Collection Baccara Band 0294
Parkettboden.
Emily riss sich aus ihren Gedanken und kümmerte sich weiter um das Essen. „Vorhin beim Picknick wollten Sie mir gerade erzählen, was Sie beruflich machen, als wir vom Sturm überrascht wurden.“
„Ich arbeite als Risikokapitalgeber.“
„Ah, und was genau ist das?“, fragte sie. Draußen begann es eben zu blitzen und zu donnern.
„Ich habe mich darauf spezialisiert, Geld an vielversprechende Jungunternehmen zu verleihen, die sich vergrößern möchten“, erklärte er, während der Sturm anfing, über dem Städtchen zu wüten. „Ich schaue mir deren Businesspläne genau an, berate sie und stelle ihnen dann die benötigte Summe zur Verfügung. Auf diese Weise kann das Unternehmen gewinnbringend expandieren, während ich mich zurücklehne und dabei zusehe. Nach einer bestimmten Zeit zahlt das Unternehmen den Kredit mit einem guten Zinssatz zurück.“
„Da sind Sie wahrscheinlich viel unterwegs.“
„Allerdings. Ich investiere nie in eine Firma, ohne mir diese ganz genau anzusehen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in etwa so viel Zeit in der Luft verbringe wie ein Berufspilot.“
„Ach, wirklich“, neckte sie ihn, „dann kennen Sie ja sicherlich auch alle Piloten und Stewardessen beim Vornamen?“
„Mein Pilot heißt Bob, der Kopilot heißt Randy, und Collette ist die Flugbegleiterin.“
„Sie besitzen ein Privatflugzeug?“
„Ja, eine Chessna Citation.“
Du meine Güte! Er war ja wirklich steinreich. Wahrscheinlich war er noch nie in seinem Leben in einer so bescheidenen Wohnung gewesen. Und sie setzte ihm auch noch unreife Weintrauben vor, dazu einen Wein aus dem Supermarkt und ein paar trockene Cracker. „Ihre Investitionen scheinen ja offenbar erfolgreich zu laufen“, nahm sie das Gespräch wieder auf und trug das Tablett mit dem armseligen Abendessen ins Wohnzimmer.
„Es läuft ganz gut“, antwortete er, nahm ihr den Merlot und den Korkenzieher ab und fügte hinzu: „Mein Vater wäre wahrscheinlich nicht enttäuscht, wenn er sehen würde, was ich aus meinem Erbe gemacht habe.“
„Ist er schon lange tot?“, fragte sie und setzte sich neben ihn aufs Sofa.
„Seit sieben Jahren. Er war Herzchirurg und hatte einen Infarkt. So etwas nennt man wohl Ironie des Schicksals.“
„Was ist mit Ihrer Mutter?“, hakte sie nach und sah zu, wie er mit einer eleganten Bewegung die Flasche Wein öffnete.
„Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch in der Highschool war. Meine Mutter starb während meines ersten Semesters an der Universität. Im Frühling vor zehn Jahren.“
„Das tut mir wirklich leid.“
Er zuckte mit den Schultern und schenkte den Wein ein. Während er ihr das Glas reichte, sagte er: „Ich habe nie verstanden, warum sie unbedingt an einer Wildwassertour mit Schlauchbooten teilnehmen musste. Und das, obwohl sie nicht schwimmen konnte.“
„Vielleicht wollte sie auf diese Weise ihre Angst vorm Wasser überwinden?“
„Wer weiß. Wir haben nie miteinander darüber gesprochen. Meistens ging es nur um Unterhaltszahlungen und Kindergeld.“ Er schenkte sich ebenfalls ein Glas Wein ein, stellte die Flasche zurück aufs Tablett und lehnte sich zurück. „Was ist mit Ihren Eltern? Leben sie noch?“
„Ja, Gott sei Dank, ihnen geht es gut. Meine Mutter unterrichtet Modedesign an der Universität von New Mexico und mein Vater ist Sozialkundelehrer an einer Highschool.“
„Hört sich nach coolen Eltern an.“
„Ja, das sind sie. Na ja, so cool wie ältere Hippies eben sein können. Als ich noch ein Teenager war, fand ich das so richtig peinlich. Dazu kam noch, dass meine Großmutter im hohen Alter ihre Vorliebe für die Freikörperkultur entdeckte und begann, diese auch außerhalb des FKK-Strandes auszuleben. Sie ist halt gern mal nackt durch die Stadt gelaufen.“
Emily lachte und schüttelte den Kopf, als sie an ihre leicht verrückte, aber glückliche Familie dachte. „Wenn man zurückschaut, war es wohl nicht so furchtbar, wie ich es damals fand. Aber das ist ja meistens so.“
Cole nickte und beugte sich vor, um sich von Käse und den Crackern zu nehmen. „Warum sind Sie denn nicht dem Beispiel Ihrer Eltern gefolgt und arbeiten im Bildungswesen?“
„Es ist nicht so, dass ich das nicht versucht hätte“, erwiderte sie. „Nach der Schule habe ich angefangen, Kunstgeschichte und Pädagogik zu studieren, um Kunstlehrerin zu werden. Allerdings sind in den letzten Jahren an den meisten Schulen die Mittel dafür stark
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