Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Garde diesem Mann ebenbürtig ist. Seine Armee ist viel kleiner, als jeder von uns für möglich gehalten hat. Kein Hauptmann indes hat jemals in einer Schlacht gegen ihn bestehen können. Als Soldat beherrsche ich nur die Kriegskunst, Eure Heiligkeit, aber diese beherrsche ich wirklich . Verfahrt mit mir, wie immer Ihr es wünscht, doch Mutter Kirche und dem Glauben zuliebe flehe ich Euch an, mich anzuhören! Unterschätzt diesen Mann nicht! Wären alle Gardisten von beiden Hylars, von Herdaana und von Ishar an einem Ort versammelt, so würde er sie, fürchte ich, immer noch besiegen. Er mag ein Dämon sein oder ein Teufel, aber als Heerführer ist er auf ganz Pardal ohnegleichen.«
Der kniende Oberhauptmann senkte den Kopf, und entsetztes Schweigen erfüllte die Kammer.
»Also hat der Feind endlich einen Namen und ein Gesicht«, meinte Vroxhan leise. Er und der Innere Kreis hatten sich in ihr Ratszimmer zurückgezogen, begleitet nur von Fürstmarschall Surak.
»Was immer uns das bringen mag«, warf Corada mit Grabesstimme ein. »Wenn Ortak Recht hat …«
»Er hat nicht Recht!«, fauchte Surmal und wandte sich Vroxhan zu. »Ich fordere Ortak für die Heilige Inquisition, Eure Heiligkeit! Was auch immer er getan oder unterlassen haben mag, er ist der Verdammnis anheimgefallen – allein schon wegen des Respekts, den er diesem Dämon erweist! Zum Wohle von Mutter Kirche und seiner eigenen Seele muss er vor die Inquisitoren treten!«
Unruhig rutschte Surak in seinem Sessel hin und her, und Vroxhan blickte zu ihm hinüber.
»Ihr seid anderer Ansicht, Fürstmarschall?«, fragte er mit deutlich bedrohlichem Unterton.
»Eure Heiligkeit, ich diene dem Tempel. Wenn der Innere Kreis beschließt, dass Ortak sich vor der Inquisition verantworten muss, dann muss er das tun. Doch bevor Ihr das entscheidet, bitte ich darum, seine Worte sorgsam abzuwägen!«
»Ihr stimmt ihm zu ?«, keuchte Corada, doch Surak schüttelte den Kopf.
»Das habe ich nicht gesagt, Eure Exzellenz. Ich habe gesagt, man müsse seine Worte sorgsam abwägen. Ob er Unrecht hat oder nicht, Ortak ist der Erfahrenste aller Offiziere, die jemals auf diese Dämonen-Anhänger gestoßen sind und überlebt haben, und er hat mit ihnen gesprochen. Vielleicht hat das seine Seele zerrüttet und ihn der Verdammnis anheimfallen lassen. Sein Bericht allerdings ist die einzige Information aus erster Hand, die uns über die Anführer dieser Ketzer vorliegt.
Und …«, Surak blickte zu Surmal hinüber, »… bei allem Respekt, Eure Exzellenz, ihn zu bestrafen wird keine der Wahrheiten, die er ausgesprochen hat, weniger wahr machen.«
»Wahrheiten? Welche Wahrheiten ?«, fragte Vroxhan nach, bevor Surmal etwas entgegnen konnte.
»Die Wahrheit, dass diese Dämonen-Anhänger jede Armee besiegt haben, die man ihnen entgegengeschickt hat. Und dass wir über keine weiteren Armeen mehr verfügen, die man ihnen würde entgegenschicken können, Eure Heiligkeit.« Tödliches Schweigen breitete sich im Ratssaal aus, und Surak sprach mit harter, bitterer Stimme weiter. »Ich habe vierzigtausend Mann, um den Tempel selbst zu sichern. Abgesehen davon gibt es im ganzen Osten von Nord-Hylar nur noch weniger als zehntausend Angehörige der Garde. Die weltlichen Herrscher des Nordens wurden allesamt besiegt – nein, meine Herren, sie wurden hinweggefegt , ebenso vollständig Fürstmarschall Rokas und Oberhauptmann Ortak und ein Großteil der Truppen von Telis, Eswyn und Tarnahk gleich mit ihnen. Wir haben fünfzigtausend Mitglieder der Garde westlich der Thirgan-Schlucht und weitere siebzigtausend Mann in Süd-Hylar, aber die können nur auf dem Seeweg zu uns kommen. Es wird viele Fünftage in Anspruch nehmen, auch nur einen ernst zu nehmenden Teil dieser Streitkräfte hierher zu befördern. Die weltlichen Truppen der verbliebenen Länder im Osten bestehen zusammengenommen aus nicht einmal sechzigtausend Mann. Diese und die Männer, die ich noch hier habe, um den Tempel zu bewachen, sind alles , was wir diesen Ketzern entgegenzusetzen haben! Jeder Offizier, der zusammen mit Ortak zurückgekehrt ist, berichtet das Gleiche über die Armee dieser Dämonen-Anhänger. Sie ist viel kleiner, als wir ursprünglich gemeint haben. Aber jeder Mann scheint mit einem Gewehr ausgestattet zu sein, das auch noch schneller nachgeladen werden kann als eine Joharn.«
»Und das bedeutet?«, forderte Vroxhan den Fürstmarschall zum Weitersprechen auf, als dieser schwieg.
»Das bedeutet, Eure
Weitere Kostenlose Bücher