mein Gemahl«, flüsterte Isana und schloss die Augen, als ihr plötzlich die Tränen kamen.
    »War es schwer?«, fragte die Königin einen Moment später.
    Isana verscheuchte die Tränen mit einem einfachen Wasserwirken und öffnete die Augen wieder. »Ob was schwer war?«
    »Das Kind ohne die Hilfe deines Mannes aufzuziehen.«
    »Zuweilen«, sagte Isana. »Aber ich hatte Hilfe. Meinen Bruder. Die anderen Leute auf seinem Wehrhof.«
    Die Königin schaute von dem nebligen Dunst auf, der das Bild im Becken umfangen hatte. »Also ist es eine gemeinschaftliche Anstrengung.«
    »Das kann sein«, sagte Isana. »War es schwer für dich?«
    Die Königin legte fragend den Kopf schief.
    »Diese Horde ohne Hilfe untergeordneter Königinnen hervorzubringen«, verdeutlichte Isana.
    »Ja.«
    »Wäre es nicht leichter, deine Krieger wirksam einzusetzen, wenn du die Hilfe weiterer Königinnen hättest?«
    »Ja.«
    »Und doch hast du keine weiteren geschaffen.«
    Die Königin wandte ihr jung wirkendes Gesicht verstört wieder dem Becken zu. »Ich habe es versucht«, sagte sie.
    »Aber du kannst es nicht?«
    »Ich kann sie erschaffen.« Die Miene der Königin wurde verwirrt, verletzt. Es war ein kindlicher Gesichtsausdruck. »Sie haben alle versucht, mich zu töten.«
    »Warum?«, fragte

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