Collection Baccara Band 0316
weißes Taschentuch aus der Tasche und wischte sich übers Gesicht. „Dann betrachten Sie sich als wiedereingestellt.“
Heathers Herz machte einen Satz. Wenn es eine Chance gab, den Job doch noch zu bekommen, dann sollte sie jetzt besser lächeln und sich versöhnlich zeigen. Abgesehen davon, dass sie ihre Eltern nicht um Geld bitten wollte, wäre es so gut wie unmöglich, eine Stelle zu finden, die ihren Bedürfnissen besser entsprach als diese.
Außerdem hatte sie sich sofort zu dem Kind hingezogen gefühlt, das sie beaufsichtigen sollte. Sie streckte eine Hand aus und nahm Tobias das Taschentuch aus der Hand. „Darf ich?“, sagte sie und wischte kurzerhand einen Krümel aus seinem Schnurrbart.
Was als freundliche Geste gemeint war, wurde plötzlich sehr vertraulich, als sie einander tief in die Augen sahen. Ein Schauer lief Heather über den Rücken, ihr wurde abwechselnd heiß und kalt, und sie spürte ein beunruhigendes Kribbeln im Bauch. Ein verräterisches Zittern ließ das Taschentuch in ihrer Hand wie eine weiße Fahne flattern.
Normalerweise mochte sie glatt rasierte Männer, aber als sie den Mund unter dem gepflegten Schnurrbart betrachtete, glaubte sie nicht, dass es viel Überzeugungskraft brauchte, damit sie ihre Meinung änderte.
Bist du denn total verrückt geworden? fragte sie sich.
Auf gar keinen Fall würde sie sich auf etwas einlassen, das ihr nicht guttäte. Sie war froh, dass sie das Ende ihrer letzten Beziehung inzwischen einigermaßen verarbeitet hatte. Fieberhaft suchte sie nach den passenden Worten, um wieder zu einem professionellen Umgang mit Tobias Danforth zu finden. An ein romantisches Abenteuer mit ihrem Arbeitgeber zu denken, egal, wie attraktiv und charmant er war, bedeutete, einen emotionalen Selbstmord zu riskieren.
„Wir sollten die Einstellungsmodalitäten besprechen, bevor ich Ihre Bedingungen akzeptiere – vor allem, wenn sie diese Erziehungsmaßnahmen beinhalten, die Sie, wie ich gerade gesehen habe, bei Ihrem Sohn anwenden.“
Tobias ergriff ihre Hand. Heather hatte bei der Berührung das Gefühl, als würde ein elektrischer Schlag durch ihren Körper schießen. Sie schnappte nach Luft. Sofort ließ er ihre Hand los. Das Taschentuch flatterte zwischen ihnen zu Boden.
„Ich versichere Ihnen, Miss Burroughs, ich habe nicht die Absicht, Sie als meine Angestellte in irgendeiner Weise zu kompromittieren, falls Sie sich darüber Sorgen machen. Auch wenn ich im Moment vielleicht einen gestressten Eindruck mache, bin ich in der Lage, mich selbst zu versorgen. Vielmehr bin auf der Suche nach jemandem, der sich um Dylan kümmert – und auch regelmäßig mit ihm die Übungen macht, die die Sprachtherapeutin vorgeschlagen hat, und die Sie gerade so unhöflich unterbrochen haben.“
Jetzt war es an Heather, ein verblüfftes Gesicht zu machen. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass das Verhalten seinem Sohn gegenüber Teil einer Therapie gewesen sein könnte. Das allein reichte aus, ihr bewusst zu machen, wie unzulänglich ihre Qualitäten als Nanny waren. Wenn sie jemals als Lehrerin arbeiten wollte, dann musste sie aufhören, voreilige Schlüsse zu ziehen und ihr eigenes Kindheitstrauma auf andere Menschen zu übertragen.
„Es t… tut mir leid“, stammelte sie und hätte Einiges dafür gegeben, noch einmal ganz von vorn beginnen dürfen.
Tobias fuhr sich durch die Haare, die eine interessante Farbe hatten. Am Ansatz dunkel, die Spitzen von der Sonne aufgehellt. Er könnte einen Haarschnitt gebrauchen, dachte Heather und wünschte sich auf einmal, mit den Fingern durch seine Haare fahren zu dürfen.
„Das muss es nicht. In den fünf Minuten, die Sie jetzt hier sind, hatten Sie bei Dylan mehr Erfolg als ich während der ganzen Zeit, seit seine Mutter uns verlassen hat“, gestand er.
Verbitterung schwang in seinen Worten mit, und er wirkte auf einmal müde.
Heather fragte sich, was mit Dylans Mutter geschehen war. War sie einfach gegangen, weil sie mit dem Leben auf einer abgeschiedenen Farm, Meilen vom nächsten Nachbarn entfernt, nicht zurechtgekommen war? Lag es an ihrem Ehemann?
Hatte sie sich von ihm getrennt, weil sie sich genauso manipuliert fühlte wie ein Kind, das sich nach einem Plätzchen streckte und es nur bekommen konnte, wenn es eine bestimmte Aufgabe erfüllte?
Welche Gründe auch immer die Frau gehabt hatte, Heather empfand für jedes Kind Mitleid, das von seiner Mutter im Stich gelassen worden war. Seit sie von ihren Eltern
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