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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Ich habe das verschwommene Gefühl, mich in schwindelerregendem Tempo zu zersetzen. Ich bin ein Komet, der ins Nichts abdriftet … Dann fasse ich mich. Das erste, was mich mit der Welt der Lebenden aussöhnt, ist der geplatzte Schädel des Friseurs. Er liegt auf dem Kopfkissen und starrt mich aus glasigem Auge an, mit einem Loch in der Schläfe, einem anderen am Hals. Ewegh schlägt das Fenster mit einem Schulterstoß ein, stellt ein Bein an Bord und landet im Zimmer, die Knarre unablässig auf die Matratze gerichtet. Die Detonation, das war er. Lino seinerseits macht sich eilends daran, die Batterien aus der Fernbedienung zu nehmen. Er ist bleich bis unter die Haarwurzeln und zittert wie eine alte Hexe in Trance.
    Wir haben die Wohnung bis in den letzten Winkel gefilzt und weder eine Bombe noch eine Diskette gefunden. Gai’d hat nur geblufft. Er wollte sich ganz einfach ins Jenseits absetzen, und wir waren ihm dabei behilflich.
    »Bravo!« gröhlt der Direx außer sich. »Gai’d ist uns endlich ins Netz gegangen, und ihr habt ihn wieder entwischen lassen. Einfach so, komplett idiotisch, ohne jeden Grund. Er hat uns alle miteinander ins Bockshorn gejagt. Jetzt tappen wir wieder im dunkeln. Da habt ihr wirklich fantastische Arbeit geleistet. Ihr könnt stolz auf euch sein!«
    Er fegt durchs Büro, wischt Aschenbecher vom Tisch, zieht seinem Drehsessel die Ohren lang, traktiert die Vorhänge … Ich sehe ihm zu, wie er seine Nummer abzieht, und hoffe inständig, daß er sich das Handgelenk an der Wand aufschürft oder sich die Faust am Fensterglas verletzt. Seit einer halben Stunde mühe ich mich ab, ihm klarzumachen, daß meine Männer und ich nicht den geringsten Anhaltspunkt hatten, um abschätzen zu können, ob Gai’d bluffte oder nicht, der Direx weigert sich, mich anzuhören …
    »Halt die Klappe! Du hast hier nichts zu sagen. Wegen deiner Überstürztheit ist die Kripo vom Rest der Welt isoliert. Der Geheimdienst wird uns keine Konzessionen mehr machen. Der chef de cabinet hat sofort wieder aufgelegt. (Er wirft mir eine Zeitung ins Gesicht.) Alle Zeitungen bringen es auf der ersten Seite. Kein Mensch ist geneigt, unsere Version zu glauben. Das ganze Land ist der Meinung, die Polizei habe kaltblütig einen Kronzeugen umgelegt. Wer will Ben Ouda ein zweites Mal begraben? (Er zeigt mir eine Schlagzeile, die sich über die halbe Seite hinzieht.) Wir hatten nicht das Recht, uns zu irren. Selbst wenn ihr mit ihm zusammen draufgegangen wärt, hätte euch noch der Zweifel überlebt. Man verdächtigt uns der Komplizenschaft, Monsieur Brahim Llob, man denkt, wir wollen Spuren verwischen. Der einzige Weg, uns von jedem Verdacht zu befreien, bestand darin, diesen Hurensohn festzunehmen und ihn bis zu seinem Prozeß am Leben zu erhalten. Man wollte ihn anhören. So war es ausgemacht. Ben war nicht irgendwer. Es konnte nicht sein, daß irgendein hergelaufener Komiker ihn aus einem x-beliebigen Grund umgelegt hat. Erinnere dich an das riesige Medientheater, das seine Ermordung ausgelöst hat. Sie waren fix mit der Erklärung bei der Hand. Dahinter steckt das System, hat es geheißen. Und das System, das sind wir. Wir werden beschuldigt, mit in der Scheiße zu stecken und die Drecksarbeit für die anderen zu machen. Wie immer.«
    Abrupt dreht er sich um und stürzt auf mich zu. Er bedrängt mich mit seinem keimfreien Atem und reißt sich seinen sorgsam manikürierten Fingernagel an meinem Ranzen auf:
    »Ich hatte dich gewarnt, Llob. Diese Geschichte ist hochexplosiv. Da mußte man mit Samtfingern drangehen.«
    »Davon geht die Welt auch nicht unter!« entgegne ich erbost. »Die Ermittlungen laufen weiter. Ich werde sie mit oder ohne Gai’d abschließen.«
    »Und wie wohl? Der Friseur war unser letzter Trumpf. Alles steht und fällt mit dieser verfluchten Diskette, von der kein Mensch weiß, wo sie steckt.«
    »Das ist mein Problem. Jetzt liegt’s an mir, so viel Lärm wie möglich zu machen, um das Wild aufzuscheuchen. Ich verlange freie Hand.«
    »Tut mir leid, ich habe keine Hand mehr frei. Ich habe alle Hände voll zu tun, den Scherbenhaufen, den du hinterlassen hast, beiseitezukehren. Was du jetzt anstellst, geht voll auf deine Kappe.«
     
    14
     
    Abderrahmane Kaak fährt in mein Büro ein wie ein Dschinn am Ende der Beschwörungsformel. Er schäume vor Wut und wirkt fast lächerlich. Mit hochrotem Kopf und weißem Gesabber im Mundwinkel hievt er sich auf die Zehenspitzen und knallt mir seine Papiere auf den

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