Coming Home
gekommen. Bereits früh am Morgen war er wieder wach gewesen, und hatte sich völlig erledigt auf den Weg zur Arbeit gemacht.
Jetzt saß er unrasiert und mit zerknittertem Hemd an seinem Schreibtisch und versuchte krampfhaft, sich auf ein Vertragsangebot zu konzentrieren, das er eigentlich schon am Vortag hätte erledigen sollen.
»Nichtmal solch einfachen Kram kriege ich mehr auf die Reihe«, dachte er bedrückt, und warf frustriert den Kugelschreiber auf den Tisch.
Nach einer Weile klopfte es an die Tür, und Megan kam herein.
Ein Blick auf sein Gesicht und sein Hemd reichte ihr, um festzustellen, dass er die Nacht offenbar nicht zu Hause verbracht hatte.
»Kaffee?«, fragte sie leise, und er nickte.
Wenig später kehrte sie mit einem Becher heißem Kaffee zurück und stellte ihn vor ihm auf den Tisch.
»Danke.«
Er nahm einen tiefen Schluck und merkte, wie die Wärme des Getränks ihn wohltuend durchströmte.
Abwartend stand sie vor seinem Tisch, und nachdem er sich einen Augenblick lang schweigend auf seinen Kaffee konzentriert hatte, hob er den Kopf und schaute sie forschend an.
»Sind Sie gestern noch gut nach Hause gekommen?«
»Ja, es ist alles in Ordnung«, nickte sie. »Was gestern passiert ist, tut mir sehr leid, es wird nicht wieder vorkommen«, erklärte sie dann noch hastig, und fragte sich, wie viel er von dem Gespräch zwischen ihr und Brad wohl mitbekommen haben mochte.
»Schon gut, halb so wild«, winkte David ab, »ich habe mir Sorgen gemacht, dass er Sie vielleicht …«
Er beendete den Satz nicht, doch sie verstand auch so, wovon er sprach.
»Nein«, sagte sie leise, »er wirkt vielleicht ziemlich rabiat, aber er würde mich nie schlagen.« Dass Brad sie anschließend ziemlich grob genötigt hatte, mit ihm zu schlafen, verschwieg sie allerdings, das war nichts, was David etwas anging.
»Gut«, sagte er, doch es klang alles andere als zufrieden.
Er spürte, dass da noch etwas vorgefallen war, hatte eine dunkle Ahnung, was passiert sein konnte, und er musterte sie prüfend.
»Und das war alles?«, bohrte er weiter.
»Ja, sicher«, murmelte sie unbehaglich, »ich … ich gehe dann jetzt wieder an die Arbeit.«
Als sie zur Tür ging, spürte sie seinen Blick in ihrem Rücken, und am liebsten hätte sie sich auf dem Absatz umgedreht, sich in seine Arme geworfen und ihm alles erzählt, hätte ihn nur zu gerne gebeten, sie festzuhalten und nie wieder loszulassen.
»Bis dann«, sagte sie stattdessen leise und zog wie am Tag zuvor sachte die Tür hinter sich zu.
23
E in paar Tage vergingen, und nicht nur David, sondern auch Megan quälte sich mit ihren Gefühlen herum, und litt ebenso wie er unsäglich unter der Situation.
Sie wusste ganz genau, was an dem Nachmittag im Büro geschehen wäre, wenn Brad nicht aufgetaucht wäre, und zu ihrem Erstaunen war sie zutiefst enttäuscht, dass es nicht so weit gekommen war.
Noch vor kurzem hätte sie den Kopf geschüttelt, wenn jemand sie gefragt hätte, ob sie ihren Mann betrügen würde, hätte mit einem ehrlichen und überzeugten »Nein«, geantwortet, und das, obwohl sie mit Brad alles andere als glücklich war.
Aber sie hatte Prinzipien, und zu diesen gehörte unter anderem auch, dass sie ihm die Treue versprochen hatte, und sich daran zu halten pflegte.
Doch jetzt war plötzlich alles anders. Da war Brad, der von Tag zu Tag unerträglicher wurde, der sie gegen ihren Willen zwang, mit ihm zu schlafen, und der sowieso davon ausging, dass sie ihn ständig und überall betrog. Und dann war da David, der in ihr Gefühle geweckt hatte, die sie so nie zuvor empfunden hatte, und auf einmal stand alles, woran sie bisher geglaubt hatte, auf dem Kopf.
Alles in ihr sehnte sich nach ihm, sie spürte ein beinahe schmerzhaftes Verlangen nach ihm, und sie wünschte sich nichts mehr, als ihm nahe zu sein und sich ihm hinzugeben, selbst wenn er ihr niemals ganz gehören würde.
All ihre moralischen Werte hatten sich plötzlich in Luft aufgelöst, sie war bereit, David zu lieben, mit Haut und Haaren, und mit allem, was dazugehörte, selbst wenn sie dafür all ihre Prinzipien über Bord werfen müsste.
»Muss ich mich dafür schämen?«, fragte Megan bedrückt, als sie an einem der folgenden Abende bei Julie im Wohnzimmer saß, und der Freundin ihr Herz ausschüttete. »Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich mir wünsche, mit David zu schlafen, obwohl ich verheiratet bin? Ist es verwerflich, dass ich mir plötzlich vorstelle, Dinge mit ihm zu tun, die ich
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