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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Als er »Retelibera« verließ, war
    der Commissario überzeugt, daß er genau das gesehen hatte,
    was ihn interessierte, aber das, was ihn interessierte, schien
    keinen Sinn zu ergeben.

Zehn
    Unschlüssig blieb Montalbano vor der Osteria San Calogero
    stehen: Es war zwar allmählich Zeit zum Essen, und Hunger
    hatte er auch, andererseits trieb ihn der Gedanke, der ihm
    während des Films gekommen war und dem nachgegangen
    werden mußte, in Richtung Crasticeddru. Der Duft der triglie
    fritte, der aus der Osteria kam, gewann das Duell. Er aß ein
    antipasto speciale di frutti di mare, dann ließ er sich zwei
    spigole bringen, die so frisch waren, daß sie noch im Wasser
    zu schwimmen schienen.
    »Sie essen, ohne bei der Sache zu sein.«
    »Sie haben recht, mich beschäftigt ein Gedanke.«
    »Sie dürfen angesichts der Gnade, die u Signuri Ihnen mit
    diesen spigole schenkt, an gar nichts denken«, sagte Calogero
    feierlich und entfernte sich.
    Montalbano ging im Büro vorbei, um sich nach dem
    Stand der Dinge zu erkundigen.
    »Dottor Jacomuzzi hat mehrmals angerufen«, teilte
    Germanà ihm mit.
    »Wenn er noch mal anruft, sag ihm, daß ich mich später
    bei ihm melde. Haben wir eine starke Taschenlampe?«
    Als Montalbano sich von der Provinciale her dem
    Crasticeddru näherte, beschloß er, das Auto stehenzulassen
    und zu Fuß weiterzugehen. Es war ein schöner Tag, der leichte
    Wind tat ihm gut und hob seine Laune. Auf dem Boden rund
    um den Grat waren jetzt die Reifenspuren von den Autos all
    der Neugierigen zu sehen, die hier herumgefahren waren, der
    Block, der als Tür gedient hatte, war ein paar Meter
    weggerückt, der Eingang zur Höhle lag frei. Er wollte gerade
    hineingehen, als er wie angewurzelt stehenblieb und lauschte.
    Von innen war halblautes Flüstern zu hören, hin und wieder
    unterbrochen von unterdrücktem Stöhnen. Ihm kam ein
    Verdacht: Wurde da etwa jemand gefoltert? Es war keine Zeit,
    zum Auto zu laufen und die Pistole zu holen. Er stürzte hinein
    und schaltete gleichzeitig die Taschenlampe an.
    »Stehenbleiben! Polizei!«
    Die beiden in der Grotte erstarrten vor Schreck, aber
    Montalbano erschrak noch viel mehr. Es waren ein Junge und
    ein Mädchen, blutjung, nackt und gerade dabei, sich zu lieben:
    Sie stützte sich, die Arme ausgestreckt, mit den Händen an der
    Wand ab, er preßte sich von hinten an sie. Im Schein der
    Taschenlampe wirkten sie wie wunderschöne Statuen. Der
    Commissario spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg,
    und während er die Taschenlampe ausschaltete und den
    Rückzug antrat, murmelte er linkisch: »Entschuldigt bitte... Ich
    habe mich geirrt... Laßt euch Zeit.« Es dauerte keine Minute,
    bis sie herauskamen, Jeans und T-Shirt sind schnell
    übergestreift. Es tat Montalbano aufrichtig leid, daß er sie
    gestört hatte, diese beiden weihten auf ihre Weise die Höhle
    wieder ein, jetzt, wo sie kein todbringendes Depot mehr war.
    Der Junge ging mit gesenktem Kopf, Hände in den
    Hosentaschen, an ihm vorbei, sie dagegen sah ihn kurz mit
    einem leisen Lächeln und einem amüsierten Blitzen in den
    Augen an.
    Der Commissario fand bereits nach einer raschen,
    oberflächlichen Erkundung bestätigt, daß das, was ihm in dem
    Video aufgefallen war, dem entsprach, was er an Ort und
    Stelle sah: Während die Seitenwände relativ glatt und kompakt
    waren, wies der untere Teil der hinteren, also der dem Eingang
    gegenüberliegenden Wand Unebenheiten, Vorsprünge und
    Vertiefungen auf; auf den ersten Blick wirkte sie grob
    behauen. Aber sie war nicht behauen, sondern bestand aus
    Steinen, die aufeinander und nebeneinander lagen. Die Zeit
    hatte dann dafür gesorgt, sie zusammenwachsen zu lassen, zu
    zementieren, mit Staub, Erde, Nässe und Salpeter der
    Umgebung anzupassen, bis die plumpe Mauer zu einer fast
    natürlichen Wand verformt war. Er sah sich alles genau an,
    untersuchte Zentimeter für Zentimeter, und am Ende hatte er
    keinen Zweifel mehr: Hinten in der Höhle mußte es eine
    Öffnung von mindestens einem mal einem Meter geben, die
    bestimmt nicht erst in den letzten Jahren zugemauert worden
    war.

    »Jacomuzzi? Hier ist Montalbano. Du mußt unbedingt...«
    »Könnte man vielleicht erfahren, wo du dich wieder
    rumgetrieben hast? Den ganzen Vormittag habe ich damit
    verbracht, dich zu suchen!«
    »Schon gut, jetzt bin ich ja da.«
    »Ich habe ein Stück Karton gefunden, wie von einem
    Paket oder vielmehr von einer großen Speditionskiste.«
    »Ich hab' mal

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