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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Dinge tun, die ihr nicht tun könnt«, sagte sie schließlich, »aber wir sind Sterbliche, Stomald. Wir alle. Wir haben nur Werkzeuge, erlernte Fertigkeiten, die ihr hier auf Pardal nicht kennt, aber wenn ihr die gleichen Werkzeuge hättet, dann könntet ihr alles tun, was ihr uns habt tun sehen, und noch viel mehr.«
    »Ihr … seid sterblich?«, flüsterte er, und trotz des Wirbelsturms der Verwirrung, der durch seinen Verstand brauste und ihm jegliche Sicherheit, jegliche Gewissheit nahm, spürte er doch, wie tief in ihm unermessliche Freude aufstieg.
    »Ja«, bestätigte sie leise. »Bitte vergib mir! Ich … ich wollte niemals jemanden täuschen, ich wollte nicht …« Sie sprach nicht weiter, ihre Schultern bebten, und sein Herz verkrampfte sich, als er begriff, dass sie schluchzte. »Wir wollten nie, dass so etwas passiert, Stomald.« Ihre liebliche Stimme klang erstickt und schwer. »Wir wollten doch nur … wir wollten doch nur nach Hause, und dann bin ich Tibold begegnet, und er hat mich angeschossen und mich nach Klippenend gebracht, und irgendwie ist dann auf einmal alles …«
    Heftig schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder um, blickte ihn geradewegs an.
    » Bitte , Stomald! Bitte glaub mir, dass wir nie, nie jemandem schaden wollten! Nicht dir, nicht deinem Volk, nicht einmal dem ›Inneren Kreis‹. Es ist … einfach passiert, und wir konnten nicht zulassen, dass die Kirche euch für etwas tötet, was wir verursacht haben!«
    »Nach Hause?« Stomald erhob sich von seinem Hocker und ging auf sie zu, blieb unmittelbar vor ihr stehen, blickte ihr in das tränenüberströmte Gesicht, und sie nickte. »Nach Hause … wohin?«, fragte er zögerlich.
    »Da draußen.« Sie deutete gen Himmel, der durch das Zeltdach nicht zu erkennen war, und für einen kurzen, unerträglichen Augenblick erfüllte entsetzlichstes Grauen den Priester. Die Sterne! Sie kam von den Sternen, und die Schriften besagten, dass nur die Dämonen, die einst den Menschen aus dem Firmament verbannt hätten …
    Nackte Panik drohte ihn zu ersticken. Hatte er genau das getan, was der Innere Kreis ihm vorwarf? Hatte er sich mit den Höheren Dämonen verbündet, die nur die Zerstörung von allen Werken Gottes suchten?
    Doch dann, so schnell, wie es gekommen war, verschwand das Grauen wieder, denn es war nur ein Wahn. Was auch immer sie sein mochte, Engel Harry – diese Harry, egal, woher sie auch stammte, war kein Dämon. Er hatte zu sehr ihren Schmerz gesehen, als sie zwischen den Verwundeten und den Sterbenden gestanden hatte, zu viel Sanftheit und Mitgefühl, um das glauben zu können. Und die Schriften selbst besagten, dass kein Dämon, ob Höherer oder Niederer Dämon, die Heilige Zunge zu sprechen vermöge, und doch hatte Harry jeden Tag so zu ihm gesprochen! Sein ganzes Leben lang war Stomald die Unantastbarkeit der Schriften gelehrt worden, doch nun stand er einer Wahrheit gegenüber, die fast noch erschreckender war als die Möglichkeit, dieser Engel Harry könne wirklich ein Dämon sein. Denn wenn sie von den Sternen gekommen war, dann, so sagten es die Schriften, musste sie ein Dämon sein, und zugleich bewiesen die Schriften auch, dass sie kein Dämon sein konnte.
    Er spürte, wie ein Grundstein seines Lebens unter seinen Füßen zerfiel wie feuchter, trügerischer Sand, und Furcht erfasste ihn. Doch selbst noch, als diese Furcht ihn zu verschlingen drohte, klammerte er sich daran, dass er an sie, Harry, zu glauben vermochte. Ob sie nun ein Engel war oder nicht, er vertraute ihr. Mehr als nur vertrauen, gestand er sich selbst ein. Er liebte sie.
    »Erzählt es mir!«, flehte er, und sie trat vor. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und blickte ihn geradewegs an, und er spürte, wie seine Furcht sich verzog, allein, weil sie ihn berührte.
    »Das werde ich. Ich werde dir alles erzählen. Einiges davon wird schwer zu verstehen sein, vielleicht sogar unmöglich – zumindest anfänglich, aber ich schwöre dir, dass es wahr ist, Stomald! Wirst du mir genug vertrauen, um es zu glauben?«
    »Natürlich«, erwiderte er nur, und die absolute Gewissheit seiner Stimme überraschte selbst ihn ein wenig.
    »Ich danke dir«, sagte sie leise, dann holte sie wieder tief Luft. »Das Erste, was du verstehen musst«, fuhr sie dann deutlich lebhafter fort, »ist das, was geschehen ist – nicht nur hier auf Pardal, sondern auch dort draußen …«, mit einer leichten Bewegung ihres Kopfes deutete sie erneut zum Zeltdach hinauf, »…

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