Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
könnte.«
    »Und wir haben praktisch das gesamte Stadtgebiet nach … Obdachlosen, Berbern, Stadtstreichern, Nichtsesshaften, oder wie sie alle heißen, durchsucht«, sagte Harry. »Ich schätze, in ein bis zwei Stunden sind wir mit den Befragungen durch. Sollten wir warten, bis dieser Veit über alle Berge ist?«
    »Nein, das nicht«, erwiderte Grabbe, der eben wieder zur Tür hereingekommen war. »Ich hab versucht, mit Hoffmann zu reden. Ich wollte ihn nicht einfach so gehen lassen. Er meint, ob wir genauso gehandelt hätten, wenn zum Beispiel ein Arzt verdächtig wäre. Ob wir die dann auch alle aus ihren Praxen oder den Krankenhäusern geholt hätten? Oder ein Banker würde gesucht und …«
    »Ja, da hat er Recht«, unterbrach Gabi ihren Kollegen.
    »Die leben aber nicht auf der Straße und sind einfacher zu finden«, warf Harry kleinlaut ein.
    »Aber es gibt doch eine Beschreibung, die, soviel ich mitgekriegt habe lautet: Circa 1,95 groß, knapp achtzig Kilo, kahl geschorener Kopf, Augenfarbe Grün, Narbe auf der linken Halsseite.« Gabi schaute Harry durchdringend an: »Sitzt so einer da draußen?«
    *
    Walde wunderte sich über das forsche Auftreten der Fotografin, die hinter Gabi in sein Büro kam. Als Letzter betrat ihr Ehemann den Raum.
    Edith Basten drückte Walde die Hand. »Nochmals danke für Ihre Hilfe.« Ihre Stimme hatte eine Festigkeit, bei der Walde sich vorstellte, wie die Fotografin Gruppen für ein Foto arrangierte.
    »Schön, dass es Ihnen wieder gut geht«, sagte er.
    »Ich kann nichts mehr daran ändern, was passiert ist.« Sie strich sich eine lange Haarsträhne nach hinten. »Herr Adams hat mich vor einer Stunde angerufen.«
    »Wie geht’s ihm?«
    »Gut. So klang er wenigstens. Er ist schon wieder zu Hause.«
    »Zu Hause?«, wunderte sich Walde.
    »Ja. Er sagte, Sie hätten bereits einen der Täter geschnappt und einen Teil der Beute gefunden.«
    »Da hat er ein wenig vorgegriffen«, sagte Gabi. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Ehrlich gesagt, ja.« Diese drei Worte sollten alles sein, was Herr Basten zum Gespräch beitrug.
    Gabi ließ die Zigarette in die Packung zurückgleiten. »Für eine Gegenüberstellung ist es noch zu früh. Aber wir haben den Unterschlupf des Mannes gefunden und einen Teil der Beute. Zurzeit können wir nur mit dieser Phantomzeichnung dienen. Vermutlich war diese Person am Überfall beteiligt.« Sie übergab Edith Basten ein Blatt.
    Die Fotografin betrachtete die Zeichnung eine Weile. »Ich habe leider keine Gesichter sehen können.«
    »Da kann ich Ihnen was zeigen.« Gabi griff zum Telefon und tippte eine Nummer ein. »Könnt ihr bitte mal die Kutte in Waldes Büro bringen?«
    Sie hörte kurz zu. »Die braune Kutte, die an dem Balken gehangen hat … ja, von der Hütte auf dem alten Friedhof bei Biewer … Wie? … Ich komm mal rüber.« Gabi stand auf. »Moment, ich bin gleich wieder zurück.«
    Walde blickte ihr nach. »Der Mann mit der Kutte soll über einsneunzig groß und hager sein.«
    »So groß war keiner von den beiden«, sagte die Fotografin. »Der Jüngere war höchstens einssiebzig und kräftig. Der Ältere vielleicht um die einsachtzig.« Sie besah sich noch einmal die Zeichnung. »Welche Farbe hatte die Kutte?«
    »Braun«, antwortete Walde.
    Edith schüttelte den Kopf, sie stierte eine Weile vor sich hin. Dann sagte sie leise: »Die trugen schwarze Kutten.«
    *
    »Habt ihr Flaschenbier da?« Harry telefonierte mit dem Kantinenwirt.
    »Sorry, wir haben die Zapfanlage seit Jahren nicht in Betrieb, wir sind ja schließlich keine normale Kantine, sondern eine Polizeikan …«
    »Also, habt ihr nun Flaschenbier, ich meine, welches mit Alkohol?«, unterbrach Harry die Ausführungen des Pächters.
    »Ich hab auch Sekt kaltgestellt«, der Ton des Wirtes wurde beflissen, »und den Weißwein auf die richtige Temperatur gebracht. Wir wollen uns als Weinstadt ja nicht blamieren.«
    »Habt ihr Platz für etwa dreißig Personen?«
    »Klar, kein Problem, ich freu mich«, schallte es aus dem Hörer.
     
    Diejenigen, die den Fahrstuhl benutzt hatten, warteten oben auf dem Flur vor der Kantine, bis Harry mit den restlichen Leuten aus dem Treppenhaus zu ihnen stieß. An der Art, wie dem erwartungsfroh lächelnden Mann hinter der Kantinentheke die Gesichtszüge entglitten, war für Harry unschwer zu erkennen, dass der Wirt die Teilnehmer des internationalen Treffens erwartet hatte.
    Die meisten Besucher bevorzugten einen Platz an der Theke, auch wenn sie dort

Weitere Kostenlose Bücher