Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
einem langen Kabel … Siehst du diese gleichmäßig gekreuzten Schatten? Die stammen von dem Schutzgitter der Lampe.«
    »Und?«
    »Ich meine gar nicht dieses Licht. Es muss eine zweite Lichtquelle geben, die einen Schatten auf den gegenüberliegenden Beckenrand wirft. Da, siehst du? Das geht so: Derjenige, der das Foto macht, steht nicht auf dem Rand der Wanne, sondern davor, und er beugt sich nach vorn, um Susanna aufzunehmen. Das bedeutet, dass der Beckenrand ziemlich breit und leicht erhaben ist. Damit ein solcher Schatten entsteht, muss hinter dem Mann, der das Foto schießt, ein Licht sein. Aber aufgepasst: Bei einem Lichtbündel wäre der Schatten tiefer und klarer begrenzt.«
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Hinter dem Fotografen steht ein Fenster offen.«
    »Ja und?«
    »Glaubst du, die fotografieren bei geöffnetem Fenster ein Entführungsopfer, ohne es zu knebeln?«
    »Aber das stützt meine Hypothese doch! Wenn sie auf einem einsamen Hof gefangen gehalten wird, kann sie schreien, so viel sie will! Kein Mensch hört sie, selbst wenn sämtliche Fenster offen stehen!«
    »Na, ich weiß nicht«, meinte Montalbano und drehte das Foto um.
    für die zuständige Person
    In Druckbuchstaben mit einem Kugelschreiber geschrieben, und zwar von jemandem, der Italienisch zu schreiben gewohnt war. Doch die Schrift wirkte seltsam ungelenk.
    »Das ist mir auch aufgefallen«, sagte Minutolo. »Nicht dass die Schrift gefälscht werden sollte, ich glaube eher, dass ein Linkshänder versucht hat, mit rechts zu schreiben.«
    »Für mich sieht das Schriftbild irgendwie verlangsamt aus.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Als ob sich jemand, der schlampig, fast unleserlich schreibt, bemüht hätte, jeden Buchstaben ordentlich zu schreiben, und deshalb langsamer als sonst geschrieben hat. Und noch etwas. Das Z von ›zuständige‹ ist eine Korrektur. Wenn ich das richtig sehe, stand da erst ein B. Der Verfasser wollte ›für die betreffende Person‹ schreiben, doch dann hat er sich für ›zuständige‹ entschieden. Das ist gezielter. Susannas Kidnapper ist nicht irgendein Trottel, sondern jemand, der die Bedeutung von Wörtern kennt.«
    »Du bist klasse«, sagte Minutolo. »Aber was bringen uns deine Schlüsse jetzt?«
    »Im Moment gar nichts.«
    »Dann überlegen wir doch mal, was zu tun ist. Meines Erachtens sollten wir als Erstes mit Antonio Peruzzo Kontakt aufnehmen. Einverstanden?«
    »Klar. Hast du seine Nummer?«
    »Ja. Ich habe ein paar Informationen eingeholt, während ich auf dich gewartet habe. Zur Zeit hat Peruzzo drei oder vier Firmen mit einer Hauptniederlassung in Vigàta, die sich ›Progresso Italia‹ nennt.«
    Montalbano grinste höhnisch.
    »Was ist?«
    »Wie sollte es auch anders sein. Ganz auf der Höhe der Zeit. Der Fortschritt Italiens in den Händen eines Betrügers!«
    »Du irrst dich, denn offiziell läuft alles auf den Namen seiner Frau Valeria Cusumano. Obwohl ich nicht glaube, dass die Signora jemals einen Fuß in dieses Büro gesetzt hat.«
    »Dann ruf mal an.«
    »Nein, du rufst an. Lass dir einen Termin geben und geh hin. Da ist die Nummer.«
    Auf dem Zettel, den Minutolo ihm reichte, standen vier Nummern. Er rief in der Generaldirektion an.
    »Hallo? Hier spricht Commissario Montalbano. Kann ich bitte mit dem Ingegnere sprechen?«
    »Mit welchem denn?«
    »Gibt es mehr als einen?«
    »Ja, Ingegnere Di Pasquale und Ingegnere Nicotra.«
    Und der liebe Antonio, war der etwa ein Geist?
    »Eigentlich wollte ich Ingegnere Peruzzo sprechen.«
    »Er ist nicht da.«
    Montalbano packte die Wut.
    »Nicht im Büro? Nicht in der Stadt? Nicht bei Sinnen? Nicht …«
    »Nicht in der Stadt«, fiel ihm die Sekretärin reserviert und ein bisschen beleidigt ins Wort.
    »Wann kommt er zurück?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wo ist er denn hingefahren?«
    »Nach Palermo.«
    »Wissen Sie, in welchem Hotel er abgestiegen ist?«
    »Im Excelsior.«
    »Hat er ein Handy?«
    »Ja.«
    »Geben Sie mir die Nummer.«
    »Ich weiß nicht, ob ich …«
    »Wissen Sie, was ich jetzt gleich mache?«, zischte Montalbano wie jemand, der im Dunkeln ein Messer zückt. »Ich komme zu Ihnen ins Büro und bitte Sie persönlich darum.«
    »Nein, nein, Sie kriegen sie ja schon!«
    Als er die Nummer hatte, rief er im Excelsior an.
    »Signor Peruzzo ist nicht im Haus.«
    »Und wann kommt er wieder?«
    »Er war seit gestern nicht mehr hier.«
    Das Handy war ausgeschaltet.
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher