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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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deine Geschichte Gai’d erzählt?«
    »Ich hab’s nicht geschafft, ihn ausfindig zu machen.«
    »Wer war das, der dich am selben Abend noch abholen kam?«
    »Ben Hamid.«
    »Hast du ihm von Boscos Männern erzählt?«
    »Ich habe ihm gesagt, daß Bullen da waren, die sich für Boscos Männer ausgaben. Das hatte ich geglaubt, als ihr bei mir aufgekreuzt seid.«
    »Und wer ist der Auftraggeber?«
    »Darüber redet Gai’d mit seinen Männern nie. Er handelt das immer heimlich aus. Das ist seine eiserne Regel. Er kriegt einen Auftrag, er führt ihn aus. Und weiß von nichts.«
    »Dann war das also gar kein Emir [*So werden in Algerien die Anführer der verschiedenen Islamistengruppen genannt.]!« kreischt der Capitaine.
    Alla verzieht verächtlich den Mund: »Ein Emir, was ist das denn, bist du naiv! Das sind doch alles nur Ablenkungsmanöver. In Wirklichkeit herrscht das totale Chaos. Jeder dreht sein eigenes Ding, und das war’s.«
     
    13
     
    Als wolle sie sich absetzen von den Elendshütten, die an der Talseite verrotten, macht die Straße einen Hüftschwung und eilt bäuchlings auf ein Eukalyptuswäldchen zu. Doch wie sehr sie sich auch absondern will, wer einmal schlechten Umgang hatte, wird unweigerlich davon eingeholt. Schon geht unsere Straße einem Weiler ins Netz, der sich hinter einer Kurve duckt und sie zwischen seinen Bruchbuden in Stücke fetzt. Wohl gelingt es ihr, ein paar Streifen Asphalt zu retten, und sie schleppt sich noch an die tausend Meter hin, zerlumpt und ausgemergelt, bevor sie bei einem Anlegesteg endgültig den Geist aufgibt. Die Piste, die gegenüber beginnt, bröckelt hügelwärts gefährlich ab und geht zuletzt in den Reifenspuren auf der Mole unter, wo Autowracks ihre Innereien den Krebsen und Kraken anpreisen.
    Es ist zwölf Uhr mittags. Ein Fischer geistert einsam auf seinem Fels herum, beim Anblick der Gegend sträubt sich sogar einer Straßenkatze das Fell. Im ausgedörrten Gras wird eine fliehende Eidechse zum Ereignis. In der Brutkastenhitze stinkt es nach verwestem Hund.
    Am Ende eines Ziegenpfads setzt sich ein Barackenwirrwarr stelzvogelartig dem Ansturm der Wellen aus, die Mauern sind völlig abgeblättert und die Fenster stärker vergittert als jeder Raubtierkäfig.
    Tahar Brik haust in Baracke 28. Um dorthin zu gelangen, muß man sich vorab bekreuzigen [*Die französische Kolonialzeit hat im algerischen Alltag und im Sprachgebrauch tiefgreifende Spuren hinterlassen. So gebrauchen auch bekennende Muslime häufig christliche Symbole, Metaphern und Redewendungen.], wegen eines vorsintflutlichen Stegs, der zu scheppern beginnt, sobald nur eine Möwe drüberfliegt.
    Lino reibt an einer rostigen Klingel. Es läutet nirgendwo. Er klopft an eine Fensterscheibe. Alsbald klirren die Messingringe einer Vorhangstange und geben ein Frauengesicht frei, das so unerforschlich ist wie die Wege des Herrn .
    »Wir suchen Tahar«, bemerkt Lino.
    Das Gesicht der Frau bleibt reglos, gleicht mehr einem Bild als einem Menschen aus Fleisch und Blut.
    Sie braucht eine Ewigkeit, um endlich tonlos hervorzustoßen: »Gibt’s hier nicht.«
    »Wir sind Freunde.«
    Dieser Begriff löst nichts bei ihr aus. Sie sieht aus wie eine, die so viele Hiebe eingesteckt hat, daß sie nicht versteht, wieso man sie plötzlich nicht mehr prügelt.
    »Wir sind von der Polizei.«
    Sie hebt den Vorhang ein wenig an.
    »Polizisten mit Mädchenzöpfen …? Geht nur wieder. Hier gibt es keinen Tahar. Und mein Mann wird auch gleich nach Hause kommen.«
    »Achtung!« warnt uns Ewegh von der anderen Seite des Stegs. »Er türmt gerade durch den Hinterausgang.«
    Wir hören, wie es in der Baracke rumort. Kleinkinder fangen zu plärren an. Ich laufe zur Terrasse und komme genau in dem Moment an, als ein Rüschengewand sich ins Leere stürzt, wenig später ins Meer platscht und eine enorme Fontäne aufspritzen läßt. Ich sause eine hinfällige Treppe hinunter und wate durch die trüben Ergüsse eines Abwasserkanals. Ewegh seinerseits spurtet mit Riesensprüngen zum Strand hinunter, klettert über einen Kranz von Felsen und nimmt den Flüchtenden beim Auftauchen aus den Fluten in Empfang.
    »Nur keine Panik, mein Junge. Wir wollen dir nichts Böses.«
    Tahar Brik hebt die Hände über den Kopf. Seine von der Luft aufgeblähte Gandura schwimmt wie ein großer Krapfen um ihn herum.
    »Wir sind von der Polizei.«
    Tahar beruhigt sich ein wenig. Er bleibt einen Moment sinnierend im Wasser stehen, dann klettert er auf den Felsen,

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