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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Geschichte mit dem Scherz, wie er es
    nennt.«
    »Wirklich genial«, sagte der Questore. »Ja, aber wenn
    man genau hinschaut, findet sich immer ein Fehler, irgendein
    Schwachpunkt. In unserem Fall haben sie nicht gemerkt, daß
    ein Stück Karton unter die Bretter gerutscht war, die als Boden
    in der Grotte lagen.«
    »Ach ja, stimmt«, sagte der Questore nachdenklich.
    Dann, mehr zu sich selbst: »Wer weiß, wo die leeren Kisten
    hingekommen sind.«
    Manchmal wunderte sich der Questore über belanglose
    Details.
    »Wahrscheinlich haben sie sie in ein Auto gesteckt und
    irgendwo in der Pampa verbrannt. Am Crasticeddru waren
    nämlich mindestens zwei Autos von Komplizen, vielleicht, um
    den Fahrer des Lastwagens mitzunehmen, wenn der erst mal
    an der Tankstelle abgestellt war.«
    »Ohne dieses Stück Karton hätten wir also nichts
    herausgefunden«, schloß der Questore.
    »Na ja, ganz so ist es auch wieder nicht«, sagte
    Montalbano. »Ich hatte schon eine andere Spur verfolgt, die
    mich unweigerlich zu der gleichen Schlußfolgerung gebracht
    hätte. Schauen Sie, sie mußten einen armen alten Mann
    umbringen.«
    Der Questore fuhr auf. »Ein Mord?« fragte er finster.
    »Warum weiß ich davon nichts?«
    »Weil es wie ein Unfall aussehen sollte. Ich weiß erst seit
    gestern mit Gewißheit, daß die Bremsen an seinem Auto
    manipuliert waren.«
    »Haben Sie das Jacomuzzi gesagt?«
    » Per l'amor di Dio! Jacomuzzi ist lieb und nett und sehr
    fähig, aber wenn man ihn mit einbezieht, kann man gleich eine
    Pressemeldung rausgeben.«
    »Dem muß ich mal ordentlich den Kopf waschen, dem
    Jacomuzzi«, seufzte der Questore. »Erzählen Sie mir alles,
    aber der Reihe nach und langsam.«
    Montalbano berichtete ihm die Geschichte von Misuraca
    und dem Brief, den dieser ihm geschickt hatte.
    »Er wurde umsonst getötet«, sagte er abschließend.
    »Seine Mörder wußten nicht, daß er mir schon alles
    geschrieben hatte.«
    »Warum hat Ingrassia sich denn in der Nähe des
    Supermarktes aufgehalten, während sie den Diebstahl
    simulierten, wenn man Misuraca Glauben schenken darf?«
    »Wenn es weitere Probleme gegeben hätte, ein
    ungelegener Besuch zum Beispiel, wäre er zur Stelle gewesen
    und hätte erklärt, daß alles in Ordnung sei, daß sie die Ware
    zurückschickten, weil die Leute von Brancato die
    Bestellungen durcheinandergebracht hätten.«
    »Und der Nachtwächter in der Gefriertruhe?«
    »Der war kein Problem mehr. Den hätten sie schon noch
    verschwinden lassen.«
    »Wie geht's jetzt weiter?« fragte der Questore nach einer
    Pause.
    »Tano u Grecu hat uns, auch ohne Namen zu nennen, ein
    großes Geschenk gemacht«, fing Montalbano an, »und das
    dürfen wir nicht ungenutzt lassen. Wir müssen uns die
    nächsten Schritte gut überlegen, dann können wir einen Ring
    auffliegen lassen, dessen Ausmaß wir noch gar nicht kennen.
    Wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir Ingrassia oder
    jemanden von der Firma Brancato sofort festnehmen, richten
    wir gar nichts aus. Wir müssen an die großen Fische ran.«
    »Einverstanden«, sagte der Questore. »Ich sage Catania
    Bescheid, sie sollen für strengste Überw...«
    Er unterbrach sich und zog eine Grimasse, als er sich
    bitter an den Maulwurf erinnerte, der in Palermo geplaudert
    und damit Tanos Tod verursacht hatte. Es war durchaus
    möglich, daß es in Catania auch einen gab.
    »Wir gehen das ganz langsam an«, entschied er, »und
    überwachen nur Ingrassia.«
    »Und ich bitte den Richter um die entsprechende
    Genehmigung«, sagte der Commissario.
    Als er gehen wollte, rief der Questore noch mal an.
    »Hören Sie, meiner Frau geht's viel besser. Paßt Ihnen
    Samstag abend? Wir haben viel zu besprechen.«

    Giudice Lo Bianco, der Richter, war ungewöhnlich gutgelaunt,
    seine Augen glänzten.
    »Es scheint Ihnen gutzugehen.« Der Commissario konnte
    sich die Bemerkung nicht verkneifen.
    » Eh sì, eh sì, es geht mir wirklich gut.«
    Er sah sich um, setzte ein konspiratives Gesicht auf,
    beugte sich zu Montalbano vor und sagte leise: »Wußten Sie,
    daß Rinaldo an der rechten Hand sechs Finger hatte?«
    Einen Moment lang war Montalbano verwirrt. Dann fiel
    ihm wieder ein, daß der Giudice seit Jahren an einem
    umfangreichen Werk arbeitete – Leben und Unternehmungen
    von Rinaldo und Antonio Lo Bianco, vereidigte Lehrmeister an
    der Universität von Girgenti zur Zeit König Martins des
    Jüngeren (1402-1409) –, denn er hatte die fixe Idee, daß er mit
    ihnen verwandt

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