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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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war, den Telefonstecker
    herausgezogen hatte.

Dreizehn
    »Dottor Pasquano? Hier ist Montalbano. Ich wollte fragen, ob
    es was Neues gibt.«
    »Sissignore. Meine Frau ist erkältet, und meiner Enkelin
    ist ein Zahn ausgefallen.«
    »Sind Sie sauer, Dottore?«
    »Allerdings!«
    »Auf wen denn?«
    »Sie wollen wissen, ob es was Neues gibt! Was fällt
    Ihnen eigentlich ein, mich um neun Uhr morgens zu fragen, ob
    es was Neues gibt! Glauben Sie etwa, ich habe die Nacht
    damit verbracht, wie ein Geier oder ein Rabe in den Bäuchen
    von zwei Leichen herumzupicken? Ich schlafe schließlich in
    der Nacht! Und jetzt habe ich mit dem Ertrunkenen zu tun, den
    sie bei Torre Spaccata gefunden haben. Der übrigens nicht
    ertrunken ist, weil sie ihm nämlich drei Messerstiche in die
    Brust versetzt haben, bevor sie ihn ins Meer warfen.«
    »Dottore, sollen wir wetten?«
    »Was denn?«
    »Daß Sie die Nacht mit den beiden Toten verbracht
    haben.«
    »Na gut, gewonnen.«
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Bisher kann ich wenig sagen, ich bin noch nicht fertig.
    Sicher ist, daß sie erschossen wurden. Er mit einem Schuß in
    die Schläfe, sie mit einem Schuß ins Herz. Bei der Frau konnte
    man die Verletzung nicht sehen, weil seine Hand darauf lag.
    Eine regelrechte Hinrichtung, während sie schliefen.«
    »In der Grotte?«
    »Nein, ich glaube nicht, wahrscheinlich wurden sie
    bereits tot hingebracht und dann, nackt wie sie waren,
    zurechtgelegt.«
    »Konnten Sie feststellen, wie alt sie waren?«
    »Ich will mich nicht festlegen, aber sie müssen jung
    gewesen sein, sehr jung.«
    »Wann ist das Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Ich könnte eine Vermutung äußern, aber bitte nageln Sie
    mich nicht darauf fest. Über den Daumen gepeilt, vor etwa
    fünfzig Jahren.«

    »Ich bin die nächste Viertelstunde für niemanden zu sprechen,
    und stell mir keine Gespräche durch«, sagte Montalbano zu
    Catarella. Dann schloß er die Tür zu seinem Büro ab, ging an
    den Schreibtisch zurück und setzte sich. Mimì Augello saß
    bereits, allerdings stocksteif und kerzengerade.
    »Wer fängt an?« fragte Montalbano.
    »Ich«, sagte Augello, »ich habe dich ja um ein Gespräch
    gebeten. Weil ich finde, daß es langsam Zeit dafür ist.«
    »Ich höre.«
    »Was habe ich dir eigentlich getan?«
    »Du? Nichts hast du mir getan. Warum fragst du?«
    »Weil ich mich hier drin mittlerweile wie ein Fremder
    fühle. Du sagst mir nichts von dem, was du machst, du gehst
    mir aus dem Weg. Und das kränkt mich. War es deiner
    Meinung nach zum Beispiel richtig, daß du mir die Geschichte
    mit Tano u Grecu vorenthalten hast? Ich bin doch nicht
    Jacomuzzi, der alles ausposaunt, ich kann schließlich was für
    mich behalten. Was in meinem eigenen Kommissariat los war,
    habe ich aus der Pressekonferenz erfahren. Findest du das mir
    gegenüber in Ordnung, wo ich bis zum Beweis des Gegenteils
    immer noch dein Vice bin?«
    »Ist dir eigentlich klar, wie heikel diese Geschichte war?«
    »Eben weil es mir klar ist, bin ich so sauer. Denn es
    bedeutet, daß ich deiner Meinung nach nicht der Richtige für
    heikle Angelegenheiten bin.«
    »Das habe ich nie gedacht.«
    »Du hast es nie gedacht, aber immer danach gehandelt.
    Wie bei der Waffengeschichte, von der ich zufällig erfahren
    habe.«
    »Weißt du, Mimì, ich war einfach zu angespannt und in
    Eile, da habe ich vergessen, dich zu informieren.«
    »Erzähl doch keinen Mist, Salvo. Es geht um was ganz
    anderes.«
    »Um was denn?«
    »Das kann ich dir sagen. Du hast dir ein Kommissariat
    zurechtgebastelt, wie es dir in den Kram paßt. Fazio, Germanà
    und Galluzzo, nimm, wen du willst, sind nichts anderes als
    verlängerte Arme eines einzigen Kopfes, nämlich deines. Weil
    sie nicht widersprechen, sie stellen nichts in Frage, sie führen
    aus und basta. Es gibt nur zwei Fremdkörper hier drin.
    Catarella und ich. Catarella, weil er zu blöd ist, und ich...«
    »...weil du zu intelligent bist.«
    »Siehst du? Ich habe das nicht gesagt. Du unterstellst mir
    einen Hochmut, den ich nicht habe, und boshaft bist du auch
    noch dabei.«
    Montalbano sah ihn an, stand auf, steckte die Hände in
    die Hosentaschen, ging um den Stuhl herum, auf dem Augello
    saß, und blieb dann stehen. »Das war nicht boshaft, Mimì. Du
    bist wirklich intelligent.«
    »Wenn du das wirklich findest, warum schließt du mich
    dann aus? Ich kann dir mindestens genauso nützlich sein wie
    die anderen.«
    »Das ist es ja, Mimì. Nicht genauso wie die

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