COLLECTION BACCARA Band 0269
er, dass Eddie und Fiona häufig telefonierten, aber ihm war nie klar gewesen, dass es dafür einen besonderen Grund gab. „Das hast du mir nie gesagt.“
„Na ja, als sie mitbekam, dass ich diese Ausbildung machen wollte, hat sie mir fast die Augen ausgekratzt. Wir haben eine ganze Nacht lang geredet. Zum Schluss hat sie mir das Versprechen abgenommen, sie nach dem Ende jeder Schicht anzurufen, damit sie weiß, dass alles in Ordnung ist.“
„Irgendwie kann ich jetzt besser verstehen, warum Fiona nicht noch einen Mann in ihrem Leben haben will, um den sie sich tagtäglich sorgen muss“, meinte Shane nachdenklich.
„Und du hast sie einfach so gehen lassen?“, erkundigte sich Eddie.
Er antwortete nicht.
„Dann bist du ein ganz schöner Idiot.“
Shane runzelte die Stirn. „Erst attackierst du mich, weil ich mich für sie interessiere, und jetzt nennst du mich einen Idioten, weil ich sie ziehen lasse?“
„Erstens wusste ich da noch nicht, dass du sie liebst, und zweitens finde ich es nach wie vor nicht in Ordnung, dass ihr eure Beziehung vor allen geheim gehalten habt. Aber dass du so leicht aufgibst, finde ich echt enttäuschend, Mann.“
Shane seufzte. „Großartig, jetzt habe ich dich auch noch enttäuscht. Ich glaube, es war mir lieber, als du mich aus tiefster Seele gehasst hast.“
„Nun komm schon! Da findest du endlich eine Frau, die dir gefällt, und dann lässt du sie so einfach gehen?“
„Ich muss mich erst mal ordentlich ausschlafen, bevor ich dieses Gespräch zu Ende führe“, beschloss Shane. Er stand auf. „Ist zwischen uns beiden wieder alles in Ordnung?“
Eddie nickte stumm.
10. KAPITEL
Es war das zweitschlimmste Weihnachtsfest ihres Lebens. In der Zeit davor hatte sie jeden Tag bis zur völligen Erschöpfung gearbeitet, sodass sie abends nur noch wie tot ins Bett – oder vielmehr aufs Schlafsofa – gefallen war.
Trotzdem war der altbekannte Albtraum regelmäßig wiedergekehrt. Welche Ironie des Schicksals, dass er sie nicht ein einziges Mal heimgesucht hatte, während sie das Bett mit Shane geteilt hatte!
Das einzig positive in der hektischen Zeit vor Weihnachten war: Es war ihr gelungen, Eddie aus dem Weg zu gehen.
Dafür durchbohrte er sie nun während des Weihnachtsessens zu Hause mit bösen Blicken. Das ärgerte sie dermaßen, dass sie ihn beim Nachtisch offen provozierte: „Findest du es nicht auch schade, Mum, dass Shane dieses Jahr nicht kommen konnte?“
„Oh ja, ich bin wirklich enttäuscht. Jemand muss ihm seine Geschenke mitbringen, wenn ihr nach Dublin zurückfahrt. Kannst du das übernehmen, Fiona?“
Na, großartig. Fiona atmete tief durch und hoffte, dass es bald Ostern wurde. Weder konnte sie den Tisch verlassen noch mit Eddie streiten. Denn ihrer Mutter zu erklären, was vorgefallen war, darauf hatte sie nun wirklich keine Lust.
Deshalb schwieg sie. Irgendwie brachte sie den Rest des Abends herum. Sie hatte sogar das Gefühl, sich recht gut zu halten. Trotzdem war sie erleichtert, als sich ihre Brüder und deren Partnerinnen verabschiedeten.
Gemeinsam mit ihrer Mutter winkte sie ihnen zum Abschied nach. Dann schloss Moira McNeill die Haustür und sagte: „Gut. Und jetzt hilfst du mir, die Küche aufzuräumen, und erzählst mir dabei, was los ist.“
„Was soll denn los sein?“
„Das frage ich dich.“ Sie schob ihre Tochter vor sich her in die Küche. „Den ganzen Tag machst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, und dein Bruder hat dich heute Abend angestarrt, als hättest du zwei Köpfe.“
Fiona goss zwei Gläser Wein ein und schickte sich resignierend in das Unvermeidliche. „Kann ich dich zuerst etwas fragen?“
„Natürlich.“ Mrs. McNeill lächelte aufmunternd, ergriff ihr Glas und prostete Fiona zu.
„Es geht um Dad.“
In das Gesicht ihrer Mutter stahl sich jenes wehmütige Lächeln, das jedes Gespräch über ihren Vater begleitete. „Frag ruhig.“
„Wie hast du es geschafft, damit fertig zu werden?“
„So wie alle anderen auch. Ich habe getrauert. So lange, bis es nicht mehr so schlimm war. Weißt du, es hört nie ganz auf, weh zu tun. Man lernt nur, damit zu leben.“
Während sie sprach, begann sie automatisch, die Schüsseln mit den Essensresten mit Frischhaltefolie abzudecken und sie in den Kühlschrank zu stellen.
„Ich habe nicht gemeint, nachdem es passiert war. Eigentlich wollte ich wissen, wie es für dich war, wenn er jeden Tag zur Arbeit ging. Hattest du nicht ständig Angst um
Weitere Kostenlose Bücher