Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Führungsregiment! Er wird das Depot einnehmen, und der Rest von uns sichert seinen Rücken. Klar?«
»Klar, Erlaucht Sean«, bestätigte der Malagoraner grimmig.
»Dann lasst uns losziehen, bevor die noch einmal gegen uns anstürmen!«
Kapitel Achtunddreizig
»Macht die Kanonen klar! Bewegt euch! Bewegt euch, verdammt noch mal!«
Tibold Rarikson rannte hin und her, seine Augen loderten, als die Armee der Engel wie ein aufgebrachter Bienenschwarm umherschwirrte. Es war reiner Wahnsinn, einen Großangriff, ohne jede vorangehende Planung durchführen zu wollen. Er rang jedoch seine Furcht nieder und trieb seine Männer, als wäre er einer der Dämonen, die anzubeten die Kirche ihnen allen vorwarf. Er wusste, dass Erlaucht Sean den ersten Ansturm abgewehrt hatte, doch er wusste auch, dass sein Befehlshaber in einer Stadt gefangen war, umgeben von zwei Millionen Feinden.
Eine Reihe Arlaks rollte grollend an ihm vorüber, Nioharqs muhten, und Tibold verkrampfte die Hände hinter dem Rücken. Auf der Oberkante der Tempelmauer waren Kanonen aufgestellt. Die Mauer dort war viel schmaler als an ihrer Basis, und damit war der Platz für den Rückstoß deutlich eingeschränkt. Die Garde konnte dort oben nichts Größeres als Arlaks einsetzen, und er, Tibold, hatte viel mehr Platz, konnte also ungleich mehr Kanonen aufstellen als sie. Bedauerlicherweise waren deren Kanonen durch steinerne Zinnen geschützt, während seine Männer nicht einmal genug Zeit hatten, auch nur Geschützstände auszuheben. Schon jetzt stiegen über der Mauerzinne die ersten dichten Rauchwolken auf, doch er hatte keine andere Wahl, als seine Artillerie vorwärtszuschicken. Das Nordtor hatte man ihm vor der Nase zugesperrt. Ohne Sturmleitern konnte er nur darauf hoffen, das Tor aufzubrechen, und er wusste schon jetzt, wie entsetzlich die Verluste in seinen Reihe werden würden.
Regimenter kamen herbeigelaufen, um sich der Angriffskolonne anzuschließen, doch es blieb keine Zeit mehr, für eine anständige Organisation zu sorgen. Jetzt lag alles an den Befehlshabern der einzelnen Bataillone und Kompanien, und Tibold hauchte ein Dankesgebet für all die Monate der Kampferfahrung, die seine Männer schon gewonnen hatten.
»Tibold!«
Überrascht drehte er sich um, als Engel Harry seinen rechten Arm packte. Bevor er noch etwas sagen konnte, zog sie an dem Arm und befestigte irgendetwas an seinem Handgelenk.
»Erlaucht?« Verwirrt betrachtete er den sonderbaren Armreif. Er bestand aus einem Material, das er noch nie gesehen hatte, auf der Vorderseite sah er ein kleines Gitter und zwei Lichter, deren grünes Leuchten selbst noch im hellen Sonnenschein zu erkennen war.
»Das nennt man einen Kommunikator, Tibold. Du sprichst hier hinein …«, der Engel klopfte auf das Gitter, »… und Sean und ich werden dich hören können. Halt es dir nah ans Ohr, und du wirst uns ebenfalls hören können!« Tibold starrte sie mit offenem Mund an, schloss ihn dann und nickte nur. »Ich werde versuchen, dir zu berichten, was in der Stadt passiert, während ihr vorrückt«, sprach sie dann drängend weiter, und ihr wunderschönes Gesicht wirkte sehr angespannt, »aber da sind so viele Gebäude, dass ich nur sehr eingeschränkte Informationen liefern kann. Ich werde mein Bestes tun, und wenigstens kannst du auf diese Weise auch mit Sean sprechen.«
»Ich danke Euch, Erlaucht!« Einen Augenblick lang spähte Tibold in ihr unverletztes Auge, dann überraschte er sich selbst damit, dass er die Arme um sie schlang. Er drückte sie, und mit leiser Stimme sagte er: »Wir werden die da wieder rausholen, meine Herrin. Das schwöre ich Euch!«
»Ich weiß, dass ihr das tun werdet«, flüsterte sie, erwiderte die Umarmung, und er riss erstaunt die Augen auf, als sie ihm einen Kuss auf die bärtige Wange drückte. »Und jetzt geh, Tibold! Und pass auf dich auf! Wir alle brauchen dich!«
Wieder nickte er, drehte sich um und lief zu den ersten Rotten der Kolonne.
Die Kanonen, über die er verfügen konnte, standen gefechtsbereit in einer massigen Reihe, sechzig Arlaks standen Seite an Seite, in einem leicht geschwungenen Bogen vor dem Tor. Immer und immer wieder bellten die Kanonen der Verteidiger auf, doch selbst auf diese kurze Entfernung bot ein einzelner Arlak auch für den besten Richtschützen ein kleines Ziel. Für ihre Bedienmannschaften hingegen galt das nicht. Er hörte seine Männer schreien, als Kanonenkugeln sie zerschmetterten. Allerdings hatten auch diese
Weitere Kostenlose Bücher