Collection Baccara Band 0312
mit ihrem zauberhaften Charme einen Weg in sein Leben. Und wenn er ehrlich mit sich war, machte ihm das Angst.
Er bog auf eine andere Landstraße ab. „Wir sind fast am Ziel.“ Er brachte Maggie zu dem einzigen Familienmitglied, das ihm noch geblieben war.
6. KAPITEL
Luke bog in einen Kiesweg ab und parkte schließlich vor einem idyllischen alten Farmhaus. Kaum vorstellbar, dass hier, in dieser friedlichen, verlassenen Gegend vor siebenundzwanzig Jahren ein Kind entführt worden war.
Vor ihrem geistigen Auge sah Maggie Gwen, die auf der Veranda mit ihren Papierpuppen und einem Schloss aus Karton spielte. Lady Guinevere. Maggie hatte ihr Bild nach Gwen benannt.
„Früher war dies eine Milchfarm“, unterbrach Luke ihre Gedanken. „Aber das war lange bevor meine Eltern die Farm gekauft haben.“
Statt etwas zu entgegnen, lächelte sie nur nervös.
„Du scheinst angespannt“, bemerkte er. „Hast du Angst vor dem Treffen mit meiner Mutter?“
„Ein bisschen“, erwiderte sie wahrheitsgemäß.
„Das ist völlig überflüssig. Sie leidet zwar unter dieser Phobie, aber sonst ist sie total normal. Sie freut sich auf dich.“
„Das glaube ich dir gern, aber darum geht es gar nicht. Ich mache mir Gedanken, ob ich einen guten Eindruck machen werde.“
„Du? Die Schwester eines Fürsten?“
„Ja, ich. Ich entspreche vielleicht nicht ihren Erwartungen.“
Er holte seine Jacke vom Rücksitz. „Soll das ein Witz sein? Sie wird begeistert von dir sein.“
Sie stiegen aus und gingen um das Haus herum zur Hintertür. Luke schloss auf, und sie traten ein.
„Wir sind da!“, rief er auf dem Weg zur Küche.
„Ach herrje!“ Eine Frau in einem Strickhosenanzug eilte um den Herd herum.
Maggie vermutete, dass es sich um die Haushälterin handelte, denn Luke hatte seine Mutter nicht als eine rothaarige Frau mit Toupierfrisur und zu viel Haarspray beschrieben.
Luke stellte die Frau vor. Sie hieß Nell, musste Mitte sechzig sein, war früher Kellnerin gewesen, hatte ein raue Stimme und ein fröhliches Lachen. Maggie mochte Nell sofort.
Die Haushälterin schüttelte sorgenvoll den Kopf, wobei die Miniweihnachtskugeln an ihren Ohren heftig baumelten. „Du sollst keinen Gast durch die Hintertür bringen, Luke.“ Sie strahlte Maggie an. „Das ist wieder typisch Mann. Aber da er so ein hübscher Bengel ist, wollen wir ihm verzeihen.“
„Du scheinst von meinem Sohn zu sprechen“, war eine sanfte Stimme zu vernehmen.
Alle drehten sich zu Lukes Mutter um, die leise in den Raum getreten war. Dana Starwind war rank und schlank, mit silbergrauem Haar und weichen Gesichtszügen. Sie wirkte zerbrechlich und dennoch stark. Sie muss als junge Frau umwerfend ausgesehen haben, dachte Maggie.
Maggie trat einen Schritt vor, und die beiden Frauen betrachteten sich mit gegenseitigem Interesse.
Nachdem sie miteinander bekannt gemacht worden waren, erkundigte sich Lukes Mutter: „Hat mein Sohn Ihnen erzählt, wie gern ich Sie kennenlernen wollte?“
„Ja. Aber ich hoffe, Sie glauben nicht alles, was über mich geschrieben wird.“
„Sie haben ein Doppelstudium in Betriebswirtschaft und Kunst absolviert.“
Maggies Pulsschlag beschleunigte sich. „Soweit stimmt es.“ Das war der Teil ihrer Biografie, den die meisten Menschen nicht kannten. Fotos von ihr auf einer Jacht in Südfrankreich waren von weitaus größerem öffentlichem Interesse gewesen, besonders, da sich ihr Bikinioberteil geöffnet hatte – ein Missgeschick, das wie der absichtliche Striptease eines Partygirls darstellt wurde.
„Dana ist auch Künstlerin“, schaltete Nell sich ein.
„Es ist ein Hobby“, korrigierte Lukes Mutter schnell. „Ich male, um mich zu beschäftigen. Aber ich habe Ihre Arbeiten in einem Magazin gesehen. Sie sind außergewöhnlich.“
„Danke“, strahlte Maggie. „Ich würde mir gern Ihre Bilder ansehen.“
Danas Aquarelle zeigten Naturszenen – Blumen in einem Garten, eine Schale mit Zitronen in der Sonne, ein Fluss, der über schimmernde Steine plätscherte. Die schneebedeckten Berge könnten in der Schweiz sein, dachte Maggie, die Weinberge in Frankreich, die Walnussbäume in der Toskana.
„Die Bilder sind wunderschön.“ In ihren Gedanken schien Dana zu reisen. Sie schuf sich die Welt, wie sie sie sich vorstellte.
Die ausdrucksvollen Bilder passten zum ländlichen Charme des Starwind-Hauses. Bauernmöbel waren mit Antiquitäten kombiniert. Patchworkkissen schmückten das Sofa, das aus Zeiten vor dem
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