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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Vermögen beschlagnahmen, weder das von Mistrettas Verwandten, noch das von Mistrettas Freunden, Bekannten oder Nachbarn … Ein einziger Redeschwall, er hat sich überhaupt nicht mehr eingekriegt.«
    »Sag mal, hast du das Foto von Susanna noch?«
    »Ja.«
    »Kannst du es mir bis morgen leihen? Ich will’s mir noch mal genauer ansehen. Gallo holt es ab.«
    »Geht es dir immer noch um die Sache mit dem Licht?«
    »Ja.«
    Das war gelogen, es ging nicht um ein Licht, sondern um einen Schatten.
    »Aber verlier mir ja das Foto nicht, Montalbà. Sonst kriegen wir vom Staatsanwalt was zu hören.«
    »Bitte schön, das Foto«, sagte Gallo eine halbe Stunde später und reichte ihm ein Kuvert.
    »Danke. Schick Catarella zu mir.«
    Catarella stand im Nu vor ihm, mit hängender Zunge wie ein Hund, dessen Herrchen gepfiffen hat.
    »Jawohl! Dottori!«
    »Catarè, du hast doch so einen tüchtigen Freund … der Fotos vergrößern kann … Wie heißt der noch mal?«
    »Dem sein Name ist Cicco De Cicco, Dottori.«
    »Ist er noch in der Questura Montelusa?«
    »Klar, Dottori. Der ist da immer noch.«
    »Sehr gut. Imbrò soll den Telefondienst übernehmen, und du bringst deinem Freund das Foto, und zwar jetzt gleich. Ich erklär dir genau, was er zu tun hat.«
    »Ein junger Mann will Sie sprechen. Er heißt Francesco Lipari.«
    »Er kann reinkommen.«
    Francesco war schmal geworden, die Augenringe nahmen das halbe Gesicht ein, er sah aus wie der Mann mit der Maske aus einem Comic-Heft.
    »Haben Sie das Foto gesehen?«, fragte er, ohne Montalbano zu begrüßen.
    »Ja.«
    »Wie sieht sie da aus?«
    »Also, erstens war sie nicht angekettet, wie dieser Idiot von Ragonese gesagt hat. Und zweitens sitzt sie nicht in einem Brunnen, sondern in einem gut drei Meter tiefen Becken. Ich würde sagen, es geht ihr den Umständen entsprechend gut.«
    »Kann ich das Bild sehen?«
    »Da hättest du eher kommen müssen … Ich habe es nach Montelusa geschickt, eine Sache muss noch überprüft werden.«
    »Was denn?«
    Er konnte Francesco nicht alles erzählen, was ihm durch den Kopf ging.
    »Es hat nichts mit Susanna zu tun, sondern mit der Umgebung, in der sie fotografiert wurde.«
    »Sieht man, ob sie … ob sie ihr etwas angetan haben?«
    »Das schließe ich aus.«
    »Kann man ihr Gesicht sehen?«
    »Ja.«
    »Wie ist ihr Blick?«
    Der junge Mann würde bestimmt mal ein guter Polizist werden.
    »Nicht verängstigt. Das ist mir eigentlich als Erstes aufgefallen. Ihr Blick ist sogar ausgesprochen …«
    »… entschlossen?«, fragte Francesco Lipari.
    »Genau.«
    »Ich kenne sie. Das bedeutet, dass sie nicht aufgeben wird, dass sie früher oder später selbst versuchen wird, da rauszukommen. Die Entführer sollten gut auf sie aufpassen.«
    Nach einer Pause fragte er:
    »Glauben Sie, dass Peruzzo zahlt?«
    »So wie es aussieht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als für das Lösegeld aufzukommen.«
    »Wissen Sie, dass Susanna mir nie etwas von der Geschichte mit dem Onkel und ihrer Mutter erzählt hat? Das hat mir ganz schön zugesetzt.«
    »Warum?«
    »Weil sie offensichtlich kein Vertrauen zu mir hat.«
    Nachdem Francesco halbwegs erleichtert das Büro verlassen hatte, dachte Montalbano über die Worte des jungen Mannes nach. Susanna war zweifellos mutig, das bestätigte ihr Blick auf dem Foto. Mutig und entschlossen. Aber warum hatte ihre Stimme dann beim ersten Anruf geklungen, als bäte sie verzweifelt um Hilfe? Widersprachen sich da nicht Stimme und Blick? Vielleicht war das aber auch nur scheinbar ein Widerspruch. Möglicherweise hatte der Anruf ein paar Stunden nach der Entführung stattgefunden, als Susanna noch unter Schock stand und noch nicht wieder die Kontrolle über sich erlangt hatte. Man kann nicht rund um die Uhr mutig sein. Ja, das war die einzig mögliche Erklärung.
    »Dottori, Cicco De Cicco hat gesagt, dass er sich gleich dranmacht. Die Bilder sind morgen früh um neun fertig.«
    »Du gehst sie dann abholen.«
    Catarella machte plötzlich ein geheimnisvolles Gesicht, beugte sich vor und flüsterte:
    »Ist das was Vertrauliches von uns zwei, Dottori?«
    Montalbano nickte, und Catarella winkelte die Arme vom Körper ab, spreizte die Finger und ging steifbeinig hinaus.
    Vor lauter Stolz darüber, dass er mit seinem Chef ein Geheimnis teilte, wurde er vom Hund zum Rad schlagenden Pfau.
    In Gedanken versunken stieg Montalbano ins Auto und machte sich auf den Weg nach Marineila. Aber konnte man den Wirrwarr aus sinnlosen Wörtern und

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