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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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beim
    Liebemachen überrascht hatte, hatte er das Leben entweiht;
    jetzt, bei den beiden Leichnamen, die für alle Zeiten
    unbeachtet in ihrer Umarmung hätten bleiben sollen, den Tod.

    Vielleicht lag es an diesem Schuldgefühl, daß er sich nicht an
    den Untersuchungen beteiligen wollte, die Jacomuzzi mit
    seinen Leuten vom Erkennungsdienst und der Gerichtsarzt
    Dottor Pasquano sofort einleiteten. Montalbano saß auf dem
    Felsblock, der der Waffenhöhle als Tür gedient hatte, und
    hatte schon fünf Zigaretten geraucht, als Pasquano, der sehr
    nervös war, nach ihm rief.
    »Wo bleibt denn der Giudice?«
    »Das fragen Sie mich?«
    »Wenn er nicht bald kommt, geht hier alles vor die
    Hunde. Ich muß die Leichen nach Montelusa bringen und kühl
    lagern. Man kann ja praktisch zuschauen, wie sie zerfallen.
    Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Rauchen Sie eine Zigarette mit mir«, versuchte
    Montalbano ihn zu beruhigen.
    Giudice Lo Bianco traf eine Viertelstunde später ein, als
    der Commissario bereits weitere zwei Zigaretten geraucht
    hatte.
    Lo Bianco warf einen flüchtigen Blick auf die Toten; in
    Anbetracht der Tatsache, daß sie nicht aus der Zeit von König
    Martin dem Jüngeren stammten, sagte er nur kurz angebunden
    zum Gerichtsarzt: »Machen Sie damit, was Sie wollen, das ist
    Schnee von gestern.«

    »Televigàta« wußte gleich, nach welcher Manier die
    Geschichte zu präsentieren war. In den Nachrichten um
    zwanzig Uhr dreißig erschien als erstes das aufgeregte Gesicht
    Prestìas, der eine sensationelle Story ankündigte, die, wie er
    sagte, »der genialen Intuition zu verdanken ist, die
    Commissario Salvo Montalbano aus Vigàta zu einer
    einzigartigen Figur unter den Ermittlern der Insel – und warum
    nicht? – ganz Italiens macht«. Er erinnerte an weitere
    Leistungen des Commissario, an die dramatische Festnahme
    des flüchtigen Tano u Grecu, des brutalen Mafiabosses, und
    die Entdeckung der Grotte im Crasticeddru, die als
    Waffenlager gedient hatte. Eine Sequenz der Pressekonferenz
    anläßlich Tanos Verhaftung wurde eingeblendet, bei der ein
    verstörter, stammelnder Typ, der so hieß wie Montalbano und
    ebenfalls Commissario war, mühsam ein paar Worte
    herauswürgte. Prestìa erzählte weiter, wie der hervorragende
    Ermittler zu der Überzeugung gelangt war, daß sich hinter der
    Waffenhöhle eine weitere Höhle befinden mußte, die mit der
    ersten verbunden war.
    »Ich«, sagte Prestìa, »vertraute auf die Intuition des
    Commissario und begleitete ihn zusammen mit meinem
    Kameramann Schirirò Gerlando.«
    Und dann stellte Prestìa mit Orakelstimme einige Fragen:
    Hatte der Commissario ungeahnte paranormale Kräfte? Wie
    war er darauf gekommen, daß sich hinter ein paar über die
    Jahre schwarz gewordenen Steinen eine Tragödie aus
    vergangenen Zeiten verbarg? Verfügte der Commissario etwa
    über den Röntgenblick eines Superman?
    Montalbano, der die Sendung zu Hause verfolgte und seit
    einer halben Stunde keine saubere Unterhose finden konnte,
    wo doch irgendwo eine sein mußte, sagte bei dieser letzten
    Frage Prestìas, er solle ihn am Arsch lecken. Während die
    eindrucksvollen Bilder von den Leichen in der Grotte über den
    Bildschirm liefen, legte Prestìa voller Überzeugung seine
    These dar. Er wußte nichts von dem Loch in der Schläfe des
    Mannes und sprach daher von einem Tod aus Liebe. Seiner
    Meinung nach hatten sich die beiden Liebenden, deren
    Leidenschaft von ihren Familien nicht geduldet wurde, in der
    Grotte eingeschlossen, den Durchgang zugemauert und sich
    dem Hungertod anheimgegeben. Sie hatten ihre letzte Zuflucht
    mit einem alten Teppich und einem Krug mit Wasser
    eingerichtet und eng umschlungen auf den Tod gewartet. Von
    der Schale mit den Münzen sagte er nichts, sie paßte nicht in
    das Bild, das er sich ausmalte. Die beiden, fuhr Prestìa fort,
    hätten nicht identifiziert werden können, die Geschichte liege
    mindestens fünfzig Jahre zurück. Dann berichtete ein anderer
    Journalist von den Ereignissen des Tages: Ein sechsjähriges
    Mädchen wurde von einem Onkel väterlicherseits vergewaltigt
    und mit einem Stein erschlagen, in einem Brunnen wurde eine
    Leiche gefunden, eine Schießerei in Merfi mit drei Toten und
    vier Verletzten, der Tod eines Arbeiters, ein Zahnarzt war
    verschwunden, der Selbstmord eines Händlers, den Wucherer
    ruiniert hatten, die Verhaftung eines Gemeinderats aus
    Montevergine wegen Erpressung und Korruption, der
    Selbstmord des Präsidenten

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