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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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betastete seine verletzte Seite.
    »Das macht sich ja schon sehr gut«, lautete sein Urteil.
    »Die Operation war erfolgreich.«
    Operation? Von welcher Operation redete er? Ach ja,
    wahrscheinlich haben sie die Kugel rausgeholt, die ihn verletzt
    hatte. Aber die Kugel aus einer Maschinenpistole blieb
    eigentlich nicht stecken, sondern durchschlug den Körper. Er
    wollte fragen, um Erklärungen bitten, brachte aber keinen Ton
    heraus. Doch der Chefarzt sah seinen Blick, sah die Fragen,
    die in Montalbanos Augen lagen.
    »Wir mußten Sie notoperieren. Die Kugel hat den
    Dickdarm durchschlagen.«
    Den Dickdarm? Was, zum Teufel, hatte der Dickdarm in
    seiner Seite verloren? Der Dickdarm hatte doch nichts mit den
    Seiten zu tun, der gehörte in den Bauch. Aber wenn er etwas
    mit dem Bauch zu tun hatte, bedeutete dies etwa – sogar die
    Ärzte bemerkten, wie sehr es ihn schauderte –, daß er ab sofort
    für den Rest seines Lebens Breichen essen mußte?
    »...Breichen?« brachte Montalbano schließlich heraus –
    dieser grauenhafte Gedanke hatte seine Stimmbänder
    reaktiviert.
    »Was hat er gerade gesagt?« fragte der Chefarzt seine
    Kollegen.
    »Ich glaube, er hat ‚Eichen’ gesagt«, meinte einer.
    »Nein, nein, er hat ‚Leichen’ gesagt«, mischte sich ein
    anderer ein.
    Noch beim Hinausgehen erörterten sie die Frage.

    Um halb neun ging die Tür auf, und Catarella kam herein.
    »Dottori, wie fühlen Sie sich?«
    Wenn es auf der Welt einen Menschen gab, mit dem
    Montalbano ein Gespräch für völlig überflüssig hielt, dann war
    das Catarella. Er gab keine Antwort, bewegte nur den Kopf,
    wie um zu sagen, daß es gar nicht schlimmer sein könne.
    »Ich bin als Wachtposten hier und muß Sie bewachen.
    Dieses Krankenhaus ist wie ein Hafen, da geht's dauernd rein
    und raus. Es könnte ja sein, daß einer kommt, der was Böses
    vorhat und die Sache fertig machen will. Hab' ich mich
    verständlich ausgedrückt?«
    Das hatte er. »Wissen Sie eigentlich, Dottori, daß ich
    mein Blut für Sie gespendet habe?«
    Er bezog wieder seinen Wachtposten, um ihn zu
    bewachen. Voller Bitterkeit dachte Montalbano daran, daß ihn
    düstere Jahre erwarteten, wenn er mit Catarellas Blut leben
    und Griesbrei essen mußte.

    Die ersten von ungezählten Küssen, die er im Lauf des Tages
    noch bekommen sollte, gab ihm Fazio.
    »Wußten Sie, Dutturi, daß Sie wie ein junger Gott
    schießen? Einen haben Sie mit einem einzigen Schuß am Hals
    erwischt, den anderen haben Sie verletzt.«
    »Den anderen habe ich auch getroffen?«
    » Sissignore, wir wissen zwar nicht wo, aber getroffen
    haben Sie ihn. Das hat Dottor Jacomuzzi festgestellt, zehn
    Meter von den Autos entfernt war eine rote Pfütze, das war
    Blut.«
    »Habt ihr den Toten identifiziert?«
    »Klar.«
    Er fischte einen Zettel aus der Jackentasche und las vor.
    »Munafò Gerlando, geboren in Montelusa am sechsten
    September 1970, ledig, wohnhaft in Montelusa, Via Crispi 43,
    keine besonderen Kennzeichen.«
    Er sollte sich wirklich ins Standesamt versetzen lassen!
    dachte Montalbano.
    »War er mit dem Gesetz in Konflikt?«
    »Nein, absolut nichts. Keine Vorstrafen.«
    Fazio steckte den Zettel wieder ein. »Die kriegen doch
    höchstens eine halbe Million für so was.« Er schwieg,
    offensichtlich wollte er ihm etwas sagen, aber es fehlte ihm
    der Mut dazu. Montalbano kam ihm zu Hilfe.
    »War Gegè sofort tot?«
    »Er hat nicht gelitten. Die Garbe hat ihm den halben Kopf
    weggerissen.«
    Die anderen besuchten ihn auch. Es gab jede Menge
    Küsse und Umarmungen.

    Aus Montelusa kamen Jacomuzzi und Dottor Pasquano. »Du
    stehst in allen Zeitungen«, sagte Jacomuzzi. Er war ergriffen,
    aber auch ein bißchen neidisch.
    »Ich habe es wirklich bedauert, daß ich Sie nicht
    obduzieren konnte«, sagte Pasquano. »Ich wüßte zu gern, wie
    es bei Ihnen drin aussieht.«

    »Ich war als erster zur Stelle«, sagte Mimì Augello. »Als ich
    dich in diesem Zustand und in dieser schrecklichen Situation
    gesehen habe, da bin ich so erschrocken, daß ich fast in die
    Hose gemacht hätte.«
    »Wie hast du es erfahren?«
    »Ein anonymer Anrufer hat sich im Büro gemeldet und
    gesagt, an der Scala dei Turchi sei eine Schießerei. Galluzzo
    hatte Dienst, er hat mich sofort angerufen. Und er hat mir was
    gesagt, was ich nicht wußte. Und zwar, daß du dich oft mit
    Gegè an der Stelle getroffen hast, wo die Schüsse gefallen sein
    sollen.«
    »Er wußte es?!«
    »Anscheinend wußten es alle! Die halbe

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