COLLECTION BACCARA Band 0269
besuchen wirst. Du wirst zu den wichtigen Anlässen in Jessies Leben da sein – Schulabschluss, Examen, Hochzeit. Aber du wirst nicht bei ihr sein, wenn es wirklich wichtig wird, Noah. Wenn sie Liebeskummer hat und deinen Trost braucht. Wenn sie ein gutes Zeugnis bekommt und es dir stolz zeigen möchte. Dann bist du in Los Angeles und arbeitest an deiner nächsten Beförderung und rufst sie vielleicht einmal in der Woche an. Wenn überhaupt.“
„Irgendwann werde ich heiraten und eine Familie gründen.“
„Dazu lässt du dir gar keine Zeit.“
„Du hast es ja auch nicht eilig, mit diesem Sheriff vor den Altar zu treten.“
Janey lächelte traurig. „Nein“, sagte sie. „Auch wenn Clary mich bitten würde, seine Frau zu werden, ich würde ihn nicht heiraten. Ich bin nicht die Richtige für ihn.“
„Weil du nicht in dieses Provinznest gehörst.“
„Weil ich ihn nicht liebe. Clary hat eine Frau verdient, die ihn richtig liebt.“
Noah stand auf und spülte verärgert seine Tasse ab. Er stellte sie auf das Abtropfsieb und drehte sich um, um nach oben zu gehen. Er wollte nur noch seine Sachen holen und nach Hause gehen.
In der Küchentür stand Jessie und sah ihn traurig an. Er schloss die Augen, um einen Moment Zeit zu gewinnen. „Wie viel hast du mitgehört?“, fragte er schließlich.
Janey war es, die kläglich antwortete. „Alles.“
9. KAPITEL
Janey hatte versucht, mit Jessie zu reden. Noah hatte es versucht. Doch Jessie wollte ihre Entschuldigungen nicht hören, deshalb war sie in das Turmzimmer geflüchtet. Sie blickte aus dem Fenster hinunter auf die Stadt. Nichts hatte sich verändert, und doch war alles anders. Ihre Welt war nicht mehr die, die sie noch heute Morgen gewesen war.
Nach allem, was passiert war, hatte sie an diesem Sonntag keine Lust verspürt, zum Tee zu Mrs. Halliwell zu gehen, doch ihre Mom hatte darauf bestanden. Es würde ihr guttun, hatte sie gesagt und recht behalten. Es ging ihr besser. Noch besser würde es ihr allerdings gehen, wenn ihre Eltern endlich aufhörten zu streiten.
„Du bist heute furchtbar ruhig“, sagte Mrs. Halliwell. „Was hast du in letzter Zeit gemacht?“
„Ich war einige Tage bei Sara und Max.“
„Du bist oft dort, oder?“
„Mom und Noah haben sich bei der Unabhängigkeitsfeier gestritten“, sagte Jessie. Sie mochte Mrs. Halliwell. Vielleicht konnte sie helfen. „Als ich heute nach Hause kam, war Noah dort.“ Sie stapelte die Kekse auf ihrem Teller, sodass sie Mrs. Halliwell nicht ansehen musste, wenn sie ihr die peinlichen Dinge erzählte. „Es war noch früh, und meine Mom war angezogen, aber Noah …“
„Ich verstehe schon“, sagte Mrs. Halliwell.
„Das müsste doch eigentlich bedeuten, dass sie wieder zusammenkommen, oder? Aber damals sind sie auch nicht zusammengeblieben, obwohl ich unterwegs war. Vielleicht liegt es an mir. Ich glaube, Noah will keine Kinder.“
„So etwas darfst du gar nicht denken, kleines Fräulein.“ Jessie blickte überrascht auf, denn in so einem Ton hatte Mrs. Halliwell noch nie mit ihr gesprochen. „Was vor zehn Jahren zwischen Janey und Noah geschehen ist, hat nichts mit dir zu tun, und ob sie zusammenkommen oder nicht, ist allein ihre Sache.“
„Aber ich habe ihr Gespräch gehört. Meine Mom hat mich nach oben geschickt, damit ich meine Sachen wegräume. Das habe ich auch getan. Als ich wieder nach unten kam, war Sara weg, und meine Mom und Noah haben sich in der Küche unterhalten. Sie haben nicht gestritten, aber sie waren trotzdem irgendwie böse aufeinander.“
„Sie wollten ganz sicher nicht, dass du das Gespräch belauschst.“
„Warum meinen sie immer, es wäre besser, wenn ich nicht weiß, was los ist?“, fragte Jessie und sprang auf. „Meine Mom hat Noah gesagt, dass er niemals heiraten und eine Familie haben würde, und sie hat gesagt, dass sie Clary nicht liebt.“
„Dann sollte sie ihn auch nicht heiraten“, sagte Mrs. Halliwell sofort. „Es wäre nicht fair.“
„Das hat meine Mom auch gesagt.“
„Du kannst doch trotzdem mit Clary befreundet sein.“
„Ja“, sagte Jessie.
„Für dich ist es wichtig zu wissen, dass deine Eltern das Beste für dich wollen, Jessie. Sie lieben dich beide.“
„Woher wollen Sie wissen, dass mein Dad mich liebt?“
„Nun, ich kenne ihn, seit er etwa in deinem Alter war.“
„Sie kannten ihn schon, als er hier gewohnt hat?“, fragte Jessie aufgeregt. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen. „Wie war
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