Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
schwach war und unsicher im Sattel saß.
Sie zogen weiter, bis der Himmel, der hin und wieder zwischen den belaubten Zweigen sichtbar wurde, einen tiefen Indigoton angenommen hatte und sie nicht mehr weiterreiten konnten; dennoch hatten sie kaum mehr als die Hälfte der Entfernung vom Waldrand zu Therons Hain zurückgelegt, viel weniger, als sie gehofft hatten. An diesem Abend saßen sie entmutigt ums Feuer, verärgert über ihr langsames Fortkommen, und wappneten sich für ihren letzten Reisetag. Zum ersten Mal seit mehreren Abenden gesellte sich Sartol wieder zu ihnen, das wettergegerbte Gesicht hager, und bleich im wechselhaften Licht des Feuers. Er hatte seinen Appetit wiedergefunden, und lange nachdem die anderen mit dem Essen fertig waren, setzte der Eulenmeister noch seine Mahlzeit aus Käse, Brot und Trockenfleisch fort. Während er aß, begann Jessamyn mit den anderen über ihre bevorstehende Begegnung mit Theron zu sprechen. »Mit einigem Glück werden wir morgen am späten Nachmittag an Therons Hain eintreffen«, erklärte sie und schaute ins Feuer, während die weiße Eule auf ihrer Schulter sich in der Runde umsah. »Sollte das der Fall sein, dann möchte ich keine Zeit verschwenden, bevor wir den Hain betreten. Also sollten wir unsere Strategie schon heute Abend ausarbeiten, so dass wir morgen, wenn wir dort sind, die notwendigen Vorbereitungen ohne weitere Verzögerungen treffen können.« Sie schaute Baden an, der ihr auf der anderen Seite des Feuers gegenübersaß und in dem flackernden Licht noch hagerer als sonst aussah. »Baden, wir sind vor allem wegen deiner Ideen hier. Ich möchte dich bitten, morgen im Namen des Ordens zu sprechen.«
»Das wäre eine Ehre für mich, Weise Jessamyn«, sagte der Eulenmeister nüchtern.
»Hast du einen Rat für die von uns, die dich in den Hain begleiten werden?«, fragte die Eulenweise.
Baden zögerte einen Moment, bevor er antwortete. »Es wird wohl keinen der Anwesenden überraschen, wenn ich sage, dass ich so etwas noch nie zuvor getan habe«, meinte er mit einem ironischen Lächeln, das so schnell wieder verschwand, wie es aufgetaucht war. »Aber Trahn und ich haben uns recht ausführlich über diese Dinge unterhalten, und wir haben ein paar Ideen.« Er stand auf und begann, langsam vor dem Feuer hin und her zu gehen, und seine abgehackten Gesten zeigten, wie angespannt er war. »Nach allem, was wir von den Unbehausten wissen, nach allem, was sie uns von sich erzählt haben, scheint es, dass sie uns nicht belügen können; sie können sich nur entscheiden, Informationen zurückzuhalten. Also sollten unsere Fragen so genau wie möglich sein; je genauer sie sind, desto informativer werden Therons Antworten sein.«
»Immer vorausgesetzt, dass er sich überhaupt entschließt, mit uns zu sprechen«, warf Orris ein.
Baden nickte. »Dafür haben wir natürlich keine Garantie«, stimmte er zu.
»Können wir ihn zwingen zu sprechen?«, fragte Jaryd seinen Onkel.
»Nein.« Baden schüttelte den Kopf. »Das glaube ich zumindest nicht.« Er warf Trahn, der ebenfalls den Kopf schüttelte, einen Blick zu. »Wie Trahn in der Vergangenheit bereits festgestellt hat«, fuhr Baden fort, »sollten wir auch nicht vergessen, dass die Unbehausten über Wissen verfügen, das weit über ihre Region hinausgeht. Selbst wenn Theron nicht für die Angriffe auf Tobyn-Ser verantwortlich ist, könnte er uns vielleicht helfen herauszufinden, wer es ist.«
Alayna schaute Baden an, als wollte sie etwas sagen. »Alayna«, fragte der Eulenmeister, »hast du etwas hinzuzufügen?«
»Ja«, erwiderte sie. Sie holte tief Luft und sah sich im Kreis der Magier um. »Nach allem, was wir von Therons Leben wissen, hatte er einen scharfen Geist. Er wird vielleicht mit uns spielen und uns Hinweise in der Art geben, wie er seine Sätze wählt, seine Worte betont. Wir müssen uns alles, was er sagt, sehr genau merken. Wir sollten auch versuchen, nicht unterwürfig zu wirken. Er kam damit schon zu Lebzeiten nicht gut zurecht und wird es wahrscheinlich immer noch nicht tun. Und wir sollten so ehrlich mit ihm sein wie möglich - wenn man bedenkt, wie brillant er war, wird es ohnehin schwierig sein, ihn zu täuschen. Ich möchte nicht einmal in der Nähe des Hains sein, wenn er uns bei einer Lüge erwischt. Und schließlich möchte ich davor warnen, Amarids Namen zu benutzen, wenn wir mit Theron sprechen. Wenn wir ihn grüßen, so sollten wir das >im Namen des Ordens und der Menschen von Tobyn-Ser<
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