COLLECTION BACCARA Band 0287
Valentine sie mochte. Doch dann hatte sie einen Fehler gemacht.
Sie hatte begonnen, von eigenen Kindern mit Last zu träumen – von vielen Kindern. Trotzdem war es besser, die eigenen Träume und Illusionen zu begraben, bevor es zu spät war.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte der Zirkusdirektor, als sie ihr Kostüm in der neuen Garderobe aufhängte.
„Ich komme schon zurecht“, antwortete sie. „Was meinst du, wird der Zirkus hier Erfolg haben?“
„Er wird mit Sicherheit einschlagen“, antwortete er zuversichtlich. „Deine Vision hat dich bestimmt nicht getrogen. Weißt du übrigens schon, dass ich mich verliebt habe? In Marvella, die Besitzerin der Pension hier im Ort.“
„Aha!“ Marvella war Delilah Honeycutts Schwester – außerdem Valentines ehemalige Arbeitgeberin und Feindin. Ihretwegen war Valentine seinerzeit auf die Ranch gezogen. Doch offenbar hatte Marvella sich verändert und schien eine richtige Menschenfreundin geworden zu sein. „Das freut mich für dich“, sagte Esme lächelnd.
„Kommst du eigentlich auch zur Hochzeit von Delilah und Jerry? Sie soll in Union Junction stattfinden.“
„Wahrscheinlich. Wusstest du schon, dass ich dort bald als Lehrerin arbeiten werde?“
„Ich freue mich, dass du die Stelle gefunden hast. Aber du wirst doch gelegentlich bei uns aushelfen? An den Wochenenden und in den Sommerferien könnten wir dich hier gut brauchen.“
„Das wäre wundervoll. Sehr gern, danke!“
„Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Last? Werdet ihr heiraten?“
„Nein“, beantwortete Esme die überraschende Frage. „Last und ich passen in vieler Hinsicht zusammen, aber nicht in der entscheidenden.“
„Ach ja, der Traualtar“, sagte der Zirkusdirektor lächelnd. „Tja, für die Ehe braucht man eine Menge Mut.“
„Sehr richtig“, stimmte Esme zu und schloss die Tür zu ihrer Garderobe. „Aber der fehlt uns beiden wohl.“
Er nickte und zupfte verlegen an seinem Schnurrbart. „Tut mir leid, Esme.“
Esme betrachtete durch ihr kleines Fenster das samtige Blau des texanischen Nachthimmels. „Weißt du, auch die raffiniertesten Zaubertricks können keine echte Liebe erzwingen. Es sollte eben nicht sein. Seit ich das erkannt habe, geht es mir besser.“
Sie glaubte tatsächlich, was sie gesagt hatte. Nur ihr Herz protestierte dagegen.
10. KAPITEL
Eine Woche spätersuchten Valentine und Annette Lastinder Scheune auf, wo er Wahlplakate zusammenzimmerte. Er war insgeheim froh über die unerwartete Gesellschaft und vor allem darüber, seine kleine Tochter wiederzusehen.
„Was treibst du hier?“, fragte Valentine.
„Last sah zu ihr auf und lächelte sarkastisch. „Hämmern.“
„Sollte dir nicht eigentlich ein Wahlkomitee dabei helfen?“
„Mason und ich kriegen beide kaum Unterstützung“, erklärte er mürrisch. „Die Leute wollen nicht Partei ergreifen.“ Er wies auf den großen Korb, der über ihrem Arm hing. „Hast du mir etwas mitgebracht?“
„Nein, das sind doch Cookies für Delilahs und Jerrys Hochzeit. Gehst du etwa nicht hin?“
„Ist die Hochzeit wirklich schon heute?“ Last tat sich selbst leid. In den letzten drei Wochen hatte er alles versucht, um irgendwelche Gedanken an Esme zu verdrängen. Auch wenn er wusste, wie albern das war, kam er sich wie ein Aussätziger vor. Aber schließlich war er selbst für seine Lage verantwortlich. Er wusste nur nicht, was er daran ändern konnte.
„Meine Güte, Last!“, sagte Valentine ungeduldig. „Hör endlich damit auf, dich im Selbstmitleid zu wälzen. Du bist ja nicht mehr du selbst!“
„Ich weiß“, gab er zu. „Aber was soll ich machen?“
Sie hob eine Augenbraue, und ihm dämmerte, dass sie ihm gleich gehörig den Marsch blasen würde. „Es geht mir gut“, sagte er. „Wirklich!“
„Du lügst!“
Klar, dass ausgerechnet die Mutter meiner Tochter auftauchen muss, um Ärger zu machen, dachte Last schlecht gelaunt. Jeden anderen Menschen hätte er rausschmeißen können. Er seufzte. „Wo steckt eigentlich Crockett?“
„Er hilft dabei, den Rodeo-Zirkus aufzubauen, wie alle anderen Leute auch“, sagte Valentine. „Heute ist doch die große Eröffnung!“
Last runzelte die Stirn und fragte sich, warum diese gute Nachricht noch nicht bei ihm angekommen war. Allerdings hatte er seine Post in letzter Zeit nicht geöffnet, um ungestörter Trübsal blasen zu können. Aber wenigstens einer seiner ungehobelten Brüder hätte ihm ja ein Wörtchen sagen
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