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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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geschnappt hatten, haben sie wasserlösliche Schnur benutzt. Sie wussten, dass wir nach dem dritten Mann suchen und dabei auf den chinesischen Bombenmantel stoßen würden, was euch angesichts der reichlich frostigen Beziehungen zwischen Vietnam und Peking besonders ärgern dürfte. Was halten Sie davon?«
    »Klingt wie der perfekte Anlass für einen internationalen Zwischenfal .
    Womöglich sogar Grund genug, die Beziehungen abzubrechen«, meinte Dr.
    Nguyen.
    »Auf so eine Gelegenheit haben die Hitzköpfe in unseren Politbüros nur gewartet.«
    »Sie scheinen mir nicht al zu überzeugt.«
    »Ich weiß auch nicht, ich habe eben einfach das Gefühl… wenn etwas so klar auf der Hand liegt, dass selbst ich es durchschaue, hat man sich beim Verwischen der Spuren offenbar keine al zu große Mühe gegeben. Viel eicht hat man auch einfach nicht damit gerechnet, dass wir dahinterkommen. Hätte man den Fal der Polizei überlassen, wäre deren Bericht umgehend beim Komitee gelandet. Wäre die Nachricht nicht bis zu Ihrer Botschaft durchgedrungen, hätten die Vietnamesen nie von der Angelegenheit erfahren.
    Sie wäre vertuscht und geleugnet worden.
    Es war entweder ein unglaublicher Zufal , dass die Tätowierungen auf Anhieb jemand erkannt hat, oder die ganze Sache war von langer Hand geplant. Es war zufäl ig ein Militäroffizier zur Stel e, der die Tätowierungen zufäl ig erkannt hat? Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass unsere Seite so einen Aufwand treiben würde, nur um die Beziehungen zu Vietnam abzubrechen.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Dr. Nguyen.
    »Ich muss für ein paar Tage in den Süden. Meinen Sie, Sie können Ihre Obduktion verschleppen, bis ich zurück bin?«
    »Ich schreibe nicht besonders schnel .«

    »Gut. Wir sol ten keinen neuen Krieg vom Zaun brechen, solange wir nicht wissen, was tatsächlich passiert ist«, sagte Siri.
    »Ganz Ihrer Meinung.«
    9
    VERSUCHTER MORD
    Sie brachten Hok auf schnel stem Wege in die Pathologie, wo Siri ihn und Nguyen Hong seinen Mitarbeitern vorstel te. Er erklärte ihnen, dass Hong während seiner Abwesenheit diverse Tests durchführen müsse. Da Nguyen Hong kein Lao sprach und Dtui und Geung anscheinend keine Fremdsprachen beherrschten, würden sich die drei in den nächsten Tagen nicht al zu viel zu sagen haben. Trotzdem hatte Siri das Gefühl, dass sie prima miteinander auskommen würden.
    Mit der unwissentlichen Unterstützung Herrn Ketkaews zimmerten sie aus vom Bau des Khon-Khouay-Büros übrig gebliebenen Materialien eine kurzbeinige Bambusliege. Die legten sie behutsam wie einen Rahmen um Tran, sodass sie Hok darüberstapeln und in die Kühlkammer schieben konnten, als ruhte er auf einem sehr flachen Etagenbett.
    Siri wol te Nguyen Hong auf seinem Schreibtisch eben eine Ecke freiräumen, als ihm etwas auffiel: An dem Plastikschädel, der ihm als Stifthalter diente, lehnte ein großer, zugeklebter Briefumschlag, auf dem sein Name stand. Da er vermutlich von Haeng stammte, beschloss er, ihn vorerst nicht zu öffnen.
    Jetzt, wo ihm die Arbeit endlich einmal Spaß machte, wol te er unter keinen Umständen entlassen werden. Schließlich hatte er vor dem Richter nur geblufft.
    Aber nachdem der vietnamesische Arzt gegangen war und Dtui und Geung sich im Klinikgarten der Pflege ihrer Mango- und Papayabäume widmeten, konnte er seine Neugier nicht länger zügeln. Er setzte sich hin und schlitzte den
    braunen
    Umschlag
    auf.
    Wie
    erwartet
    enthielt
    er
    eine
    maschinengeschriebene Notiz aus dem Justizminsterium. Er fragte sich, ob das Komitee ihn friedlich in den Ruhestand entlassen oder erneut bestrafen würde.

    Er warf einen ängstlichen Blick auf die Unterschrift und stel te erleichtert fest, das sie von Manivone, Haengs Sekretärin, stammte. Sie teilte ihm mit, dass für ihn ein Platz in der Frühmaschine nach Khammouan reserviert sei, weshalb er sich am nächsten Morgen gegen sechs am Flughafen Wattay einfinden sol e. Die Worte »nach Möglichkeit« hatte sie, vermutlich auf Haengs Drängen, handschriftlich hinzugesetzt. In Khammouan werde er von Hauptmann Kumsing in Empfang genommen. Siri fischte seine Reiseunterlagen sowie dreitausend Kip in großen Scheinen aus dem Umschlag.
    Ein zufriedenes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit wie Butterschmalz in einem heißen Wok. Er stand auf und vol führte ein kleines Freudentänzchen um seinen Schreibtischstuhl.
    »Na, wie heißt sie denn?«
    Siri blickte auf. Inspektor Phosy stand grinsend in

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