Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
Fällen den geplanten Termin einzuhalten.
Dessen ungeachtet bereiten mir zwei Problemfelder größere Sorgen. Zum einen geht es um die planetare Energieversorgung, zum anderen um die relative Priorität in der Herstellung von Munition und der Verbesserung der Infrastruktur. Bitte gestatten Sie mir, diese beiden Punkte nacheinander abzuhandeln!
Zuerst also zur Frage der Energieversorgung.« Chernikov verschränkte die Arme vor der massigen Brust, und seine leuchtend blauen Augen wirkten sehr nachdenklich. »Wie Sie alle wissen, ist unsere Planung immer von der Nutzbarkeit terranischer Generatorkapazitäten ausgegangen. Doch ich fürchte, dass unsere diesbezüglichen Schätzungen übermäßig optimistisch waren. Selbst mit Hilfe der Fusionsreaktoren unserer PVZs wird es uns schwer fallen, hinreichende Energiemengen für maximale Schildstärke zu liefern, und für die OVZs sieht die Lage noch kritischer aus.«
»Bitte entschuldigen Sie, Vassily, aber Sie hatten doch gesagt, Sie lägen im Zeitplan!«, unterbrach Horus ihn.
»Das stimmt auch, aber wie Sie wissen, sind wir bei der Entwicklung unserer OVZs davon ausgegangen, dass Raumfaltungsenergie-Übertragungen von der Erde aus stattfinden. Die Entscheidung, auf diese Weise die Energiezufuhr zu regeln, wurde uns praktisch dadurch aufgezwungen, dass es unmöglich war, in der uns verbleibenden Zeit hinreichend große Reaktoren für die OVZs zu bauen. Ohne zusätzliche Energie von der Erde wird es nicht möglich sein, sämtliche Systeme mit maximaler Effizienz zu betreiben.«
»Und Sie fürchten, dass die notwendige Energie nicht zur Verfügung stehen wird«, meinte Horus leise. »Ich verstehe.«
»Nein nicht ganz, Sir: Ich fürchte nicht, dass diese Energie nicht zur Verfügung stehen wird, ich weiß , dass sie nicht zur Verfügung stehen wird! Und ohne sie …« Er zuckte mit den Schultern, und Horus nickte.
Ohne diese Energieversorgung würden die OVZs mehr als die Hälfte ihrer Verteidigungsstärke und fast ebenso viel ihrer Angriffsstärke verlieren. Die Raketenwerfer wären nicht betroffen, aber bei den Energiewaffen sah das schon wieder ganz anders aus.
»Also gut, Vassily, Sie gehören nicht zu den Leuten, die mir einfach ein Problem auf den Schreibtisch knallen, ohne eine Lösung dafür parat zu haben! Also: Was für ein Kaninchen ziehen Sie diesmal aus dem Hut?«
»Einen Energiekern«, erwiderte Chernikov gleichmütig, und Horus riss es fast aus seinem Sessel.
» Haben Sie den Verst…? Nein. Warten Sie!« Er machte eine abwehrende Handbewegung und zwang sich dazu, sich wieder hinzusetzen. »Natürlich haben Sie das nicht. Aber sind Sie sich der damit verbundenen Risiken bewusst?«
»Das wohl. Aber wir brauchen diese Energie, und die Erde kann sie nicht liefern.«
Schöpfer, sag mir, was ich tun soll, flehte Horus inbrünstig. Einen Energiekern – auf einem Planeten ? Reiner Wahnsinn! Wenn ihnen das außer Kontrolle geriete, auch nur einen einzigen Augenblick lang …!
Er erschauerte, als er sich vorstellte, wie diese dämonische Urgewalt sich aufbäumte und sich den bedeutungslosen Ameisen entgegenstellte, die glaubten, ihn bändigen zu können. Eine glimmende Wüste, alles Leben verbrannt, über die verdorrte Erde hinwegfegende Stürme, Hurrikans einer erzürnten Atmosphäre, die über die Oberfläche des Planeten peitschten …
»Es gibt keine andere Möglichkeit?« Sein Tonfall klang fast flehend. »Gar keine?«
»Keine, die mein Stab gefunden hätte«, entgegnete Chernikov geradeheraus.
»Wo …« Horus stockte und räusperte sich. »Wo würden Sie diesen Energiekern installieren wollen?«
»In der Antarktis«, antwortete Chernikov.
Ironie des Schicksals, dachte Horus. Jahrtausende lang hatte sich dort die Enklave von Anu und seinen Anhängern befunden. Aber am Pol des Planeten? So nah am Ökosystem des Indischen Ozeans? Aber wo hätte er, der als dessen Vizegouverneur diesen Planeten zu schützen hatte, es denn lieber? In New York? In Moskau? In Beijing?
»Haben Sie ausgerechnet, was passieren würde, falls der Kern außer Kontrolle geriete?«, fragte er schließlich.
»So gut wir konnten. In einem Worst-Case-Szenario werden wir etwa dreiundfünfzig Prozent der Antarktis-Oberfläche verlieren. Die Zerstörung des lokalen Ökosystems wäre praktisch vollständig. Der Schaden am Ökosystem des Indischen Ozeans wäre beträchtlich, aber allen Extrapolationen zufolge nicht zwangsläufig irreparabel. Weltweit würde der Meeresspiegel
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