COLLECTION BACCARA Band 0269
geklärt.“
„Nein. Ich wollte sagen: Okay, das ist ein Argument. Aber ich habe damit nicht gemeint: Okay, du brauchst nicht darüber zu sprechen. Ich möchte es nämlich trotzdem hören.“
„Warum?“, fragte er sie und blickte ihr dabei direkt ins Gesicht.
Fiona blinzelte und sah weg. Sie zuckte die nackten Schultern. „Wahrscheinlich muss ich es hören, um es zu verstehen. Du sagst, es war nichts, aber dein Gesicht sagt etwas anderes. Ich will die Wahrheit wissen. Wenn du mich über die Details im Unklaren lässt, muss ich mir alles in meiner Fantasie ausmalen, und das wird dann vielleicht noch schlimmer, als es in Wirklichkeit war. Bitte gib mir eine Chance, mir selber eine Meinung darüber zu bilden, wie schlimm es nun genau war.“
„Es ist ja nicht jeden Tag so. Meistens sitzen wir nur herum, halten unsere Ausrüstung in Schuss, räumen auf oder spielen Karten.“
„Diese Tage sind es nicht, vor denen ich Angst habe. Ich will etwas über die anderen Tage hören.“
Shane verstand nicht, was sie von ihm wollte. Wie konnte sie einerseits so stur behaupten, dass es sein Job war, der eine Beziehung zwischen ihnen verhinderte, und dann andererseits in einem Augenblick wie diesem genau darüber sprechen wollen?
„Hat Eddie nicht schon genug davon erzählt?“
Fiona schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Er sagt gelegentlich so etwas wie ‚Es war ein harter Tag‘ oder ‚Heute war es ganz schön brenzlig‘, aber er erwähnt nie Einzelheiten. Das scheint für euch Feuerwehrleute typisch zu sein.“
Shane konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das ist wohl so.“
„Dann wird es höchste Zeit, dass ihr euch das abgewöhnt. Du kannst gleich damit anfangen!“, forderte ihn Fiona erbarmungslos auf.
„Und du versprichst, dass du nicht schreiend aus dem Zimmer läufst, wenn ich es versuche?“
Sie überlegte. Dabei fuhr sie sich wieder mit der Zunge über die Lippen. „Hattest du nicht gesagt, es war nicht schlimm?“
Kopfschüttelnd musste er zugeben, dass sie ihn kalt erwischt hatte. Es war irritierend, dass es da jemanden gab, der ihn überlisten konnte. Schon wieder eine Premiere. Mit Fiona schienen sie an der Tagesordnung zu sein.
Shane war hin- und hergerissen. Wenn er ihr von seiner Arbeit erzählte, bestätigte er damit nur ihre Vorurteile. Tat er es nicht, verschloss er sich vor ihr, was er im augenblicklichen Stadium ihrer Beziehung genauso wenig wollte.
Er hatte noch nie mit einer Frau ausführlich über seinen Beruf gesprochen. Wahrscheinlich, weil er noch nie eine getroffen hatte, der er so viel Einblick in sein Innerstes gewähren wollte. Schließlich machte ihn seine Arbeit zu dem Menschen, der er war. Für ihn war damit ein hohes Maß an Intimität verbunden. Aber es gab wohl für alles ein erstes Mal.
„In dem Haus waren keine Rauchmelder installiert.“ Er runzelte die Stirn. „Es ist unverantwortlich, keine Rauchmelder zu haben.“
„Waren Kinder in dem Haus?“
Shane nickte kurz. „Ja.“
„Sind sie …“
„Wir haben sie herausgeholt. Aber es war fast unmöglich, sie in dem dichten Rauch zu finden.“
Fiona sah ihn aufmerksam an, während er sprach. Er fragte sich, welche Bilder sich wohl in ihrem Kopf formten. Er tat sein Bestes, damit seine Stimme ruhig klang, als er fortfuhr. „Als wir vor Ort ankamen, war das Erdgeschoss praktisch ausgebrannt. Das Obergeschoss war voller Rauch. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist es der Rauch, der die meisten Menschen tötet, nicht das Feuer. Eddie und ich legten die Atemschutzgeräte an und gingen hinein.“
Ihre Augen ruhten auf seinen Verletzungen. „Was passierte dann?“
„Im rückwärtigen Teil des Hauses waren zwei Kinder. Der Junge war auf dem Boden neben seinem Bett, aber das kleine Mädchen konnten wir einfach nicht finden.“ Shane bemerkte ihren verkrampften Gesichtsausdruck. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
Sie nickte. „Geht schon.“
„Wenigstens konnten wir die Kleine schreien hören. Sie hatte sich in einem Wäschekorb versteckt. Eddie fand sie schließlich und trug sie hinaus. Ich ging hinter ihnen her, da brachen die letzten drei Treppenstufen ein. Dabei bin ich gestürzt. Dann ist das Stiegengeländer auf mich gefallen und hat mir die Maske heruntergerissen.“
„Ist sonst noch jemandem etwas passiert?“, erkundigte sich Fiona.
„Nur Kleinigkeiten. Der Junge und die Eltern hatten leichte Rauchvergiftungen, der Vater zusätzlich ein paar
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