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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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und hat einen Platten. Lino und ich haben uns hinter einer Betonrampe am anderen Ende des Parkdecks verbarrikadiert. Wir beobachten einen Trupp Bombenentschärfer, die mit verschmierten Händen und chirurgischen Griffen an der Kiste herumwerkeln.
    Sie schaffen es, eine Tür zu öffnen, dann die Motorhaube. Keine Bombe. Doch dafür im Kofferraum eine Leiche im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Trotz des Gestanks und der Folterspuren, die der Körper aufweist, identifizieren wir ihn sofort. Blidi Kamel, dreißig Jahre alt, verheiratet, vier Kinder, ehemals Trödler in El Harrach. Beteiligt an den Morden an Ben Ouda und Professor Abad.
    Den Rest erledigt zuverlässig das »arabische Telefon«, die hiesige Buschtrommel: Kaum im Büro, stolpere ich schon über Capitaine Berrah. Er hat noch vor dem Direktor von unserem Fund läuten gehört. Entgegenkommend rafft er sich aus dem Sessel hoch und streckt mir die Hand hin.
    »Sieh an, die Neuigkeiten verbreiten sich ja schnell«, sage ich.
    »Auch der Geheimdienst hat einen Glatzkopf in seinen Reihen … Ist jetzt schon der dritte Tote von Gai’ds Leuten innerhalb von dreizehn Tagen. Wenn das so weitergeht, geht uns bald der Nachschub aus.«
    Ich bitte ihn, sich wieder zu setzen, und schnappe mir den Nachbarstuhl.
    »Und alles nur, weil es uns untersagt ist, die Verdächtigen mit dem Schweißbrenner zu bearbeiten.«
    Der Capitaine bietet mir eine Zigarette an und vergißt, sein Feuerzeug anzuknipsen. Er ist mächtig gealtert. Tiefe Ringe um die Augen und Gesichtszüge, in die der Schlafmangel seine Spuren gegraben hat. Er greift nach einer Tasche, die neben seinen Füßen liegt, und zeigt mir das Foto einer dreckigen Visage mit einem Häftlingsschild vor der Brust.
    »Das ist der Kerl, der ,ganz normal aussieht und so groß ist wie ein Reklameschild’. Heißt Hakim Karach alias der Bosco.«
    Da macht es Peng. Meine flache Hand knallt gegen meine Stirn. Ich bin wirklich ein Vollidiot. Ich packe den Capitaine am Arm und zerre ihn hinter mir her, direkten Weges zur Haftanstalt von Serkadji, wo sich Alla Tej auf Kosten der Republik den Bauch vollschlägt und sich einen Teufel um unsere permanenten Umschuldungen schert und die Restriktionen, die der Internationale Währungsfonds uns auferlegt.
    Zelle 48 ist ein verfallenes Loch am Ende vom Gang zwischen der vergitterten Deckenleuchte und den Latrinen. Alla Tej sitzt fakirgleich mitten im Raum, die Hände auf den Knien und den Kopf im Nirwana. Auf den ersten Blick könnte man meinen, man hätte ihn mitten in einer Yoga-Sitzung überrascht.
    »Er schmollt mit uns«, erklärt uns der Wärter und kratzt sich den Rücken mit seinem Gummiknüppel. »Er sagt, er sei klaustrophob und brauche Gesellschaft. Am Anfang war er in Zelle 16. Und alle wollten zu ihm in die Sechzehn. Mit ihm wurde es nie langweilig. Wir mußten ihn schließlich in eine Einzelzelle verlegen, damit keiner neidisch wurde«, schloß er mit der Weisheit eines Patriarchen.
    »Jetzt sind wir ja da, um ihm Gesellschaft zu leisten. Vielen Dank, du kannst gehen.«
    Der Wärter ist ein braver schwabbeliger Fleischberg mit einem sanften Mondgesicht. Sein Schnauzer hängt ihm bis aufs Kinn, seine Arme sind tätowiert und sein Hosenschlitz reicht bis zum Nabel hoch. Seine Stimme ist weich, und wenn er redet, zittert sein Bauch wie Wackelpudding.
    »Wenn Sie wollen«, erbietet er sich, »kann ich auch bleiben. Bei dieser Art von bougnoule [*französisches Schimpfwort für Araber] weiß man nie. Die verstehen nur die Sprache des Knüppels.«
    Ich lächele ihm zu. Er versteht, daß ich seine Dienste nicht brauche, und macht sich davon, wobei er mit dem Knüppel gegen sein Bein schlägt.
    Mit der Fußspitze rüttle ich Alla Tej wach. Er bewegt sich schwerfällig. Sein Gesicht verändert sich, als er mich wiedererkennt. Der Capitaine läßt sich auf den Strohsack fallen und schlägt die Beine übereinander. Seine Fingernägel kratzen zerstreut über das Leder seiner Tasche. Ich trete einen Schritt zurück und lehne mich an die Zellenwand.
    »Na, sind sie nicht nett zu dir?«
    Alla zuckt die Achseln.
    »Draußen hab ich mich wohler gefühlt.«
    Der Capitaine beginnt sich zu rühren. Er rollt das Foto von Hakim Karach zwischen den Fingern und schnipst es ihm zu. Das Foto flattert, kreiselt und landet direkt vor Alla.
    »Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Ich habe gesagt, was ich weiß, und keine mildernden Umstände gekriegt. Außerdem ist jetzt nicht mehr die Polizei für

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