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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gehört.«
    »Sind Sie in der Lage, sie zu identifizieren?«
    »Nein. Ich rufe an, weil im Fernsehen etwas nur flüchtig
    erwähnt wurde, das für Sie jedoch interessant sein könnte. Es
    geht um den Hund aus Terracotta. Wenn Sie nichts dagegen
    haben, komme ich morgen vormittag mit Ragioniere
    Burruano, dem Buchhalter, ins Büro, kennen Sie ihn?«
    »Vom Sehen. Paßt es Ihnen um zehn?«

    »Hier«, sagte Livia. »Ich will es hier machen und zwar
    sofort.«
    Sie befanden sich in einer Art Park mit dichtem
    Baumbestand. Zu ihren Füßen krochen Tausende von
    Schnecken verschiedenster Art, vignarole, attuppateddri,
    vavaluci, scataddrizzi, crastuna.
    »Warum denn ausgerechnet hier? Komm, wir gehen zum
    Auto zurück, in fünf Minuten sind wir daheim, hier kommen
    doch Leute vorbei.«
    »Keine Widerrede, du Schisser«, sagte Livia, griff nach
    seinem Gürtel und versuchte ungeschickt, ihn aufzuschnallen.
    »Laß mich das machen«, sagte er.
    Livia war im Nu ausgezogen, während er noch in Hose
    und Unterhose steckte.
    Sie ist es gewohnt, sich schnell auszuziehen, dachte er in
    einem Anfall sizilianischer Eifersucht. Livia warf sich ins
    feuchte Gras, machte die Beine breit, streichelte ihre Brüste,
    und er hörte das eklige Geräusch, als Dutzende Schnecken von
    ihrem Körper zerquetscht wurden.
    »Los, mach schon.«
    Montalbano hatte es endlich geschafft, sich auszuziehen,
    und zitterte vor Kälte. Mittlerweile krochen zwei oder drei
    vavaluci über Livias Körper.
    »Was willst du denn damit?« fragte sie kritisch mit einem
    Blick auf seinen Schwanz. Sie erbarmte sich seiner und kniete
    sich hin, nahm ihn in die Hand, streichelte ihn, steckte ihn in
    den Mund. Als er bereit war, legte sie sich wieder hin.
    »Los, fick mich, aber anständig!«
    Warum ist sie denn plötzlich so ordinär? dachte er
    verstört. Als er in sie eindrang, sah er den Hund in ein paar
    Schritten Entfernung. Es war ein weißer Hund, die rote Zunge
    hing ihm aus dem Maul, er knurrte gefährlich und fletschte die
    Zähne, Geifer troff herunter. Seit wann stand er da?
    »Was ist los? Schwächelst du schon?«
    »Da ist ein Hund.«
    »Der kann mich mal. Mach weiter!«
    Genau in diesem Augenblick schnellte der Hund hoch,
    und Montalbano erstarrte vor Angst. Der Hund landete wenige
    Zentimeter vor seinem Gesicht, er blieb reglos stehen, seine
    Färbung verblich, er kauerte sich hin, die Vorderbeine
    ausgestreckt, die Hinterbeine angezogen, und wurde zu einer
    tönernen Kunstfigur. Es war der Hund aus der Grotte, der die
    Toten bewachte. Plötzlich verschwanden Himmel, Bäume,
    Gras und gerannen zu Wänden und einem Dach aus Fels, und
    er begriff voller Grauen, daß die Toten in der Grotte nicht
    zwei Unbekannte, sondern er und Livia waren.

    Keuchend und schweißgebadet wachte er aus dem Alptraum
    auf und bat Livia im Geiste sofort um Verzeihung, daß er sie
    sich im Traum so vulgär vorgestellt hatte. Was bedeutete
    dieser Hund? Und diese widerlichen Schnecken, die überall
    herumkrochen?
    Aber der Hund, der Hund hatte ganz bestimmt irgendeine
    Bedeutung.

    Auf dem Weg ins Büro fuhr er am Zeitungskiosk vorbei und
    kaufte die beiden Tageszeitungen, die auf der Insel
    herausgegeben wurden. Beide berichteten ausführlich über die
    Entdeckung der Höhlenleichen, den Waffenfund dagegen
    hatten sie so ziemlich vergessen. Die Zeitung, die in Palermo
    gedruckt wurde, war von einem Selbstmord aus Liebe
    überzeugt, das Blatt aus Catania war auch für die
    Mordhypothese offen, ohne dabei die Selbstmordhypothese zu
    unterschlagen, denn sie titulierte gar Zweifacher Selbstmord
    oder Doppelmord? und stellte geheimnisvolle und vage
    Betrachtungen zum Unterschied zwischen doppelt und
    zweifach an. Andererseits bezog die Zeitung sonst nie
    Position, egal, ob es sich um einen Krieg oder ein Erdbeben
    handelte, sie hängte ihre Fahne nach dem Wind und genoß
    daher den Ruf eines unabhängigen und liberalen Blattes. Keine
    der beiden Zeitungen hielt sich bei dem Krug, der Schale und
    dem Hund aus Terracotta auf.
    Kaum stand Montalbano in der Tür, fragte Catarella ihn
    ganz außer Atem, was er denn den Hunderten von Journalisten
    sagen solle, die dauernd anriefen und ihn sprechen wollten.
    »Sag ihnen, ich bin in geheimer Mission unterwegs.«
    »Und daß Sie Missionar geworden sind?« fragte der
    Polizist enorm geistreich und brach ganz allein in schallendes
    Gelächter aus.
    Montalbano beglückwünschte sich dazu, daß er noch am
    Abend, bevor er schlafen gegangen

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