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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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praktisch nicht überleben können.
    Der dritte Vorteil des Diplodocus war ein bemerkenswertes Charakteristikum und stellt uns heute vor die Frage, wie er sich überhaupt entwickeln konnte. Die mächtigen Knochenteile der Beine, die ja zumeist unter Wasser waren, besaßen eine superschwere Konstruktion und lieferten dem Tier daher den nötigen Ballast; alle Knochen des oberen Körpers jedoch waren, je höher sie lagen, von einer immer leichteren Bauart, nicht nur was das Gewicht betraf, sondern auch hinsichtlich des gesamten Verbundes, und diese sinnvolle Konstruktion verlieh dem Körper Schwimmfähigkeit, so daß er beinahe auf dem Wasser trieb.
    Aber das war noch nicht alles. Die Hals- und Schwanzwirbel waren mit zahlreichen Fensterungen durchsetzt,    mit kleinen    Öffnungen,    die das
    Gesamtgewicht stark reduzierten. Knochenmasse war lediglich dort    vorhanden,    wo    es zum Ausgleich von
    Belastungen    notwendig    war. Kein    Gramm
    überflüssiges    Gewicht war    an    dem ganzen    Skelett zu
    finden, doch jedes Knöchelchen, das für die Stabilität des Körpers notwendig war, befand sich an seinem richtigen Platz. Die Gelenke waren so perfekt gegliedert, daß sich der lange Hals in alle Richtungen drehen konnte, die Flanschen, zwischen denen die Sehnen lagen, waren jedoch so stark, daß sie auch keinen Schaden nahmen, wenn Hals oder Kopf eine schwere Last tragen mußten.
    Endlich machte das Weibchen kehrt und schwamm wieder zum Sumpf am Fuß der Klippe zurück. Dort reckte sie die Nase witternd in alle Himmelsrichtungen und schien auch einen vertrauten Duft aufzufangen, denn sie bewegte sich zielbewußt auf die Baumfarne am anderen Ende des Sumpfes zu, aus denen das Diplodocus-Männchen auftauchte, nach dem das Weibchen so lange gesucht hatte. Langsam stapften die beiden Tiere mit ihren Säulenbeinen über den Sumpfboden, und als sie sich gegenüberstanden, rieben sie ihre Hälse aneinander.
    Das Weibchen drängte sich eng an das Männchen, und das kleine Säugetier beobachtete die beiden Riesen, wie sie sich im Wasser paarten, die beiden massigen Körper mit unglaublicher Komplexität ineinander verschlungen.
    Als sie fertig waren, trennten sie sich, und jeder ging seinen Weg zu der ihm vertrauten Herde zurück. Die Herde des Weibchens bestand aus fünfzehn
    Angehörigen der Diplodocus-Familie drei großen Männchen, sieben Weibchen und fünf Jungen. Sie hielten sich stets dicht beieinander und verließen nur selten das tiefe Wasser, fürchteten sich aber auch nicht, zur Nahrungssuche den Fluß hinaufzugehen. Spiele wurden - im Gegensatz zu späteren Tieren anderer Arten - in der Familie nicht getrieben, die Diplodocen waren Reptilien und daher träge. Als Kaltblüter mit einem äußerst langsamen Metabolismus brauchten sie weder körperliche Bewegung noch besonders große Nahrungsmengen. Nicht selten lagen sie stundenlang völlig reglos da, und ihre winzigen Gehirne trieben sie nur dann zur Tat, wenn sich ihnen spezielle Probleme stellten.
    Nach langer Zeit fühlte sich das Weibchen wieder von einem inneren Zwang getrieben und stapfte schwerfällig am Ufer entlang, bis sie nicht weit von der Kalkklippe entfernt einen Sandstreifen fand. Dort begann sie mit ihrem Schwanz eine Stelle freizulegen, in deren Mitte sie mit Schnauze und Vorderbeinen eine Mulde grub. In diese Mulde setzte sie sich und legte im Zeitraum von neun Tagen siebenunddreißig riesige Eier, jedes mit einer lederartigen Schale.
    Als sie ihre Aufgabe an Land erfüllt hatte, verbrachte sie noch eine beträchtliche Zeit mit dem Zudecken des Nestes. Mit dem Schwanz schob sie Sand über die Eier, und mit dem Maul legte sie Holzstückchen und abgefallene Blätter über die Stelle, damit andere Tiere das Nest nicht finden und die Eier auffressen konnten. Dann kehrte sie in die Lagune zurück, um anschließend sofort zu vergessen, wo sie die Eier abgelegt hatte. Ihre Arbeit war getan. Wenn aus den Eiern Junge krochen - gut. Wenn nicht, würde sie das Fehlen der Brut nicht einmal bemerken.
    Auf diesen Augenblick hatte das kleine Pelztier gewartet. Sobald das Diplodocus-Weibchen in der Lagune untergetaucht war, schoß es vorwärts, inspizierte das Nest und fand ein Ei, das nicht sehr gründlich vergraben war. Das Ei war größer als das ganze Tier und enthielt Nahrung für eine sehr lange Zeit. Die Erfahrung hatte das Pelztier jedoch gelehrt, daß seine Mahlzeit schmackhafter war, wenn es ein paar

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