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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hielt vollkommen still. Er griff in die Erde und ließ einen Teil seines Bewusstseins in den Boden ringsum fließen. Die Herzschläge und tiefen Atemzüge einiger hundert Legionares strömten durch seine Stiefel zu ihm herauf, ein greifbares Empfinden, das sich irgendwie so anfühlte oder klang, wie das Rauschen von Wellen, die an ein Ufer brandeten. Das hastige Stolpern eines Menschen, der irgendwo in der Nähe in seiner Bewegung aufgehalten worden war, hob sich von diesem Hintergrund ab wie der Schrei einer Möwe.
    Marcus konnte den genauen Standort seines Verfolgers nicht exakt bestimmen, aber er bekam einen brauchbaren allgemeinen Eindruck von der Richtung. Er drehte sich um, um sich wem auch immer entgegenzustellen, und sagte leise: »Wenn deine Absichten friedlich sind, dann zeig dich.«
    Nach einem Augenblick des Schweigens trat Magnus offen zwischen zwei Zelten hervor und wandte sich dem Ersten Speer zu.
    »Wir können in deinem Zelt reden«, murmelte Magnus.
    »Die Krähen werden wir tun!«, knurrte Marcus genauso leise zurück und ließ seine Verärgerung in seiner Stimme durchklingen. »Ich gehe jetzt in mein verdammtes Feldbett. Und ich mag es nicht, so verfolgt zu werden. Eine Fehleinschätzung auf irgendeiner Seite könnte zu höchst unschönen Vorgängen führen.«
    Magnus trat näher heran. Der alte Kursor wirkte erschöpft und steif, und er musterte Marcus aus wässrigen Augen. »Nur wenn man von seiner Zielperson entdeckt wird. Ich werde zu alt für diese Art von Arbeit, Erster Speer, aber ich habe keinen anderen, der sie erledigen kann.«
    Marcus versuchte, verärgert zu klingen. »Mich auszuspionieren?«
    »An dir passt so einiges nicht zusammen«, sagte der alte Kursor. »Du bist von ein paar Geheimnissen umgeben. Das gefällt mir nicht.«
    »Es gibt kein Geheimnis.« Marcus seufzte.
    »Nein? Gibt es dann irgendeinen Grund dafür, dass du anscheinend so gekonnt wie ein Kursor feldwirken kannst?«
    Marcus knirschte mit den Zähnen. Man hätte nicht unbedingt Kursor sein müssen, um zu bemerken, dass der alte Magnus einem folgte – aber er hatte keine Fehler begangen, und es gab nur wenige andere, die Magnus’ Anwesenheit gespürt hätten. Wenn das alles gewesen wäre, wäre es noch nicht verdächtig gewesen, dass es einem altgedienten Zenturio gelungen war. Aber da Magnus’ Argwohn nun schon geweckt war, hatte der Erste Speer ihm nur eine weitere Bestätigung dafür geliefert, dass Valiar Marcus nicht der war, der er zu sein schien.
    »Glaubst du nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, wirklich«, fragte er leise, »dass ich vorhabe, dem Hauptmann etwas anzutun?«
    »Ich glaube, dass der Hauptmann eine zu hohe Meinung von seiner eigenen Gerissenheit hat«, antwortete Magnus. »Er ist jung. Er weiß nicht, wie es in der Welt zugeht. Oder wie kaltblütig sie sein kann.«
    »In Ordnung.« Marcus seufzte noch einmal. »Gehen wir einmal davon aus, dass du Recht hast. Ich habe bis jetzt schon reichlich Gelegenheiten gehabt, etwas Böses zu tun. Und habe es nicht getan.«
    Magnus bedachte ihn mit einem spröden Lächeln. »Wenn deine Absichten friedlich sind, dann zeig dich.«
    Marcus starrte ihn an und war wieder in Versuchung zu gestehen. Aber das wäre nicht im Interesse der Ersten Aleranischen oder des Princeps gewesen. Wenn er sich vor Magnus zu erkennen gab, würde er sicherlich festgenommen werden, wenn man ihn nicht sogar gleich hinrichtete, sobald seine wahre Identität bekannt wurde. Wenn Magnus alles herausfand, würde das natürlich ohnehin geschehen.
    Aber das war ihm noch nicht gelungen.
    Marcus knurrte eine altbewährte Verwünschung in seinen Bart. »Gute Nacht, Magnus.«
    Er marschierte in sein Zelt und warf die Klappe mit unnötigem Kraftaufwand zu. Näher konnte er dem Zuschlagen einer Tür nicht kommen. Dann hielt er seine Aufmerksamkeit auf den Boden gerichtet und wartete, bis die Schritte des alten Kursors sich zurückgezogen hatten.
    Seufzend griff er nach den Schnallen seiner Rüstung und verlor vor Schreck fast den Verstand, als die Bassstimme eines Cane leise aus der Dunkelheit im Hintergrund seines Zelts hervorgrollte: »Es ist gut, dass du ihn nicht hereingelassen hast. Das wäre peinlich geworden.«
    Marcus drehte sich um und erweckte mit einem Murmeln seine einsame kleine Elementarlampe in schwächster Einstellung zum Leben. In ihrem matten goldenen Schein erkannte er die hünenhafte Gestalt eines Canimjägers, der auf seinem Feldbett kauerte und die

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